Ein Jahr lang bereichert der Kia Stinger schon unser Straßenbild, wenn auch nur in homöopathischen Dosen, bis dato wurden vom großen Koreaner hier zu Lande 75 Stück ausgeliefert. Interessant dabei: Der Benziner-Anteil liegt bei 75 Prozent, Tendenz freilich fallend. Zum ersten Test Ende 2017 gastierte der gehobene Mittelklassler auch gleich als Topmodell mit dem doppelt aufgeladenen V6 – und überraschte mit seiner Dynamik: Bis heute hält der Spitzen-Stinger in unserem Tracktest-Ranking Platz vier, vor so Kalibern wie BMW 540i xDrive oder Alfa Giulia Quadrifoglio.
Jetzt, ein Jahr danach, nehmen wir uns die Diesel-Version zur Brust. 200 PS und 440 Nm sind selbstverständlich mehr als ausreichend, wenngleich die Fahrleistungen im Klassenvergleich keine Benchmark setzen. Die Agilität weiß natürlich auch beim Selbstzünder zu gefallen, zumal mit optionalem Allradantrieb. Das gilt gleichermaßen für die Coupé-artige Optik, die nach wie vor ein Eyecatcher ist – vielleicht gerade deshalb, weil man den Stinger nicht so oft auf unseren Straßen sieht. So könnte er als Firmenauto durchaus Sinn machen: Für alle die beim Dienstwagen Audi, BMW und Mercedes nicht mehr sehen – oder finanzieren – wollen.
Motor & Getriebe – Der Vierzylinder-Diesel ist mittelmäßig gedämmt, legt spontan los, bietet aber bestenfalls durchschnittliche Fahrleistungen. Achtgang-Automatik auf der komfortablen Seite, bisweilen zögerlich bei Kick-down.
Fahrwerk & Traktion – Nicht zu kuschelig abgestimmt, dennoch brauchbarer Komfort. Agiles Handling über tadellose Lenkung, keine (Lastwechsel-)Tücken in schnellen Kurven. Top-Bremsen, keine Traktions-Probleme dank Allrad.
Cockpit & Bedienung – Gute, wenn auch tiefe Sitzposition, mit Ausnahme des relativ kleinen Touchscreens und ein paar versteckter Schalter hohe Bedienfreude. Karosserie-Übersicht kein Hit, dafür Rundumkamera Serie, ebenso E-Heckklappe und E-Parkbremse mit Auto Hold-Funktion.
Innen- & Kofferraum – Angesichts der Außenabmessungen kein Hit beim Platzangebot, eng wird es aber nur im Kopfbereich – vor allem hinten. Kofferraum breit, aber nicht sehr hoch, beim Volumen bestenfalls Mittelmaß, immerhin ebener Boden auch nach Umlegen der 2:1-Fondlehen. Viel Ablagen-Auswahl.
Dran & Drin – Wirklich üppige Serien-Mitgift – da bleiben eigentlich keine Wünsche offen, es gibt ohnehin kein einziges Extra (außer Sonderlackierungen). Ohne Allrad 2000 Euro günstiger. Angenehme Materialien, sauber und klapperfrei verarbeitet.
Schutz & Sicherheit – Polster-Schutz bis hin zu fahrerseitigem Knie-Airbag, nahezu alle gängigen Assistenzsysteme sowie LED-Licht serienmäßig – aktive Spurhalte- Hilfe freilich verbesserungswürdig.
Sauber & Grün – Praxis-Verbrauch erfreulich nahe an der Prospekt-Angabe und insgesamt durchaus attraktiv.
Preis & Kosten – Der VW Arteon ist spürbar günstiger, noch billiger gibt es die etwas kleineren Audi A5 Sportback und BMW 4er Gran Coupé, deutlich teurer ist der etwas größere Mercedes CLS. All diese übertrumpft der Stinger mit seiner Serienausstattung massiv, ebenso mit seiner Siebenjahres-Garantie. Plus: lange Service-Intervalle.
Kia kann Klasse zeigen: sportlich-noble Einrichtung, tiefe Sitzposition, angenehme Materialien. Beim Topmodell sind die elektrischen Sitze serienmäßig beledert sowie klimatisiert und verfügen über eine verstellbare Schenkelauflage.
7.3
FAZIT
Fesche Business-Limousine, die Aufsehen erregt, aber keinen Neid.
Motor & Getriebe
Fahrwerk & Traktion
Cockpit & Bedienung
Innen- & Kofferraum
Dran & Drin
Schutz & Sicherheit
Sauber & Grün
Preis & Kosten
R4, 16V, Turbo, 2199 ccm, 200 PS (147 kW) bei 3800/min, max. Drehmoment 440 Nm bei 1750–2750/min, Achtgang-Automatik, Allradantrieb, Scheibenbremsen v/h (bel.), L/B/H 4830/1870/1400 mm, Radstand 2905 mm, 5 Sitze, Wendekreis 11,8 m, Reifendimension 225/45 R 18 (Testwagen-Bereifung Vredestein Wintrac Xtreme S), Tankinhalt 60 l, Reichweite 900 km, Kofferraumvolumen 406–1114 l, Leergewicht 1900 kg, zul. Gesamtgewicht 2325 kg, max. Anh.-Last 1500 kg, 0–100 km/h 8,2 sec, Spitze 230 km/h, Steuer (jährl.) € 982,44, Werkstätten in Österreich 110, Service alle 30.000 km (mind. alle 2 Jahre), Normverbrauch (Stadt/außerorts/Mix) 7,8/5,6/6,4 l, Testverbrauch 6,7 l Diesel, CO2 (Norm/Test) 169/176 g/km
Front- und vordere Seitenairbags, durchgehende Kopfairbag-Vorhänge, Fahrerknie-Airbag, aktive Spurhaltehilfe, Querverkehrs-Assistent, , Fernlicht-Assistent, Müdigkeits-Warner, Voll-LED-Scheinwerfer inkl. Kurvenlicht, Toterwinkel-Assistent, Abstandsregel-Tempomat, Verkehrszeichen-Erkennung, Multifunktions-Sportlederlenkrad, 360 Grad-Kameras, E-Sitzverstellung inkl. Memory fahrerseitig, Lederpolsterung, E-Glas-Hub/Schiebedach, Sitzheizung v+h, 8 Zoll-Touchscreen, Blueetooth für Telefon & Audio, USB-Slots, induktives Handyladen, Harman Kardon-Sound mit 15 LS, Navigation, Klimaautomatik, Headup-Display, schlüsselloser Zugang, 18 Zoll-Aluräder, Einparkhilfe v/h, E-Heckklappe etc.
Sonder-/Metallic-/Pearl-Lack € 200,–/800,–/900,–
Weuzi
( 22. Februar 2019 )
Jedenfalls eine sehr selbstbewusste Preisgestaltung….für den Wiederverkauf wagt wahrscheinlich noch niemand eine Preisprognose.