Die Chinesen kommen nicht, sie sind längst da. Manchmal nur mit einzelnen Modellen im gewohnten Erscheinungsbild, wie etwa bei Volvo, Dacia. Oder mit fast verÂgessenen Labels versehen – siehe MG. Aber auch völlig neue und bisher unbekannte Marken wie Skywell wagen nun den Sprung auf den alten Kontinent. Warum gerade jetzt? Weil der europäische Tor ihnen die Tür geöffnet hat – die der E-Mobilität.
Der Grund, warum chinesische Marken Europa bisher meiden mussten, waren hauptÂsächlich die (thermischen) Motoren – Autos mit ansprechendem Design und ordentÂlichem Finish hätten sie schon lange zustandegebracht. ÂDaÂÂvon, wie heikel der Aufbau einer konkurrenzfähigen Motorensparte tatsächlich ist, können beispielsweise die KoÂreaner ein Lied Âsingen: Seit Hyundai/Kia ihren Express-Marsch vom Junk-Car-Hersteller zum absoluten Qualitäts-Produzenten begonnen haben, sind 30 Jahre Âvergangen – und erst ist noch nicht lange her, dass auch ihre Aggregate auf Augenhöhe mit dem europäischen Mitbewerb anÂÂgeÂkomÂmen sind. So gesehen waren die vielgeschmähten EU-Abgasnormen ein guter TürÂsteher – schon der Âlaufend verschärften Emissions-Regeln wegen musste China seine Markteroberungs-Pläne bisher hintanstellen.
Was nun nicht mehr der Fall ist – Strom-Autos sind per EU-Dekret ohnehin emisÂsionsÂlos. Dazu verhält sich der Konstruktionsaufwand selbst eines guten Elektromotors zu dem eines hochwertigen thermischen Antriebs etwa so wie ein Schinken-Käse-Toast zu einem achtgängigen Hauben-Menü. Sprich: Auch der durchschnittlichste Ingenieur bringt irgendwie einen zustande – oder bedient sich gleich auf dem Zuliefer-Markt. Der WettÂbewerbsvorteil des durch den chinesichen Staat begünstigten Rohstoff-Bezugs für die Batterien plus Niedrigst-Lohnkosten schlägt auch in den Preislisten voll durch: Die elektrischen China-Importe sind bis zu 20 Prozent günstiger als europäische ÂVergleichs-Modelle – und übertreffen diese im ÂAusstattungsumfang meist noch.
Die offizielle Darstellung, die EU hätte sich des Umweltschutzes wegen zur Elektro-Mobilität beÂÂkannt, ist ohnehin nicht mehr haltbar. Immer deutlicher wird stattdessen, dass intensiÂves und professionelles Lobbying dafür gesorgt hat, diese Entscheidung in Brüssel herbeizuführen. Die unÂÂheilige Allianz aus fehlgeleiteten Öko-Aktivisten und knallharten chinesischen Wirtschaftinteressen hat sich also ausgezahlt. Dass tatsächlich der ArÂÂguÂmentation Glauben geschenkt wurde, die europäische Fahrzeug-Industrie könnte als E-Hersteller neue Weltmarktführung erringen, ist eines der armseligsten Beispiele für politische und wirtschaftliche Inkompetenz – und den Schuh müssen sich EU und europäische Auto-Konzerne gemeinsam anziehen.
China hat sein Ziel jedenfalls erreicht – und das, wie es der vielschichtigen asiatischen Denkweise entspricht, auf mehreren Ebenen: Das Reich der Mitte beherrscht praktisch die gesamten Rohstoffketten für die Akku-Herstellung, hat seinen EngiÂneering-RückÂstand mit einem Schlag eliminiert sowie den eigenen Produkten auch noch den Weg in höchst lukrative Export-Märkte geebnet. Und der europäische Tor hat eifrig mitgeholfen.
Foto: Werk