Keine Frage, für 300 PS und 400 Newtonmeter muss man sich an keinem StammÂtisch des Landes genieren, schon gar nicht für den Kaufpreis – ältere Semester überschlagen den Tarif für das F-Type i4 Cabriolet selbst nach dem dritten Bier noch in einen knapp siebenstelligen Schilling-Betrag. Optisch sieht man dem feschen Briten, der nicht Roadster heißen darf, seine Häferl-Zahl nicht an. Am Heck könnten Kenner freilich fünÂdig werÂden – und sich die Geister scheiden: Das fette viereckige Auspuff-Endstück macht ein bisserl peinlich auf Supersport, da Âwissen die RundÂlösungen der sechs- und achtzylindrigen Brüder mehr zu gefallen.

Das gut gedämmte Stoffdach ist schön in die Karosserielinie integriert. 19 Zoll-Räder wie hier gegen Aufpreis. Die massive Endrohrblende der neuen
Vierzylinder-Variante wirkt etwas billig.
Eine Spur agiler lenkt der F-Type ob des leichteren Motors natürÂlich ein, doch auch in dieser Hinsicht waren seine stärkeren ÂBrüder Âimmer schon sehr super, wenn auch nicht so dynamisch wie Boxster oder 911 – die Zuffenhausener Vorzugsschüler tragen ihre ÂMotoren ja hinten. ÂEinen Absatz-Schub soll die neue Vierzylinder-Variante den Sportmodellen der Katzen-MarÂke bringen. Jaguar-Verkäufer berichteten bereits kurz nach der Baureihen-Premiere vor vier Jahren von InteresÂsenten, die von der Probefahrt mit einem breiten Grinser zurückkamen – um dann doch einen ZuffenhauseÂner zu kaufen vor Âlauter Feigheit.
Den Vierzylinder, natürlich ist auch dieser aufgeladen, wenn auch per Turbo und nicht von einem Kompressor, gibt es ausschließlich mit Automatik und HeckÂanÂtrieb – Letzteres wiegt zumindest bei der getesteten Cabrio-Variante kaum als Alltags-NachÂteil. Welche Vorteile kann der i4 noch in die Waagschale werfen? Er bilanziert rund 17.500 Euro billiger als der schwächste V6, was auch in dieser Liga erwähnenswert ist. 16 Prozent weniger Verbrauch könnten am Stammtisch vor dem ersten Bier auch noch als Pro-Argument durchgehen. Dass es beim Zweiliter-Modell Âkeine Keramik-BremÂsen oder adaptiven Dämpfer gibt – sei’s drum! Das honoriert ohnehin kaum einer beim Wiederverkauf. Eher schon stören die fehlenden LED-Scheinwerfer, doch die kann man um knapp 1500 Euro dazukaufen.
- Windspiel: Die bündigen Türgriffe kommen erst nach der Fahrzeug- Entriegelung zum Vorschein …
- … der Heckspoiler fährt ab 96 km/h automatisch aus, das sind schön runde 60 Meilen pro Stunde.
Als Gesamtpaket jedenfalls ist der offene F nach wie vor ein Âfeines Gerät, der Alu-Körper steif, das StoffÂdach recht flott und im geschlosÂsenen ZuÂstand innen hochwertig ausÂgekleidet. Also doch eher ÂCabrio als Roadster. Die AchtÂgang-Automatik hinterlässt Âkeinen schlechten Eindruck, vor allem im Sport-Modus und beim Selbst-Switchen über griffgünstige Lenkrad-Wippen. Ein kleiner Scherz am (hinteren) Rande: der Kofferraum. Aber die mickrige und verschachtelte Höhle kenÂnen wir ja schon von den stärkeren Brüdern. Apropos, Hand aufs Herz: Gehen einem die 40 PS zum nächst stärkeren F-Type ab? Eigentlich nicht, die Fahrleistungen sind auch mit vier Häferln mehr als zufriedenstellend. Am Stand freilich Âvibrierte unser Testwagen bisÂweilen wie ein Dreizylinder-Kleinwagen, das passt so gar nicht zum Flair der NobelÂmarke.
Am Ende gilt es natürlich noch die eingangs gestellte Sound-Frage zu beÂantworten. Also, für einen Vierzylinder klingt der Zweiliter-Murl sehr gut, zumal, wenn der serienÂmäßige Klappenauspuff auf böse geÂstellt ist und die AnÂlaÂge beim GaswegÂnehmen rotzig nachschießt. Alles paletti Âalso? Ja, gäbe es nicht die ÂBrüder mit sechs und acht Zylindern. Die sind leider in Sachen Sound & Speed eine Klasse geiler. Und sollte es wirklich am Geld scheitern: Auch wenn die meisÂten derer, die nach der ProbeÂfahrt nicht nur gegrinst, sonÂdern auch gekauft haÂben, mit dem F-ÂType zufrieden waren, gibt es schon ein paar gebrauchte Modelle am Markt.
Der Schwedenkönig
( 5. Januar 2018 )
Vor einer Kaufentschedung lieber noch das Erscheinen der vielversprechenden Alpine A110 abwarten.
(und dann auf deren Roadstervariante hoffen)