Obwohl der Diesel-Motor in letzter Zeit aus PR-Sicht immer stärker in die Kritik geraten ist, halten nicht nur viele Kunden, sondern auch so gut wie alle Autohersteller an den Selbstzündern fest. Die erste, namhafte Ausnahme: Volvo. Hakan Samuelsson – seines Zeichens Volvo-Boss – in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen:
“Aus heutiger Sicht werden wir keine neue Generation Dieselmotoren mehr entwickeln.”
Das heißt aber freilich nicht, dass es in den nächsten Wochen, Monaten oder auch Jahren plötzlich keine Dieselmotoren aus Schweden mehr geben wird. Der aktuelle Motor soll so lang wie möglich an die immer weiter verschärften Abgasgrenzwerte angepasst werden. Wie lange das genau sein wird, ließ Samuelsson aber offen. Schätzungen zufolge dürfte man die Diesel aber noch bis 2023 weiterverwenden können.
Deutlich konkreter wurde er in Hinblick darauf, wo es stattdessen für Volvo hingehen soll: Richtung Tesla nämlich. Volvo will auf Elektrifizierung der Modellpalette setzen. Noch 2019 soll das erste, reine E-Auto der Schweden auf den Markt kommen. Dieses wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein Oberklasseprodukt und in China produziert werden. Immerhin gehört Volvo ja seit 2010 dem chinesischen Konzern Geely, der ebenfalls bereits interessante Konzepte auf deren Plattformen vorgestellt hat (Lynk & Co).
Mozl
( 18. Mai 2017 )
Die bei Volvo haben überhaupt keine Ahnung.
Bei der Elektromobilität ist alles furchtbar und alles schrecklich.
Dafür konnte man beim Wiener Motorsymposium hören, dass es beim Diesel zwar ein kleines NOx Problem gibt, aber ansonsten alles super ist.
Mozl
( 18. Mai 2017 )
@Hannes, wenn der Diesel nur aus PR-Sicht immer stärker in die Kritik geraten ist, was ist dann der VW-Skandal?
Johannes Posch
( 18. Mai 2017 )
Fürs erste eben mal nur ein PR-Debakel. Klar: Die Strafzahlungen tun weh, aber das Unternehmen wirds überleben und die Diesel-Verkaufszahlen sind – zumindest in AT – meinen Infos nach gleich geblieben. Am Kundenverhalten/Absatz hat sich also erst einmal nichts dramatisches geändert.
Mozl
( 18. Mai 2017 )
Mein lieber Hannes, in .de wurden im ersten Vierteljahr so wenig Diesel gekauft wie zuletzt 2010. Käufer sind hauptsächlich Firmen und Behörden. Der Anteil von privaten Dieselkäufern liegt bei 20%
Übrigens wurde vor einigen Tagen ein Artikel veröffentlicht, der sich mit dem Thema Wertverlust von Diesel-PKW befasst. Davon werden auch Euro 6-Diesel betroffen sein. Heute wird kolportiert, dass die US-Behörden eine Klage gegen Fiat-Chrysler wegen Nichteinhaltung der Abgasvorschriften bei Dieselfahrzeugen vorbereiten. Das, was da auf uns zukommt, wird viel mehr sein als ein PR-Debakel.
Es ist mir durchaus bewusst, dass das ein heikles Thema ist. Aber mit „Schönwetterblasen“ ist niemandem geholfen.
Johannes Posch
( 18. Mai 2017 )
Mein lieber Mozl,
deswegen stand auch nicht ganz unbegründet “Fürs erste” am Anfang meines Texts. 😉 Klar wird sich noch viel tun. Dennoch ist jetzt das große und plötzliche Diesel-Sterben ebenso unrealistisch, wie das alles beim alten bleiben wird. Man hört von diversen Herstellern, dass sie um den Diesel in den nächsten Jahren nicht herumkommen werden, da die Klimaziele der EU ohne diese einfach für sie nicht erreichbar sind. Diesel FÜR die Klimaziele? Ich weiß: paradox. Aber dennoch in unserer Marktrealität eine Tatsache.
Ich darf dazu kurz direkt Bezug auf Daimler-Chef Dieter Zetsche nehmen. Der meinte bei der letzten Hauptversammlung – und da stimme ich ihm zu – dass heute niemand mit Gewissheit sagen kann, wann sich E-Autos am Markt durchsetzen werden. Und in dieser unbestimmt langen Übergangszeit sind “effiziente Verbrenner ein wesentlicher Teil der Lösung”. Und damit meinte er auch den Diesel-Motor. 😉
Mozl
( 18. Mai 2017 )
In den kleinen Klassen hat das Dieselsterben bereits eingesetzt, aber es ist klar, dass die Unternehmen angesichts der Unsummen, die sie in diese Technologie investiert haben, möglichst lange daran festhalten möchten. Für das Erreichen der Klimaziele braucht man den Diesel übrigens nicht. Wenn man den Verbrauchsvorteil mit dem höheren Energiegehalt in Relation setzt, verbleiben gerade einmal 5% Vorteil.
Was es aber aus heutiger Sicht mit Sicherheit geben wird, ist ein Wertverlust von Dieselfahrzeugen und den haben ausschließlich die manipulierenden Hersteller zu verantworten. Es kann keinen radikalen Umstieg auf Elektromobilität geben. Das ist schon klar. Aber jedes Unternehmen muss für sich entscheiden wie viel es noch in diese Auslauftechnologie investieren möchte. Volvo sieht das daher anders als Herr Zetsche. Allerdings hat Volvo auch nicht die Deutsche Bundesregierung im Rücken, die alles applaniert.
Rolex
( 19. Mai 2017 )
Dass Volvo die Entwicklung neuer Diesel-Aggregate stoppt, ist ein Signal. Aber noch nicht die sofortige Abkehr, da die aktuelle Generation noch eine Zeit lang weitergebaut und auch weiter optimiert wird. Ich glaube, dass das bei anderen Herstellern auch schon so geplant ist (bzw. macht man die aktuell in Entwicklung befindliche Generation noch fertig), aber posaunt das halt nicht in alle Welt hinaus. Auch das ist Marketing – man will ja die Käufer nicht verschrecken.
Die österreichischen Zahlen zeigen übrigens auch einen leichten Trend weg vom Diesel – so weit ich den interpretieren kann, ist es auch bei uns so, dass die Privaten weniger Diesel aber wieder mehr Benziner kaufen (sowie in noch homöopathischen Dosen E- und vor allem Hybrid) – während Firmenkunden nachwievor unverändert Diesel-Fahrzeuge anmelden.
lg
Rolex
Mozl
( 20. Mai 2017 )
Ich denke es wird auch noch mehr kooperiert werden. Schon heute weiß man bei immer mehr Herstellern ja nicht mehr, von wem der Motor stammt.