ALLES AUTO November 2015

Editorial

An dieser Stelle war vor einem Monat ein Thema gerade brandaktuell: die VW-Ab­gas-Affäre. Und es hat uns auch die letzten Wochen ganz schön auf Trab gehalten. Ausgestanden ist die Sache noch lange nicht, so viel steht fest. Und auch die Folgen für den Volkswagen-Konzern sind bei weitem noch nicht absehbar. „Strafe muss sein“ – daran ist nicht zu rütteln. Die Verhältnismäßigkeit der Pönalzahlun­gen darf man freilich schon kritisieren. Bis zu 18 Milliarden Dollar muss VW an den amerika­nischen Staat abführen. Beim Zündschloss-Skan­dal von GM waren es heuer gerade einmal 900 Millionen – obwohl 124 Todesopfer damit in Zu­sammenhang gebracht werden. Zwar agierte der US-Riese in dieser Causa nicht vorsätzlich wie VW, doch war das Problem konzern-intern seit langem bekannt, die Rückrufaktion wurde viel zu spät gestartet.

Eine Rückrufaktion wurde inzwischen auch VW in der Abgas-Affäre amtlich aufge­brummt. In Österreich sind dabei 363.400 Fahrzeuge betroffen, diese werden vom Importeur ab An­fang 2016 in die Werkstätten gebeten. Was genau auf die Kunden zukommt, lesen Sie in unserem Report ab Seite 32. Aber wie wird es mit VW weiter­gehen? Neo-Chef Matthias Müller muss nun nicht nur die Last der Rückruf-Aktionen und Strafzahlungen stemmen, parallel dazu bleibt natürlich das Ta­ges­geschäft. Und da ist die Zentrale in Wolfsburg bemüht zu versi­chern, dass aktu­elle Euro 6-Diesel­modelle nicht von der Steuergerät-Schum­melei be­trof­fen sind. Das gilt demnach auch für die TDI-Testwagen, die bei uns zu­letzt in der Redak­tion zu Gast waren.

Für Aktionäre, aber auch für Kunden interessant ist vor allem die Frage, was VW die Abgas-Affäre in Summe kosten wird. Natürlich trifft es in diesem Fall einen potenten Großkonzern, und wie immer gibt es auch hier Profiteure. Denn das Geld, das Volk­s­wagen jetzt in die Hand nehmen muss, wird ja auch – etwa in Form von Repara­tur­stunden und Zuliefer-Teilen – in die Wirt­schaft investiert. Nicht so natürlich die Straf­zah­lungen. Außer die US-Regie­rung erhört den Ruf der Kritiker und ver­wen­det diese Gelder zweckgebunden für Umwelt-Projekte.

Auch wenn uns die VW-Affäre beinahe tagtäglich beschäftigt, müssen sich unsere Le­­ser keine Sorgen machen, dass wir auf die schönen Seiten des Autos ver­ges­sen. Die allerschönsten Seiten des Autos bündeln wir ja nicht nur Ausgabe für Ausgabe zu einem Exklusiv-Teil, sondern im Herbst traditionell zu einem Jahrbuch – das neue Exklusiv-Sonderheft ist seit kurzem im Handel, darin tummeln sich Sport­wa­gen, Traum­autos, Klassiker und Youngtimer en masse.