ALLES AUTO November 2018

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Editorial

Wieder einmal ist die Elektromobilität in aller Munde – die Regierung hat sich nun ja doch entschlossen, diese Technologie noch stärker zu fördern. Was davon zu halten ist und warum die asiatischen Autohersteller eher aufs Thema Wasserstoff setzen, das analysiert Stefan Pabe­schitz auf Seite 4 und 82. Wasserstoff für einen Verbrennungsmotor? Das war einmal, zu­mindest in den Versuchsabteilungen mancher Autokonzerne. Heute setzt man auf „H2“ als Mittel zur Stromerzeugung an Bord von Elektro-Fahrzeugen. ­Honda, Toyota und Hyun­dai sind hier in Sachen Serientauglichkeit am ­weitesten – wie weit, das klärt unser großer Vergleich in dieser Ausgabe, bei dem der brandneue Hyundai Nexo auf ein klassisches Elektroauto ­made in Austria trifft: den ­Jaguar I-Pace.

Es ist schon beeindruckend, dass es eine serienreife Technologie gibt, bei der das häu­figste chemische Element im Universum als Energielieferant zum Ein­satz kommt. Ganz so einfach und grün ist die Sache allerdings nicht, wie schon beim klassischen Elektroauto hängt die Gesamt-Bilanz stark davon ab, wie umwelt­freundlich Wasser­stoff gewonnen wird. Immerhin sind die Akkus bei Brennstoffzellen-Autos dramatisch kleiner, die Fahrzeug-Produktion ist also weit Ressourcen-schonender und weniger energie­aufwändig. Doch mehr noch als beim herkömm­lichen Elektro­auto bremst als größter Hemmschuh derzeit noch die fehlende Infrastruktur. Schön, wenn ein Was­serstoff-Auto fast so schnell und unkompliziert betankt werden kann wie ein her­kömmlicher Verbrenner, doch das Versorgungsnetz ist aktuell wirklich dünn.

Fragt man Mineralölfirmen nach dem Warum, ist die Antwort eindeutig: Es sind zu wenig Wasser­stoff-Autos auf dem Markt. Ein Hauptgrund dafür liegt natürlich genau in der fehlenden Ver­fügbarkeit von Tankstellen. Ein Teufelskreis, den wir schon von der Elektromo­bilität kannten. Ob OMV & Co. Angst haben, sich das klassische Erdöl-Geschäft abzugraben? Sicher nicht, denn zum einen könnte man auf beide Pferde setzen und doppelt absahnen, zum anderen brächte Wasserstoff für die ohnehin nicht sonderlich gut angeschriebenen Ölmultis einen Image-Schub in Sachen Technologie & Umwelt.

Sie wollen nicht geräuschlos durch die Gegend surren, egal ob im Strom- oder im Wasserstoff-Auto? Kein Problem, wir haben diese Ausgabe zwar mit „Alles Elektro!“ übertitelt, doch herkömmliche Verbrenner sind hier nach wie vor stark in der Über­zahl. ­Sogar zwei Klassiker sind dabei, die Benzin noch über Vergaser eingespeist bekommen: der weitge­hend unbekannte Volkswagen SP2 und als Auto-Klassiker schlechthin der Jaguar E-Type – und mit E ist damals wie heute garantiert kein Elektroauto gemeint.

Enrico Falchetto