EDITORIAL
Kleinwagen sind vom Aussterben bedroht! Allerdings nicht, weil sie keiner mehr haben möchte, sondern – und das ist besonders pikant – weil die EU für die kommenden Jahre immer strengere CO2-Limits und damit Verbrauchswerte einfordert von den Autoherstellern (siehe dazu auch das „Letzte Wort“ am Ende dieses Hefts). Da sollten doch kleine Autos im Vorteil sein und boomen, möchte man meinen. Mitnichten. Sieht man sich etwa das Kleinwagen-Kapitel im großen Auto-Katalog der vorigen ALLES AUTO-
Ausgabe an, wird man nur wenige Minis finden, die unter 100 Gramm CO2 bilanzieren. Bei 95 Gramm, der Flottenverbrauchs-Grenze ab 2020, sieht es noch düsterer aus.
Der Grund dafür: Effiziente Spritspar-Maßnahmen wie Mild-Hybrid oder auch Dieselmotoren sind ziemlich teuer und rechnen sich erst in höheren Fahrzeug-Klassen. VW-Chef Herbert Diess kalkuliert, dass etwa der Aufschlag beim Up, dem Kleinsten seiner Palette, künftig rund 3500 Euro ausmachen wird – bei einem Basispreis von 10.000 Euro, wohlgemerkt. Damit ist der Volks-Mini tot. Und auch beim Bruder Polo wird hinterfragt, ob Verbrennungsmotoren hier noch Sinn machen. Zufall, dass dem bereits 2013 eingeführten, natürlich alles andere als günstigen e-Up heuer noch ebenfalls strombetriebene Ableger der Brüder Seat Mii und Skoda Citigo folgen? Sicher nicht.
Ein paar (Premium-)Anbieter wie etwa Mini können das Kleinwagen-Segment womöglich auch weiterhin bespielen, das Gros der Hersteller wird sich aber in Europa von dem wenig lukrativen Geschäft verabschieden. Was schade ist. Denn zum einen stellen die automobilen Zwerge für viele den Einstieg in die Neuwagen-Welt dar, zum anderen helfen sie mit, Parkplatz-Probleme in überfüllten Städten zu lindern. Abgesehen davon gelten die meisten Minis als echte Fahrfreudenspender, weil sie leicht sind sowie agil. Und ganz nebenbei setzen Kleinwagen willkommene Farbtupfer in unsere graue Auto-Welt, da sie besonders gern in frohen Colorierungen geordert werden.
Was wird passieren? Ganz einfach: Menschen mit normalem Geldbeutel werden ihr City-Mobil länger behalten, wenn sich der Umstieg auf ein neues Fahrzeug eklatant verteuert. Was weder der Wirtschaft nützt noch der Umwelt. Und irgendwann in ferner Zukunft werden Kleinwagen mit potentem Verbrennungsmotor zu echten Klassikern. Abarth 500 oder VW Up GTI könnten später gesuchte Sammlerstücke werden. Vielleicht sogar auch unser neuester Dauertester: der Suzuki Swift als 140 PS starker Sport, der ab Seite 30 ins Bild fährt – in knalligem Gelb!
Enrico Falchetto, Chefredaktion ALLES AUTO
Kommentare
Lieber Johann, nachdem du mit einem Elektroauto auch im Regen fahren darfst kannst...
Von Mozl Mehr LesenWie ist das eigentlich mit den hochgelobten Elektroautos und den Hybriden in der...
Von Hans Mehr LesenNicht zuletzt aufgrund der Reifengrößen sind Händler dazu übergegangen diesen Umstand bei den...
Von Mozl Mehr Lesen