Editorial
Autofahrer mit Herz & Hirn hatten zuletzt jede Menge Grund zum Ärgern. Und damit ist nicht allein die Diesel-Debatte samt drohenden Fahrverboten gemeint (siehe dazu Seite 22 und 82). Für Aufregung sorgte auch ein Interview mit dem früheren Verkehrsplaner Hermann Knoflacher, einem bekannten Hasser des motorisierten Individualverkehrs. Seine Aussage „Der Autofahrer ist kein Mensch. Erst wenn er aus dem Auto steigt“ stieß ebenso auf Entsetzen wie sein Eingeständnis, dass man in Wien früher bewusst und systematisch künstliche Staus verursacht hat, um Menschen das Autofahren zu vermiesen. Daran sollten sich auch die grünsten WienerInnen stoßen, schließlich bringen Staus nicht nur schlechte Laune, sondern auch schlechte Luft.
Apropos Grüne: Die grüne Fraktion im europäischen Parlament sorgte unlängst mit einer Studie für Aufsehen, die zeigen sollte, wie viel Steuern den EU-Staaten in den letzten Jahren unterschlagen wurden, weil Pkw im Alltag deutlich mehr verbrauchen als von den Herstellern angegeben. Dem österreichischen Fiskus seien demnach allein zwischen 2010 und 2016 mehr als 2,5 Milliarden Euro entgangen, und zwar wegen zu geringer Normverbrauchsabgabe (NoVA), die ja auf den Neuwagenpreis aufgeschlagen wird.
Was den Machern der Studie entgangen ist: Laut Gesetz richtet sich die NoVA, wie ihr Name schon vermuten lässt, nach dem Normverbrauch, der in einem von der EU vorgegebenen Zyklus ermittelt wird – und nie den Anspruch erhoben hat, den Praxisverbrauch abzubilden, sondern bloß Autos untereinander vergleichbar macht. Abgesehen davon gibt es in Österreich ohnehin eine (ger)echte verbrauchsabhängige Besteuerung: die Mineralölabgabe – denn die greift ja mit jedem verbrauchten Liter. Die Grünen müssten sich eher darüber aufregen, dass diese Steuer längst nicht mehr zweckgebunden verwendet wird, etwa für den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel.
Erschreckender noch als die Schwachsinnigkeit der Studie ist die Tatsache, wie oft und vor allem unhinterfragt sie von vermeintlich seriösen Medien publiziert wurde. Stimmung gegen das Auto zu machen ist offenbar nach wie vor en vogue. Nicht natürlich bei ALLES AUTO. Wir behandeln unser Lieblingsthema vorurteilsfrei und ohne Scheuklappen, aber auch ohne Verblendung. Das zeigten auch die zahlreichen positiven Reaktionen auf das Duell in der letzten Ausgabe, bei dem Teslas elektrisches Model X nur knapp dem benzinbetriebenen Porsche Cayenne S unterlag. Beim Vergleichstest im aktuellen Heft gibt es eine praxisgerechte und zeitgemäße Diesel-Debatte: Jaguar E-Pace gegen BMW X2 und Volvo XC40.
Enrico Falchetto
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