Editorial
Streng genommen ist so ein Pickup unnötig, eigentlich eine Platzverschwendung auf Rädern. Auf deutlich über fünf Metern Länge bieten diese 4×4-Pritschenwagen bloß vier Personen richtig Platz. Natürlich sind ihre Ladeflächen epochal, doch was soll man darauf wirklich transportieren? Wertvolle Güter sind Wind & Wetter ausgesetzt und natürlich Langfingern. Kauft man sich ein teures Abdeck-Rollo oder gar ein richtig teures Hardtop dazu, wird das Beladen und Sichern noch mühsamer.
Und so sieht man in den meisten Fällen Pickups tatsächlich mit leerer Pritsche herumfahren. Auch thronen auf dem Fahrersitz in der Regel nicht Förster oder Installateure, sondern meist junge Menschen, die diese Art Auto einfach cool finden. Natürlich lockt dazu der Vorsteuerabzug Freiberufler auf den Hochsitz, die derart viel Auto eigentlich gar nicht benötigen würden.
Abgesehen von der mühsamen Parkplatzsuche, egal ob längs oder quer, fahren sich Pickups auch nicht wirklich prickelnd, Blattfedern und Starrachse hinten sind mehr oder weniger obligat, die indirekten Lenkungen klar Richtung offroad ausgelegt. Was macht also den Reiz dieser Fahrzeug-Gattung aus? Es kann eigentlich nur das verwegene Abenteuer-Image sein – zumal in einer Zeit, in der SUV immer verweichlichter daherkommen. Obwohl kaum jemand seinen Hochbau-Wagen, egal ob mit Pritsche oder ohne, je ins harte Gelände treibt.
Deshalb haben wir in unserem großen Pickup-Vergleichstest die Onroad-Qualitäten der vier Kandidaten besonders unter die Lupe genommen – obwohl wir immer wieder zu hören bekommen, dass unser standardisierter Ausweichtests unnötig sei, weil kein Mensch so sportlich fährt im Alltag. Das mag stimmen und im Besonderen auf Pickup-Piloten zutreffen, doch diese Prüfung simuliert einen Ernstfall, der jeden treffen kann. Sprich: Wir stellen ein Manöver nach, das auch besonnene Fahrer bei einer plötzlich auftretenden Gefahrensituation meistern müssen.
Zum Vergleich trat der neue Mitsubishi L200 gegen den VW Amarok und die Mercedes X-Klasse an sowie gegen den meistverkauften im Segment, den Ford Ranger. Ihnen geht der Toyota Hi-Lux ab? Zu Recht, doch der japanische Dauerbrenner erhält in Kürze ein Facelift, das alte Modell zu nehmen schien uns unfair. Nissan Navara und Renault Alaskan gäbe es auch noch, doch beide Hersteller konnten kein Modell für unseren Test zur Verfügung stellen – immerhin ist die gemeinsame „Plattform“ durch den Nobel-Ableger von Mercedes vertreten. Wie sich unsere vier Allrad-Pritschenwagen geschlagen haben, lesen Sie ab Seite 8.
Enrico Falchetto, Chefredaktion ALLES AUTO
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