Editorial
Bemerkenswertes gab es vor kurzem aus dem deutschen Bundesland Sachsen- Anhalt zu lesen. Da steht unter dem Motto „Mobilität sichern“ im Arbeitsübereinkommen der Parteien CDU, SPD und FDP: „Für einen realistisch umsetzbaren Weg zur Klimaneutralität des Verkehrs setzen die Koalitionspartner auf Technologieoffenheit bei der Antriebstechnik und beim Kraftstoff.“ Das E-Auto ist also offiziell nicht der einzige Retter des Planeten, denn: „Fahrzeuge, die klimaneutrale Kraftstoffe nutzen – seien es synthetische Kraftstoffe, grünes Methan, Wasserstoff oder grüner Strom – sollten grundsätzlich gleichbehandelt werden“. Und man geht noch einen Schritt weiter: Allein Elektrizität aus erneuerbaren Quellen, also etwa Solar, Wind oder Wasserkraft, wird als klimaneutral betrachtet. Aktuelle deutschlandweite Vorschriften definieren ja jeglichen Strom für E-Autos als CO2-frei – was gerade bei unseren Lieblingsnachbarn ziemlich realitätsfremd ist.
Der technologieoffene Ansatz Sachsen-Anhalts macht Mut – und er passt ganz wunderbar zu unserer Blattlinie, ALLES AUTO testet ja alle Antriebsarten, und das vorurteilsfrei. So zeigt auch diese Ausgabe einen bunten Mix aus den Bereichen Elektro, Verbrenner und Hybrid. Wobei der Fokus zu Beginn des September-Hefts klar auf Stromlinie liegt – schließlich sind hier zurzeit besonders viele Neuheiten unterwegs. So liefern wir Ihnen erste Fahrberichte zum beeindruckenden Mercedes-Segelschiff EQS sowie exklusiv vom imposanten Korea-Crossover Kia EV6. Dessen Plattform-Bruder Hyundai Ioniq 5 muss sich davor schon im Vergleich der familientauglichen Elektroautos mit Audi Q4 e-tron, Ford Mustang Mach-E und VW ID.4 messen.
Die Verbrenner-Fraktion wird vor allem im Exklusiv-Teil hochgehalten, diesmal mit den Schwerpunkten England und Italien: Aston Martin, Triumph und Jaguar heißen die Protagonisten, dazu Lamborghini und Fiat. Bei letzterem gibt es nicht nur ein Aufeinandertreffen der Generationen, sondern auch der Antriebskonzepte, quasi zum Schließen des Kreises: Stefan Pabeschitz hat dem neuen Fiat 500 Cabrio Elektro einen Urahn aus den 60ern zur Seite gestellt. Danach widmet er sich im „Letzten Wort“ gewohnt pointiert der aktuellen Mode der Autohersteller, den Verbrenner-Ausstieg zu proklamieren. Sollte der technologieoffene Ansatz der neuen Koalition in Sachsen-Anhalt Schule machen, könnten diese hastigen Ankündigungen freilich zum Bumerang werden. Doch vielleicht sagen die Konzern-Lenker in ein paar Jahren: Was kümmert uns unser Geschwätz von gestern?
Enrico Falchetto, Chefredaktion ALLES AUTO
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