Alles Auto September 2021

Editorial

Bemerkenswertes gab es vor kurzem aus dem deutschen Bundesland ­Sachsen- Anhalt zu lesen. Da steht unter dem Motto „Mobilität sichern“ im Arbeitsübereinkommen der Parteien CDU, SPD und FDP: „Für einen realistisch umsetzba­ren Weg zur Klima­neutralität des Verkehrs setzen die Koalitionspartner auf Technologieoffenheit bei der Antriebs­technik und beim Kraftstoff.“ Das E-Auto ist also offiziell nicht der einzige Retter des Planeten, denn: „­Fahrzeuge, die klimaneutrale Kraftstoffe nutzen – seien es synthe­tische Kraftstoffe, grünes Methan, Wasserstoff oder grüner Strom – sollten grund­sätz­lich gleichbehandelt werden“. Und man geht noch einen Schritt weiter: Allein Elektrizität aus erneuerbaren Quellen, also etwa Solar, Wind oder Wasserkraft, wird als klimaneutral betrachtet. Aktuelle deutschlandweite Vorschriften definieren ja jeglichen Strom für E-Autos als CO2-frei – was ­gerade bei unseren Lieblingsnachbarn ziemlich realitätsfremd ist. 

Der technologieoffene Ansatz Sachsen-Anhalts macht Mut – und er passt ganz wun­derbar zu unserer Blattlinie, ALLES AUTO testet ja alle Antriebs­arten, und das vorurteils­frei. So zeigt auch diese Ausgabe einen ­bunten Mix aus den Bereichen Elektro, Ver­brenner und Hybrid. Wobei der Fokus zu Beginn des September-Hefts klar auf Strom­linie liegt – schließlich sind hier zurzeit besonders viele Neuheiten unterwegs. So liefern wir Ihnen erste Fahrberichte zum beeindruckenden Mercedes-Segelschiff EQS sowie exklusiv vom imposanten Korea-Crossover Kia EV6. Dessen Platt­form-Bruder Hyun­dai Ioniq 5 muss sich davor schon im Vergleich der familien­taugli­chen Elektroautos mit Audi Q4 e-tron, Ford Mustang Mach-E und VW ID.4 messen. 

Die Verbrenner-Fraktion wird vor allem im Exklusiv-Teil hochgehalten, diesmal mit den Schwerpunkten England und Italien: Aston Martin, ­Triumph und Jaguar heißen die Protagonisten, dazu Lamborghini und Fiat. Bei letzterem gibt es nicht nur ein Auf­einandertreffen der Generationen, sondern auch der Antriebs­konzepte, quasi zum Schließen des Kreises: Stefan Pabeschitz hat dem neuen Fiat 500 Cabrio Elektro einen Urahn aus den 60ern zur Seite gestellt. Danach widmet er sich im „Letzten Wort“ ge­wohnt pointiert der aktuellen Mode der Autohersteller, den Verbrenner-Ausstieg zu proklamieren. Sollte der technologieoffene Ansatz der neuen Koalition in Sachsen-Anhalt ­Schule machen, könnten diese hastigen Ankündigungen freilich zum ­Bumerang werden. Doch vielleicht sagen die Konzern-Lenker in ein paar Jahren: Was kümmert uns unser Geschwätz von gestern?

Enrico Falchetto, Chefredaktion ALLES AUTO