Nun ist der Neue da, vorerst in der längeren Variante, traditionell mit der Zahl 110 benannt, was an sich den Radstand in Inches bezeichnet. Umgerechnet sind es jetzt tatsächlich aber etwa 119 – in Zentimetern 302 – das wird den Fans vielleicht schon einmal sauer aufstoßen.
Proportionen und Linienführung sollten sie wieder versöhnen: Sie sind dem Ahnen verpflichtet, ohne ihn zu kopieren – der Wiedererkennungsfaktor ist zweifelsfrei da, bestückt mit allen Attributen des dritten Jahrtausends, also LED-Leuchten, bündige Verglasung und nahtlose Karosserieflächen.
Die Zielgruppe von Defender I und II ist auch nicht mehr unbedingt dieselbe: Die Welt ist inzwischen ausgiebig kartografiert, der Bedarf an Expeditionen fällt daher eher unter Privatvergnügen als Forschergeist. Dennoch geht es um Glaubwürdigkeit – ein Defender ist der Inbegriff des automobilen Allzweckgeräts, Schweizermesser und Leatherman zugleich, muss immer viel mehr können, als ihm jemals abverlangt wird.
Die Abkehr vom Leiterrahmen-Aufbau wird viele vergrämen – eine selbststragende Karosserie gilt in Offroad-Kreisen schon als Geburtsfehler. Land Rover kontert mit Zahlen: Das Ding ist in etwa dreimal so steif wie der Vorgänger. Wer solche Schmeicheleien schon einmal gehört hat, weiß: Sie sind schwer nachzuprüfen.
Im Innenraum findet sich ein praktischer Mix aus Robustheit und Technik: Inbus-verschraubte Verkleidungen und schmutzresistente Oberflächen, darin eingebettet elektronische Bedienelemente und raffinierte Bildschirm-Grafik. Wo früher Untersetzungen und mechanische Differenzialsperren manuell über Hebel eingelegt wurden, wird das heute ganz smart via Touchscreen besorgt – mit derselben Auswirkung: unbestechliche Offroad-Qualitäten, jetzt einzeln digital steuerbar oder in bis zu acht Traktions-Programmen vorbereitet.
Mit der optionalen Luftfederung kommen außerdem um bis zu 14,5 Zentimeter erhöhbare Bodenfreiheit und 90 Zentimeter Wattiefe dazu. Was außerdem gefällt: Die reduzierte, extrem sachliche Bedienung mit mehrfach belegten Modulen. Aus dem Temperatur-Drehregler wird damit auf Knopfdruck ein Steuer-Element für Sitz-Temperierung oder Terrain-Auswahl.
Der maßgebliche Unterschied zum alten Defender: Der neue fährt sich wie ein Auto. Ein großes, mächtiges Auto – aber eben eines mit Einzelradaufhängung statt Starrachsen, einem leichtfüßigen Turbomotor, präziser Elektro-Servolenkung und fein dosierbaren Bremsen. Mehr als drei Meter Radstand und gut 2,4 Tonnen Lebendgewicht haben natürliche Handling- und Dynamik-Grenzen, aber die liegen überraschend hoch. Etwas unter 13 Metern Wendekreis lassen aber keinen Zweifel daran aufkommen, dass hier der Bigfoot unter den Hoch-
sitzen am Werk ist.
Auf der Straße gibt er sich als voluminöser Top-SUV, abseits der asphaltierten Wege als unbestechlicher Vorwärts-Kraxler mit unerwarteten Komfort-Reserven. Die getestete Version mit 240 Diesel-PS darf in jedem Fall als gut motorisiert gelten, dass die Leistung aus nur vier Zylindern und zwei Litern Hubraum gepresst wird, fällt nicht unangenehm auf. Das abrufbare Drehzahlband ist ausreichend breit, bis 4000 Umdrehungen bleibt der Motor sogar akustisch unauffällig.
Der schwächere 200 PS-Selbstzünder mit gleichem Hubraum wird den Grundanforderungen wohl entsprechen, aber schneller an seine Limits kommen. Die Benziner, vor allem der noch ausstehende neue Reihensechszylinder mit 48 Volt-Mildhybrid, sind eventuell für eine Überraschung gut.
Wer sich den neuen Defender nur als Statussymbol zulegt, macht sich einer groben Thema-Verfehlung schuldig. Er tut nicht nur so, in ihm steckt tatsächlich das ganze Potenzial eines echten Offroaders – nur eben ohne die rustikale Knorrigkeit der Vorzeit, sondern mit Einsatz modernster Technik.
Einen Hang zum Abenteuer verlangen allerdings auch die Tarife: Mit einem Einstiegspreis von über 59.000 Euro schlägt sich der erst ab September bestellbare zweitürige Defender 90 zu Buche. Für den viertüren 110 fallen gut weitere 7500 Euro an, mit stärkerem Motor, ein paar Extras und zusätzlichem Offroad-Package kann es knapp werden mit der Fünfstelligkeit.
D200
D240
P300
P400
Basispreis in € | 59.065,– (66.580,–) |
Zyl./Ventile pro Zyl. | 4/4 |
Hubraum in ccm | 1999 |
PS/kW bei U/min | 200/147 bei 4000 |
Nm bei U/min | 430 bei 1400 |
Getriebe | 8-Gang-Aut. |
L/B/H, Radst. in mm | 4583/2105/1974, 2587 (5018/2105/1967, 3022) |
Kofferraum/Tank in l | 397–1563 (505–1946)/84 |
Leergewicht in kg | 2208 (2323) |
0–100 km/h in sec | 10,2 (10,3) |
Spitze in km/h | 175 |
WLTP-Normverbrauch in l (kombiniert) | 8,8 (8,9) |
CO2-Ausstoß in g/km | 230 (236) |
(Werte in Klammer für Langversion Defender 110)
Basispreis in € | 64.065,– (66.580) |
Zyl./Ventile pro Zyl. | 4/4 |
Hubraum in ccm | 1999 |
PS/kW bei U/min | 240/177 bei 4000 |
Nm bei U/min | 430 bei 1400 |
Getriebe | 8-Gang-Aut. |
L/B/H, Radst. in mm | 4583/2105/1947, 2587 (5018/2105/1967, 3022) |
Kofferraum/Tank in l | 397–1563 (505–1946)/84 |
Leergewicht in kg | 2208 (2323) |
0–100 km/h in sec | 9,0 (9,1) |
Spitze in km/h | 188 |
WLTP-Normverbrauch in l (kombiniert) | 8,8 (8,9) |
CO2-Ausstoß in g/km | 230 (236) |
(Werte in Klammer für Langversion Defender 110)
Basispreis in € | 66.300,– (74.150,–) |
Zyl./Ventile pro Zyl. | 4/4 |
Hubraum in ccm | 1997 |
PS/kW bei U/min | 300/221 bei 5500 |
Nm bei U/min | 400 bei 1500–4000 |
Getriebe | 8-Gang-Aut. |
L/B/H, Radst. in mm | 4583/2105/1974, 2587 (5018/2105/1967, 3022) |
Kofferraum/Tank in l | 397–1563 (505–1946)/89 |
Leergewicht in kg | 2140 (2261) |
0–100 km/h in sec | 8,0 (8,1) |
Spitze in km/h | 191 |
WLTP-Normverbrauch in l (kombiniert) | 11,3 (11,5) |
CO2-Ausstoß in g/km | 255 (260) |
(Werte in Klammer für Langversion Defender 110)
Basispreis in € | 77.177,– (85.003,–) |
Zyl./Ventile pro Zyl. | 6/4 |
Hubraum in ccm | 2996 |
PS/kW bei U/min | 400/294 bei 5500 |
Nm bei U/min | 500 bei 2000–5000 |
Getriebe | 8-Gang-Aut. |
L/B/H, Radst. in mm | 4583/2105/1974, 2587 (5018/2105/1967, 3022) |
Kofferraum/Tank in l | 397–1563 (505–1946)/89 |
Leergewicht in kg | 2245 (2361) |
0–100 km/h in sec | 6,0 (6,1) |
Spitze in km/h | 191 |
WLTP-Normverbrauch in l (kombiniert) | 11,1 (11,2) |
CO2-Ausstoß in g/km | 251 (255) |
(Werte in Klammer für Langversion Defender 110)