Editorial
Wer an Graz denkt, dem fallen vielleicht als erstes Kunst, Kultur und Kulinarik ein. Doch auch beim Thema Auto ist die steirische Landeshauptstadt ein Hot Spot – und damit sind nicht die Diskussionen rund um Fahrverbote gemeint (wobei die Hauptschuld an den kritischen Feinstaub-Tagen nicht der Pkw trägt, sondern die ungünstige Kessellage der Metropole). Vielmehr hat in Graz mit Magna Steyr ein Global Player der automobilen Zulieferindustrie seinen Stammsitz. Wem übrigens das „Steyr“ im Namen spanisch, um nicht zu sagen oberösterreichisch, vorkommt: Die Steyr Werke (für Waffen ebenso bekannt wie fürs Waffenrad) fusionierten 1934 mit Austro-Daimler und den Puch-Werken zur Steyr Daimler Puch AG, die wiederum vor 20 Jahren vom Stronach-Imperium Magna übernommen wurde.
Branchenbekannt waren die Grazer zuvor schon, und zwar nicht nur durch den seligen Austro-Volkswagen Puch 500, sondern später etwa durch Entwicklungsarbeiten im Allrad-Bereich (u. a. für Fiat, VW oder Mercedes). Doch auch viele Komplett-Fahrzeuge liefen bereits im Süden der Stadt vom Band, der Bogen der letzten Jahre spannt sich unter anderem von Chrysler Voyager und Jeep Grand Cherokee über Saab 93 Cabrio und Peugeot RCZ bis hin zu Mini Countryman und Aston Martin Rapide.
Nicht zu vergessen natürlich die G-Klasse von Mercedes, die seit fast 40 Jahren in Graz gefertigt wird – über Fahreindrücke zur brandneuen Generation werden wir übrigens in der nächsten Ausgabe berichten, ebenso wie über erste Schnupper-Kilometer mit dem Elektroauto Jaguar i-Pace, das ebenfalls bei Magna in der Steiermark gebaut wird. Etwas weiter entfernt, aber schon jetzt bei uns auf Seite 18/19 im Blatt: Bilder und Infos zu den zweieiigen Zwillingen BMW Z4 und Toyota Supra. Beide Sportler basieren auf derselben Plattform und beide werden noch heuer die Werkshallen verlassen – erraten: bei Magna in Graz.
Rund 9000 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen aktuell in der Steiermark, viele davon sind mit Entwicklungsarbeiten betraut, etwa zusammen mit der TU Graz und AVL List in einem gemeinsamen Forschungsunternehmen zum Thema autonomes Fahren – dafür gibt es sogar die erste offizielle Teststrecke für selbstfahrende Autos in Österreich. Auch diesem Aspekt widmen wir uns in dieser Ausgabe, auf Seite 26/27 analysieren wir den Ist-Zustand und geben einen Ausblick auf die Zukunft des autonomen Fahrens. Einer Zukunft, der Autor Stefan Pabeschitz in seinem „Letzten Wort“ auf Seite 82 nicht nur Positives abgewinnen kann.
Enrico Falchetto