Alles Auto Dezember 2022

Editorial

Wir Österreicher neigen bisweilen dazu, uns als Nabel der Welt zu sehen, was meist natürlich nicht der Fall ist – und beim Thema CO2-Emissionen schon gar nicht. Die drei größten „Übeltäter“, China, USA und Indien, sind zusammen für mehr als 50 Prozent des weltweiten Treibhausgas-Ausstoßes verantwortlich, auf Österreich entfallen gerade einmal 0,2 Pro­zent, davon nur Bruchteile auf den privaten Pkw-Verkehr, Tendenz sin­kend. Den­noch werden vor allem Auto-Benutzer in letzter Zeit immer wieder Ziel von fragwür­di­gen Aktionen selbst ernannter Welt-Retter, was Stefan Pabeschitz im
„Letzten Wort“ am Ende des Hefts gewohnt pointiert kommentiert – genauso wie die vor kurzem zu Ende gegan­gene UN-Klimakonferenz auf der hier folgen­den Seite in seinem Kommentar „Alles ausdrücklich“.

Generell scheint es modern geworden zu sein, dass in jedem Medium das Thema Klima­schutz aufs Tapet kommt, egal ob bei Produkt-Werbung, ­Natur- Doku oder Nachrich­ten­-Format – ja, jeder Wetteransager agiert bereits mit erhobenem Zeige­finger. Grundsätzlich ist dagegen nichts einzuwen­den, im Gegenteil. Doch wenn viele dieser Beiträge mit Bildern von Autos untermalt werden, die im Stau stehend aus dem Auspuff dampfen – natürlich bei ­kalten Außentemperaturen, sonst gibt es ja nichts zu sehen –, dann ist das nichts als billiges Pkw-Bashing. „Rauch“ aus dem End­­rohr ist ein Synonym für egois­tische Klima-Killer geworden, obwohl das böse CO2 in Wahr­heit ­unsicht­bar, geruch­los und ungiftig ist. Doch es reicht, um simple Gemüter zu motivie­ren, ihren Ärger gegen Auto-Benutzer zu richten – die in den allermeisten Fällen nicht aus Spaß an der Freude unterwegs sind.

Und selbst wenn, sind sie es, die mit CO2-abhängigen Abgaben unser Pouvoir finanzieren, gegen den Klima­wandel vorzugehen. So gesehen müsste man heimi­schen Besitzern eines Chiron Super Sport einen Umwelt-Orden verleihen – als Dank dafür, dass sie für ihren meist in der Garage geparkten Bugatti 2,1 Millio­nen (!) Euro an ­CO2-Abgaben an den Staat abgeführt haben, ohne einen einzigen Meter mit dem ­Boliden gefahren zu sein. Wir waren mehr als ein paar ­Meter mit dem ­teuersten Neu­wa­gen der Welt unterwegs, nachzulesen ab Seite 42.

Der Trend zum Klimaschutz beflügelt auch die Elektro-Mobilität, und so gibt es mitt­ler­weile eine bunte Palette an Stromern am Markt – Best­seller bei den Akku-Autos ist heuer das Tesla Model Y. Zu Recht? Unabhängig vom aktuellen Lärm um den Ex­zen­triker Elon Musk gehen wir der Frage nüchtern nach und vergleichen den belieb­ten Ami mit dem bewährten Kia EV6 und dem brandneuen ­Nissan Ariya.

Enrico Falchetto, Chefredaktion ALLES AUTO