Das ist der neue Mercedes GLE

12. September 2018
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Aktuelles

In der Regel belassen es etablierte Hersteller bei einer neuen Version einer erfolgreichen Modellreihe ja beim Grundsatz “Evolution statt Revolution”. Mercedes hingegen scheint sich beim neuen GLE kaum mit “behutsamen Retuschen” aufgehalten zu haben und brennt mit dem neuen Kraxler der “unteren Oberklasse” ein echtes Technikfeuerwerk ab.

Am wenigsten merkt man davon aber bei der Außenhaut. Obgleich natürlich jetzt mit dem von CLS und A-Klasse aus der Wiege gehobenem, neuen Markengesicht doch deutlich vom Vorgänger zu unterscheiden, erkennen ihn Afficionados gleich als GLE … nicht nur wegen dem in Natura vermutlich gigantischen Stern in der Nase. Allerdings ist die Außenhaut nicht bloßes Design, sondern natürlich auch ein wenig Teil der ausgeklügelten Technik: diverse, technische Kniffe in der Gestaltung der Außenhaut, wie etwa Radspoiler oder ein Kühlluftregelsystem hinter dem Kühlergrill sorgen für einen cw-Wert ab 0,29. Bestwert in der Klasse und auch im Vergleich zum Vorgänger (0,32) ein deutlicher Fortschritt.

 

Richtig spannend wird es aber unterm Blech: Der Radstand des nun 116 Millimeter längeren Autos wuchs um 80 Millimeter auf 2.995 Millimeter. Das, gemeinsam mit einer steileren A-Säule, resultiert in deutlich mehr Platz im Innenraum. Konkret wuchs die Beinfreiheit in der zweiten Sitzreihe (übrigens gegen Aufpreis sechsfach vollelektrisch verstellbar) stieg um 69 Millimeter auf 1.045 Millimeter. Die Kopffreiheit im Fond verbesserte sich um 33 Millimeter auf 1.025 Millimeter. Zusätzlich entstand so das Platz für eine dritte Sitzreihe, die den neuen GLE auf Wunsch auch zum Siebensitzer macht. Die Rückenlehnen der zweiten Reihe sind jedenfalls 40:20:40 geteilt umlegbar – auch vollelektrisch.

Auch das Kofferraumvolumen wuchs dementsprechend: statt 690–2.010 Litern stehen nun 825 bis 2.055 Liter zur Verfügung. Zudem ist die Durchladebreite um 72 Millimeter erhöht worden, was den Praxisnutzen erhöht.

Weiter vorn, im Cockpit, wartet ebenfalls (zumeist gegen Aufpreis, versteht sich) alles, was der aktuelle Mercedes-Baukasten so hergibt. Dementsprechend ist auch selbstverständlich, dass der neue GLE standardmäßig mit zwei LCD-Screens daherkommt – beide ab Werk mit satten 12,3 Zoll Bildschirmdiagonale. Zusätzlich kann noch ein Headup-Display (720×240 Pixel) geordert werden. Auch das schlaue und schon in der A-Klasse wirklich überzeugend arbeitende Multimediasystems MBUX ist mit von der Partie, wurde hier aber noch um neue Funktionen erweitert. Zum Beispiel um die “ADAPT Fahrersitzanpassung”. Einfach Körpergröße eingeben und schon fährt der Sitz automatisch in eine dafür passende Position. Zudem kann man über die “Büro im Auto Funktion” Emails vorgelesen bekommen oder diktieren und neue Apps wie etwa Tidal nutzen.

 

Ebenfalls überaus interessant: Fahrwerk und Antrieb. In Österreich startet der GLE als 450 4Mativ mit EQ Boost – also mit dem neuen Reihensechszylinder-Benziner mit 367 PS und 500 NM Drehmoment, die durch Elektrifizierung (48 Volt Bordnetz) kurzfristig um weitere 250 NM und 22 PS aufgestockt werden können. Später werden weitere Motoren – Diesel mit vier und sechs, weitere Benziner mit vier und acht Zylindern und ein Plugin-Hybrid folgen.

Als Getriebe kommt eine Neungang-Wandlerautomatik zum Einsatz. Bei den Vierzylinder-Motoren wird der Allradantrieb 4MATIC mit einem Verteilergetriebe, das das Antriebsmoment im festen Verhältnis von 50:50 Prozent an die Achsen leitet, umgesetzt. Durchdrehende Räder werden über einen Bremsen-Eingriff am jeweiligen Rad gebremst. Bei allen anderen Motoren wird hingegen auf ein Verteilergetriebe mit elektronisch geregelter Lamellenkupplung gesetzt. Das ermöglicht eine variable Verschiebung des Antriebsmoments von 0-100 Prozent (Torque on Demand) zwischen den Achsen. Zusätzlich kann noch ein Offroad-Paket geordert werden, das eine Untersetzungsstufe und eine Sperre für bis zu 100 Prozent hinzufügt.

Beim Fahrwerk wiederum verspricht das optionale E-ACTIVE BODY CONTROL-Fahrwerk ein ganz neues Fahrgefühl im SUV-Sektor. Mit ihm können Feder- und Dämpferkräfte an jedem Rad individuell geregelt werden. Somit wirkt es nicht nur Wank-, sondern auch Nickund Hubbewegungen entgegen. Zudem kann es sich auf der Straße in Kurven lehnen und mittels ROAD SURFACE SCAN perfekt auf die aktuell vor einem liegenden Straßenbedingungen reagieren. Aufmerksame Leser werden nun meinen: Ja gut, aber das kennt man ja so schon – zum Beispiel aus der S-Klasse. Und sie haben Recht damit! Allerdings wurde das System hier, nachdem es nun ebenfalls in das 48 Volt Bordnetz integriert wurde, nicht nur an Finesse und Feinheit dazugelernt, es kann auf schlechten Straßen kann das System sogar elektrische Energie zurückgewinnen, so dass der Energiebedarf gegenüber dem Vorgängersystem in der S-Klasse etwa halbiert wurde.

 

Witzig anzusehen und dennoch unglaublich praktisch: Der mit diesem Fahrwerk angebotene “Freifahrmodus”: Mit ihm fängt das Fahrzeug – fast wie ein “Low-Rider” – an auf und ab zu wippen. Hat man sich zum Beispiel in losem Sand festgefahren, kann man sich so aus eigener Kraft wieder befreien.

Dass der neue GLE darüber hinaus quasi alle aktuellen Fahrassistenzsysteme bietet, versteht sich nach all dem bisher gesagten quasi von selbst.

Informationen zu Preisen und Verfügbarkeiten gibt es noch keine. Voraussichtlich soll er aber im ersten Quartal 2019 auf den Markt kommen. Die Preise sollen diesen Herbst bekannt gegeben werden – nebst Details zu weiteren Motoren.