Mazda RX-8 Revolution

15. Juli 2004
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Tests

FAHRZEUGDATEN

Marke:Mazda
Klasse:Coupé
Antrieb:Hinterrad
Treibstoff:Benzin
Leistung:231 PS
Testverbrauch:13,1 l/100km
Modelljahr:2004
Grundpreis:36.400 Euro

Mit Wankel-Motor und ungewöhnlichem Viertür-Konzept kann sich Mazdas neues Sportcoupé geschickt dem Konkurrenz-Vergleich entziehen. Nicht aber unserer Prüfung auf Herz & Nieren. quattro

Eigentlich hätte der Mazda RX-8 bereits im August letzten Jahres seine Europa-Premiere feiern sollen, der große Erfolg im Heimatland Japan verzögerte den Marktstart jedoch. Blickt man auf die sensationellen Vorjahres-Verkaufszahlen des Österreich-Importeurs könnte man meinen, ein sportliches Aushängeschild wäre ohnehin nicht nötig – dennoch: Nach zwölf Jahren RX-Abstinenz warteten Händler & Kunden schon ungeduldig auf den eigenwilligen Mazda-Sportler.
Eigenwilligkeit eignet sich der RX-8 aus zwei Gründen an – zum einen ist er der einzige Neuwagen, der von einem Rotationskolben-Aggregat (nach seinem Erfinder Felix Wankel auch Wankel-Motor genannt) angetrieben wird, zum anderen sorgt sein ungewöhnliches Tür-Konzept – die kurzen hinteren Pforten öffnen gegen die Fahrtrichtung – für eine interessante Mischung aus Limousine und Coupé: Der sportliche Karosserie-Charakter bleibt erhalten, der Einstieg in den Fond gestaltet sich aber fast so bequem wie bei einem herkömmlichen Viertürer.
Zurück zum Motor: Der Zweischeiben-Wankel dreht extrem gierig hoch, die 231 PS beginnt man aber frühestens im mittleren Tourenbereich zu erahnen, dafür geht´s munter weiter bis in höchste Drehzahl-Regionen, erst bei knapp 9000 Touren mahnt ein Warnton zum Weiterschalten.
Weitere Motor-Meriten: Das geringe Gewicht, die kurze Bauweise und die dadurch ermöglichte tiefe Einbau-Position sind mitverantwortlich für das ungemein agile Handling des RX-8. Das superbe Fahrwerk und die 1A-Lenkung reden da allerdings auch noch ein Wörtchen mit.
Die Wankel-Nachteile seien aber nicht verschwiegen: Er benötigt rund 20 Prozent mehr Sprit als ein leistungsgleicher Hubkolben-Motor (oder Schüttelhuber”, wie Felix Wankel verächtlich zu sagen pflegte). Und dass sich im Kofferraum des Testwagens zwei Flaschen Motoröl befanden, war auch kein Zufall, sondern eine Vorsichtsmaßnahme aufgrund des geradezu gewaltigen Schmierstoff-Konsums.
Aufpassen sollte auch, wer den Wankel-Motor – etwa nach einer Kurzstrecke – kalt abstellen möchte, zuvor muss man ihn nämlich mit ein paar Gasstößen auf 3000-4000 Touren bringen. Ansonsten säuft das Triebwerk ab und lässt sich nicht mehr starten. Der dann fällige Zündkerzen-Tausch kostet viel Zeit und noch mehr Geld.
Zu haben ist der RX-8 übrigens in zwei Leistungsstufen, die 192 PS-Version verfügt dabei sogar über etwas mehr Drehmoment als die getestete 231 PS-Variante – trotz sattem Preis-Vorteil werden sich laut Mazda Österreich aber nur rund ein Viertel der Kunden für den Basis-RX entscheiden.
Egal, wie viel PS vorn drin sind, einen fast familientauglichen Sportwagen bekommt man mit dem RX-8 auf jeden Fall. Das Platzangebot entspricht dem eines Kompaktautos, dazu gibt´s einen Kofferraum, der zumindest auf dem Papier zufrieden stellt. Die 290 Lade-Liter kann jedoch nur wirklich nützen, wer klein packt und gut schlichtet, so verschachtelt ist die Gepäckhöhle und so klein die Heckdeckel-Öffnung.
Als Abschreck-Argument taugt das mangelnde Lade-Talent also ganz gut, der Anschaffungspreis hingegen nicht – zumal angesichts der feinen Serien-Mitgift. Fein also, dass der RX-8 nicht nur in Sachen Motor- und Tür-Konzept konkurrenzlos ist, sondern auch beim Preis/Leistungs-Verhältnis.

TECHNIK
Zweischeiben-Kreiskolben-Motor, Kammer-Vol. 1308 ccm, 170 kW (231 PS) bei 8200/min, max. Drehmoment 211 Nm bei 5000/ min, Sechsgang-Getriebe, Hinterradantrieb, vorne: untere und obere Querlenker, Stabilisator, Schraubenfedern, Stoßdämpfer, hinten: Mehrlenker-Achse, Stabilisator, Schraubenfedern, Stoßdämpfer, Scheibenbremsen v/h (bel.), ABS, L/B/H 4430/1770/1340 mm, Radstand 2700 mm, 4 Sitze, Wendekreis 11,2 m, Servo, Reifendimension 225/45 R 18, Tankinhalt 61 l, Reichweite (bis Tankreserve) 420 km, Kofferraumvolumen 290 l, Leergewicht 1350 kg, zul. Gesamtgewicht 1815 kg, 0-100 km/h 6,4 sec, 60-100 km/h im 4./5. Gang 7,5/9,5 sec, Spitze 235 km/h, Normverbrauch (Stadt/außerorts/Mix) 15,8/8,9/11,4 l, Testverbrauch 13,1 l ROZ 95
Preis: EUR 36.400,-

Serienausstattung: Front- und Seitenairbags vorne, durchgehende Kopfairbag-Vorhänge, ABS, elektron. Stabilitätsprogramm, Isofix-Halterungen, Kopfstützen und Dreipunktgurte für alle vier Sitzplätze, Klimaautomatik, FB-Zentralsperre, E-Fensterheber v, Ausstellfenster h, beheizbare E-Außenspiegel, Alarmanlage, Lederlenkrad und Fahrersitz in Höhe verstellbar, Ski-Durchreiche, Radio inkl. CD-Wechsler, Lenkrad-FB und Bose-Sound mit 9 LS, Xenon-Licht, Nebelscheinwerfer, Alufelgen etc.
Extras: Metallic-Lack EUR 515,-, Leder-Paket (Fahrersitz elektrisch verstellbar mit Kreuzstütze, Sitzheizung vorne, Lederpolsterung) EUR 1500,-, Leder-Paket plus DVD-Navigationssystem plus E-Schiebedach EUR 4500,-
Zubehör (Preise inkl. MwSt exkl. Einbau): Sportauspuff EUR 600,-, Sport-Außenspiegel EUR 458,-, beleuchteter Schaltknauf EUR 164,-, Leder-Handbremshebel EUR 218,-, Einparkhilfe EUR 354,-, Kassetten-Laufwerk EUR 155,-, MP3-tauglicher CD-Player EUR 366,-, abnehmbare Anhängevorrichtung EUR 552,- etc.

FAHREN & FÜHLEN
Der Rotationskolben-Motor startet durchschnittlich flott, dreht extrem gierig hoch und liefert ab mittleren Touren viel Biss sowie einen charakterstarken Sport-Spruch. Durchzug ausreichend bullig. Motor durchaus laufruhig, dennoch im Leerlauf leichte Schalthebel-Vibrationen. Knackig-kurzwegige Schaltung, etwas hakelig, kurz übersetztes Getriebe. Lenkung: im richtigen Maß leichtgängig, präzise & direkt, griffiges Volant. Bremsen: fein zu dosieren, sehr kräftig und fading-immun. 1A-Fahrwerk: erstaunlich komfortabel, der RX-8 verdaut atemberaubenden Kurven-Speed und ist dabei kaum lastwechsel-anfällig. Traktion OK, mit gut getimten Gasstößen ist das Heck zu motivieren, die (abschaltbare) Stabilitätskontrolle lässt ob spätem Eingriff sogar kleine Driftwinkel zu. Die Sportsitze: guter Seitenhalt, Größe und Polsterung passen, einfache Verstellung.

PLATZ & NUTZ
Gutes Passagier-Platzangebot, etwa auf dem Niveau eines Kompakt-Klasslers. Einfacher Zustieg in den für Zwei zugelassenen Fond dank fast 90 Grad gegenläufig öffnender Fond-Türen, die massiven C-Säulen vermitteln auf den Rücksitzen eine Mischung aus Enge und Geborgenheit. Kofferraum in Sachen Lade-Litern nicht schlecht, jedoch ziemlich verschachtelt sowie mit kleiner Öffnung und hoher Ladekante. Immerhin ist eine Ski-Durchreiche zur Erweiterung vorhanden. Bis auf die etwas knöpfchen-überladene Mittelkonsole einfache Bedienung, gute Sitzposition, obwohl Volant nur in der Höhe verstellbar. Minus: Digital-Tacho mit kleinen Lettern schlecht abzulesen, One-Touch-Fensterheber nur fahrerseitig. Pluspunkte: Lenkrad-Fernbedienung fürs Audio-System. Passable Karosserie-Übersicht, genügend Ablagen.

Klavierlack-Einlagen sorgen für sportlich-nobles Flair, die optionale Lederpolsterung kann man auch in Braun/Schwarz oder ganz in Schwarz haben

DRAN & DRIN
Feine Serienausstattung inklusive Xenon-Licht, Klimaautomatik und Hifi-System inklusive CD-Wechsler und Bose-Sound (Details siehe Kasten auf Seite 45). An Extras bleibt nur das Leder-Paket sowie Navigation und Schiebedach, nicht zu haben sind Getriebe-Automatik, Bordcomputer, Tempomat und Regensensor. Riesiges Angebot an Zubehör (vor allem Optik-Aufputz). Saubere und solide Verarbeitung, mit Ausnahme der Kunststoff-Einlagen am Sitzbezug hochwertige Innenraum-Materialien. Gefällig-dynamisches Styling innen wie außen.

SICHER & GRÜN
Aufpreisfrei: adaptive Front- und Seitenairbags vorne, durchgehende Kopfairbag-Vorhänge, ABS, elektronische Stabilitätskontrolle, Isofix-Halterungen, auf allen Sitzplätzen Dreipunktgurte und (fixe) Kopfstützen (reichen vorne bis 1,85 Meter Körpergröße, hinten nur bis 1,70 Meter). Nicht zu haben: Bremsassistent. Umwelt-Patzer: keine Wasserbasis-Lacke, Sprit- und Öl-Verbrauch zu hoch.

PREIS & WERT
Egal ob man ihn mit prestigeträchtigen Viersitzer-Coupés à la BMW 330Ci, Alfa GT 3,2 und Audi TT 3,2 vergleicht oder mit Zweisitzern à la Nissan 350 Z und Chrysler Crossfire, der RX-8 ist stets eine Okkasion, zudem ausstattungsseitig gut bestückt. Werthaltung noch ungewiss. Die 192 PS-Variante mit gar nicht ärmlicher Basis-Ausstattung ist nochmals um 5500 Euro günstiger. Drei Jahre Neuwagen-Garantie, zehn Jahre Mobilitäts-Schutz bei Service-Treue, zwölf Jahre Anti-Durchrost-Versprechen. Inspektion und Ölwechsel alle 20.000 Kilometer, dichtes Werkstatt-Netz.

ALLES-AUTO-TESTURTEIL :
Agiles Sportcoupé, bei Preis & Platz fast familienfreundlich, bei Sprit- und Öl-Verbrauch weniger.

Diesen Test finden Sie in ALLES AUTO 3/2004