Das hört sich vielleicht ein wenig gehässig an, aber dass die schnellen Kisten aus Neckarsulm (die immer noch am alten NSU-Sitz vom Band laufen) eine gewisse Untersteuer-Tendenz hatten, wissen die Audi-Trainer selbst. In Sachen Leistung gab es nie Mangelerscheinungen, erst recht nicht bei der Traktion. Aber die frontlastige Bauweise hatte neben unschlagbaren Vorteilen beim stabilen Geradeauslauf auch empfindliche Nachteile beim zackigen Einlenken. Kein Wunder also, dass man gerne die Gewichtsverteilung betont: 57 Prozent lasten auf der Vorderachse, 43 hinten, was schon einiges über die Qualitäten des neuen Power-Coupés aussagt. Aber noch lange nicht alles.
Denn in Summe seiner Eigenschaften fühlt sich der RS5 nach einem „Best-of Audi“ an. Und das geht schon beim Motor los. Vorbei die Zeiten des hochdrehenden V8-Saugers, der untenrum immer etwas brustschwach wirkte. Der neue V6 hat zwei zentral montierte Turbos und basiert zwar auf dem Dreiliter aus Porsche Macan bzw. Audi S5 – er wurde aber für höhere Literleistung und Drehfreude im Hub reduziert. Die nunmehr 2,9 Liter stemmen auf dem Papier zwar genau so viel PS wie der Vorgänger, nun hat man aber das Gefühl, dass auch stets alle 450 Pferde zum Sprung bereit stehen. 170 Newtonmeter mehr Drehmoment, und das um 1900 Umdrehungen früher, bewirken einen völlig neuen Fahreindruck: Es geht immer vorwärts. Kraft gibt es stets in Hülle und Fülle, und dass der Biturbo-V6 spontaner anspricht als der alte V8-Sauger, kann man fast schon als Ironie des Motorenbaus verstehen. Oder einfach nur als Fortschritt.

Den Effekt der Freien-Fall-Performance rundet aber erst das besondere Getriebe ab. Audi verbaut nämlich nicht die Doppelkupplungs-Box aus dem S5, sondern greift lieber zu einer klassischen Wandler-Automatik. Ausgerechnet beim Topmodell? Gerade hier! Das massive Drehmoment würde die S-Tronic schlicht in Stücke reißen. Zudem kriegt keine andere Getriebeform den Spagat zwischen Schaltkomfort und lupenreiner Performance besser hin. Und während man gepflegt durch die Landschaft schießt, kommt man unweigerlich auf den Gedanken, warum die in Ingolstadt überhaupt noch Doppelkupplungs-Getriebe verbauen.
Doch auch sonst führt der durchdachte No-Nonsens-Charakter des RS5 zu interessanten Einsichten: Zum Beispiel, dass der Audi mit seiner Effektivität nicht nur Steigungen niederbügelt, sondern auch ein wenig die Faszination, viel zu schnell unterwegs zu sein. Mehr noch: Da auch der Auspuff sehr verhalten agiert, die Kabine gut gedämmt und das Fahrwerk nicht einmal bretthart ausgefallen ist, entsteht auch bei Volllast eine gedämpfte Atmosphäre. Der Audi brennt seine Power so selbstverständlich und entspannt in den Asphalt, dass man erst dann zusammenzuckt, wenn man kurz auf den Tacho blickt. Was zugegebenermaßen auch nicht dabei hilft, den richtigen Moment des Einlenkens zu treffen.

ein wenig herunter. Zumindest der Auspuff könnte ein wenig lauter sein.
Daten & Fakten
Preis: € 99.500,–