Kaum ein Auto schwimmt so sehr gegen den Strom wie der neue Honda Civic. Und zwar sowohl gegen den des restlichen Marktumfelds als auch den seiner eigenen Vergangenheit. Hier ist alles irgendwie anders. Das Design, das man mögen oder darüber hinwegsehen können muss, ist da nur der Anfang. Der aufgeladene Motor (übrigens der erste „zivile“ Turbo-Benziner der Marke) setzt nicht auf frühes Drehmoment-Plateau, sondern giert nach Drehzahl, das Fahrwerk kommt standardmäßig mit variablen Dämpfern daher, die Instrumente reminiszieren ein wenig das gute alte Mäusekino, und die Gepäckraumrollo muss von rechts nach links gespannt werden.
Dabei sei aber erwähnt: Beim Civic bedeutet „anders“ zumeist „gut“. So wirkt der Motor zwar bei Leistungsbedarf etwas schwachbrüstig, reicht aber dennoch zum Spaß haben. Zudem ist das Fahrverhalten ohne Tadel, die Instrumentenlandschaft perfekt ablesbar und der Kofferraum dank der ungewöhnlichen Abdeckung wunderbar zugänglich. So ist der neue Civic in seiner Gesamtheit unterm Strich zwar sicher nicht so selbsterklärend und annähernd perfekt wie etwa Bestseller Golf (siehe großer Test ab Seite 32), dabei aber deutlich erfrischender. Anders eben.
Fahrwerk & Traktion – Angenehm komfortables Fahrwerk mit guten Kurveneigenschaften, auf Knopfdruck mehr Härte. Leichtgängige, recht direkte und passabel gefühlvolle Lenkung. Standfeste Bremsen. Traktion OK.
Cockpit & Bedienung – Gute Sitze mit ausreichend Seitenhalt, Ergonomie tadellos. Touchscreen-Infotainment reagiert schnell und ist intuitiv zu bedienen, das Fehlen jedweder Drehregler ist aber gewöhnungsbedürftig. Ebenso der Blick „durch“ den Heckspoiler nach hinten – Park-Piepser und Rückfahrkamera sind aber Serie.
Innen- & Kofferraum – In beiden Sitzreihen angenehme Platzverhältnisse. Großer Kofferraum, leider mit kleiner Stufe – hinter dieser über 2:1 geteilte Rückbank eben erweiterbar.
Dran & Drin – Ab Werk in der sportlichen Top-Ausstattung übervoll bestückt: LED-Licht, variables Fahrwerk, Navi, Keyless Go, Schiebedach – alles Serie. Als Extra bleibt nur Metallic-Lack. Materialien OK, Verarbeitung gut.
Schutz & Sicherheit – Sechs Airbags, Notstopp-Assistent mit Fußgänger-Erkennung, Toterwinkel-Warner und mehr als Teil der Serien-Mitgift.
Sauber & Grün – Testverbrauch sehr nahe an der für die Leistung vertretbaren Hersteller-Angabe – Chapeau! Start/Stopp funktioniert tadellos.
Preis & Kosten – Ein etwa gleich starker Ford Focus ist günstiger, aber schlechter ausgestattet. Opel Astra und Kia Cee’d GT liegen etwa gleich auf, die passend motorisierten Angebote von BMW, Audi und Mercedes ausstattungsbereinigt weit darüber. Fein: Dreijahres-Garantie. Werthaltung vermutlich mäßig.