Alfa 156 2.0 Selespeed

2. November 2001
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Tests

FAHRZEUGDATEN

Marke:Alfa Romeo
Klasse:Limousine
Antrieb:Vorderrad
Treibstoff:Benzin
Leistung:155 PS
Testverbrauch:10,1 l/100km
Modelljahr:1999
Grundpreis:26.937 Euro

Schweben wie Gott in Frankreich – eine fürwahr überstrapazierte Formulierung für den Fahrkomfort französischer Limousinen. Für sportliche Italiener gibt´s eigentlich noch keine Standard-Phrase. Wir hätten da eine, und auch gleich das passende Auto dazu: “Wie Schumi im Alfa.” Das Fahrzeug zum Slogan: der 156 Selespeed. In diesem Modell arbeitet nämlich dieselbe sequentielle Schaltung wie im Ferrari F355 F1 und somit dasselbe (Magneti Marelli-)System wie im roten Renner von Michael Schumacher.
Beim Selespeed handelt es sich nicht um eine Automatik mit Drehmomentwandler, sondern um ein herkömmliches Schaltgetriebe – und das ist mit Ausnahme der etwas länger übersetzten Ersten ident mit dem des normalen 2.0 T.Spark, auf dem der Selespeed basiert und mit dem er alle Fahr- und Verbrauchs-Werte teilt. Im Gegensatz zum manuellen Getriebe genügt zum Gangwechsel ein Antippen des Schalthebels bzw. der Lenkrad-Tasten (links fürs Runter-, rechts fürs Raufschalten). Knöpferl-Arbeit ist natürlich viel besser, da nicht nur beide Hände am Volant bleiben, sondern auch echtes F1-Flair aufkommt. Wenn´s zu stressig ist, aktiviert man den “City”-Modus, dann übernimmt ein Automatik-Programm – leidlich gekonnt – die Gangwahl.
Das Praxis-Erlebnis: Raufschalten geht dann relativ ruckfrei, wenn man – wie gewohnt – das Gas kurz lupft. Runterschalten funktioniert spürbar sanfter, weil das System dabei kurz Zwischengas gibt – womit allerdings etwas Motorbremswirkung verloren geht. Aber Bremsen steht ja bei Schumi-Fans ohnehin im Hintergrund.

TECHNIK
4-Zylinder-Reihe, 4-Ventil-Technik, 1970 ccm, 114 kW (155 PS) bei 6400/min, max. Drehmoment 187 Nm bei 3500/min, Fünfgang-Getriebe mit autom. Kupplung und Schaltung, Vorderradantrieb, vorne: Doppelquerlenker, Stabilisator, Mc-Pherson-Federbeine, hinten: Querlenker, Stabilisator, Schraubenfedern, Stoßdämpfer, Scheibenbremsen v/h (v bel.), ABS, L/B/H 4430/1745/1415 mm, Radstand 2595 mm, Wendekreis 11,1 m, Servo, Reifendimension 205/55 R 16, Tankinhalt 63 l, Reichweite (bis Tankreserve) 545 km, Kofferraumvolumen 380 l, Leergewicht 1250 kg, zul. Gesamtgewicht 1770 kg, 0-100 km/h 8,6 sec, 60-100 km/h (im 4. Gang) 12,0 sec, Spitze 216 km/h, CO2-Emission 202 g/km, Normverbrauch (Stadt/außerorts/Mix) 11,7/6,6/8,5 l, Testverbrauch 10,1 l ROZ 95
Preis: S 369.000,-

FAHREN & FÜHLEN
Der Zweiliter-16V klingt sportlich-kernig, zeigt seine Kräfte jedoch erst höhertourig – entsprechend mäßig der Durchzug. Plus: sehr direkte und präzise Lenkung, bissige und fading-freie Bremsen, angenehmes Geräusch-Niveau auf der Autobahn. Die Schaltung à la Formel I funktioniert relativ ruckfrei (außer bei zuviel Gaspedal-Druck), dafür benötigt das automatische Kuppel- und Schalt-System auch nur die halbe Zeit für Gangwechsel, wenn man den Fuß stehenläßt. Das serienmäßige Sport-Fahrwerk mit 16-Zoll-Rädern bietet ausreichend Rest-Komfort und erlaubt dem neutralen 156er sehr hohen Kurven-Speed. Fein: die bequemen, gut konturierten Vordersitze.

PLATZ & NUTZ
Bis auf die üppige Ellbogenfreiheit klassenübliches Platzangebot. Deutlich unterm Schnitt: der kleine, flache, verwinkelte und nur via Ski-Durchreiche erweiterbare Kofferraum. Außerdem: hohe Ladekante, kleine Öffnung. Plus: Fahrersitz in der Höhe, Lenkrad auch in der Reichweite verstellbar, Fernentriegelung für Heck- und Tankdeckel, One-Touch-Fensterheber vorne. Ärgerlich: zu kleine Ablagen, versteckte Schalter für die Nebel-Lichter, Rundinstrumente schlecht ablesbar, großer Wendekreis, kleine Außenspiegel.

DRAN & DRIN
Feine Ausstattung: vier E-Fensterheber, beheizbare E-Außenspiegel, Fernbedien-Zentralsperre, Klimaautomatik, 16-Zoll-Alufelgen, Sportfahrwerk, Lederlenkrad, Radiovorbereitung inkl. 6 LS, Nebelscheinwerfer u. v. m. Gegen günstigen Aufpreis: Leder, Metallic, Alarm, E-Glas-Schiebedach, Sitzheizung, Recaro-Sitze etc. Ambitionierte, doch nicht fehlerfreie Verarbeitung (wie bei unserem Intensivtest-Alfa verabschiedete sich auch hier das Lehnenverstell-Plastikrad), gelungenes Außen- und Innen-Design.

SICHER & GRÜN
156er-Sicherheit: Fahrer- und Beifahrer-Airbag, Seitenairbags vorne, ABS, vier Dreipunktgurte und vier Kopfstützen (vorne bis 1,85 Meter, hinten nur bis 1,65 Meter Körpergröße einstellbar). Extra: Dreipunktgurt samt Kopfstütze für mittleren Fond-Platz. Keine Patzer beim Umwelt-Check, Verbrauch noch im Rahmen.

PREIS & WERT
Schalt-technisch hat dieser Alfa keine Konkurrenz, ohne Selespeed-System ist der Zweiliter-156er deutlich billiger als deutsche Nobel-Ware (Mercedes C-Klasse, BMW 3er, Audi A4). Nur ein Jahr Neuwagen- und Mobilitätsgarantie, sechsjähriges Antirost-Versprechen. Fraglich, ob die braven Werthaltungs-Werte der Baureihe auch bei diesem ausgefallenen Modell zu erfahren sind. Service und Ölwechsel alle 20.000 Kilometer.

ALLES-AUTO-TESTURTEIL:
Schalt-Spaß à la Formel I in einer sportlich-rassigen Italo-Limousine.