Cabriolets: Die Lieblinge der Redaktion

28. Juli 2017
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Aktuelles

Wir befinden uns mitten in einem der heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – und eine der schönsten Arten einen solchen zu zelebrieren hat vier Räder und kein Dach. Genug Sonnencreme vorausgesetzt sind das nämlich die perfekten Bedingungen für eine wohltuende Cabriofahrt. Auch wir öffnen gerne mal das Dach und lassen uns vom Fahrtwind die Frisur zerzausen. Hier sind die Cabriolets, die jeden einzelnen von uns am meisten begeistern können.

Enrico Falchetto: Mercedes 124 Cabrio

 

Überraschung: Mein favorisierter Frischluft-Flitzer ist weder neu noch sportlich noch zweisitzig. Beim Cabrio-Fahren bin ich gnädig und mag es in der Regel gemütlich. Also: Mercedes A124, also die Stoffdach-Variante des legendären Mittelklasse-Benz. Vorzugsweise als Sechsender, weil die beiden ab 1993 angebotenen Vierzylinder zwar kultiviert sind, mit dem ob vieler Versteifungen aber sehr schweren Stuttgarter ein ebensolches Spiel haben. Und eher mit Automatik statt mit der hakeligen Schaltung, selbst wenn die Erste links unten Sportlichkeit suggeriert. Und dynamisch ist dieser Daimler auch mit 220 PS nicht, dafür ausreichend souverän. Und mit dem optionalen Sportline-Paket nimmt man dem Viersitzer etwas von seiner Schwerfälligkeit. Apropos: Warum Viersitzer? Gute Frage, hinten ist es ja eher ungemütlich, weil relativ eng und bei offenem Dach auch zugig. Doch Cabrios mit zwei Sitzreihen, zumal aus gutem Hause, haben einfach etwas unglaublich Mondänes. Am besten greift man zu einem E 320 Cabrio ab Herbst 1993 (Mopf 2), weil da der hubraumstärkere Motor verbaut ist, auch wirkt die Optik mit weißen Blinken und voll lackierten Schürzen sowie Plaketten-Kühlergrill noch nobler. Zu haben in gutem Zustand schon ab etwa 15.000 Euro inklusiver in der Regel feiner Ausstattung samt vollautomatischem Verdeck, Gurtbringer und automatischen Überrollbügeln. Dafür bekommt man am Neuwagen-Markt kein Cabrio, schon gar nicht ein vergleichbar edles & cooles. Vor allem: null Wertverlust – ganz im Gegenteil!

Johannes Posch: Mercedes AMG GT Roadster oder BMW Z4

 

Ganz prinzipiell bin ich großer Cabrio-Fan. Ich finde sie praktisch (in so manches Viersitzer-Cabrio mit offenem Dach geht weit mehr rein als in den größten Kombi), meistens schön und verstehe sie als ultimatives Statement „pro autofahren“. Dementsprechend ist mein Liebling unter den Oben-Ohne-Autos auch die purste Form eines Cabrios: ein Roadster. Genauer gesagt der Mercedes-AMG GT Roadster. Ja, „nur“ der GT, nicht der GT C. Der Grund: mehr als genug Power ohne übertriebenes Optik-Proletariat. Dazu klingt der V8 auch beim „kleinen“ mit der Sportabgasanlage unglaublich gut und massiert beim gemütlichen Cruisen Gemüt und Rücken gleichermaßen. Das Problem: Er ist für die meisten von uns – mich natürlich eingeschlossen – absolut unleistbar. Muss ich den Kopf also aus den Wolken ziehen und einen realistischen Kauftipp abgeben würde ich sagen: einen BMW Z4 3,0si E85 (also noch den alten mit Stoffmütze).

Andreas Reinsperger: Mazda MX 5 RF

 

Ferrari, Lamborghini und Porsche – ehrwürdige Marken, die wunderbare Cabriolets in ihrem Portfolio haben. Aber muss man tatsächlich den Wert einer mittleren Eigentumswohnung ausgeben, um das Fahren mit offenem Dach zu genießen? Ich sage nein – und brauche dafür nicht einmal mehr als 4 Zylinder. Mit dem MX 5 RF hat Mazda einen Traumwagen geschaffen, der sogar das Geldbörserl schont. Los gehts nämlich bei 31.390 Euro und 130 PS, die in einem Land wie unserem, das sich Motorleistung gut bezahlen lässt, nicht nur beim Verbrauch günstig kommen.

Selbst der Einstiegsmotor hat leichtes Spiel, die nur 1060 Kilogramm sportlich zu bewegen. Da es aber um das Lieblingscabriolet geht, würde ich mich für den 160 PS starken 2.0 Liter Saugmotor entscheiden. Der hat mehr Dampf, einen besseren Sound und macht noch mehr Freude. Die ist nämlich der Hauptgrund, warum ich mich für den kleinen Japaner entscheiden würde. So federleicht tänzelt kein anderer ums Eck – mit leichtem Übersteuern und riesigem Grenzbereich. Er fühlt sich wie einer dieser Kletterschuhe an: eine halbe Nummer zu klein aber dafür spürt man jede Kleinigkeit, die unter einem passiert. Trotzdem federt der MX5 noch ganz passabel und lässt auch eine Wochenendreise nach Rimini zu, vorausgesetzt man ist sparsam mit dem Gepäck. Aber das ist ja mit allen Roadstern oder solchen die mal Roadster waren und jetzt Targas sind. Dafür sieht er herrlich aus. Scheinwerfer wie Katzenaugen, hochgezogene Kotflügel und eine Heckpartie, für die ich auch das Doppelte zahlen würde. So ganz nebenbei hat der kleine Herzensbrecher noch eine überaus komplette Ausstattung an Bord und eins der besten Schaltgetriebe, die es für Geld zu kaufen gibt – ein richtiges Lieblingscabrio eben.

Tobias Lang:  Audi R8 Spyder V10 plus

 

Trotz der Tatsache, dass ich absoluter VAG Fan bin, fahre ich selbst ein BMW Z3 Cabrio aus dem Jahre 2001 – ein Auto mit unschlagbarer Straßenlage und Direktheit an der Lenkung trotz des Alters. Als mein Lieblingscabrio würd ich den Z3 jedoch nicht bezeichnen.
Das große Problem an der Suche nach meinem persönlichen Lieblingscabrio ist, dass sie mich in Sphären führt, in die ich wohl niemals vordringen werde – preislich versteht sich. Doch ein
Lieblingsauto, oder eben in diesem speziellen Fall – Cabrio – muss ja nicht zwingend erschwinglich sein. Die beiden Autos die mir sofort durch den Kopf gegangen sind, waren der Porsche 918 Spyder und der Audi R8 Spyder V10 plus, zwei kompromisslose Fahrmaschinen deren Antriebskonzepte unterschiedlicher nicht sein könnten. Da der Porsche nicht mehr gebaut wird und mittlerweile zu utopischen Preisen gehandelt wird, fiel meine Wahl auf den im Vergleich fast schon erschwinglich wirkenden Audi R8 Spyder V10 plus. Da ich bereits die Ehre hatte hinter dem Steuer dieses Traumwagens Platz zu nehmen, kommt diese Entscheidung nicht von ungefähr. Das Brüllen des 610PS starken V10 Saugers im Rücken ist schon beim Coupe ein Erlebnis, doch mit geöffnetem Verdeck wirkt das Ganze noch um einiges brutaler. Vor allem Tunneldurchfahrten lassen das Herz des Fahrers und so ziemlich jedes Autoliebhabers der sich ebenfalls im Tunnel befindet höher schlagen. Ein weiteres Highlight ist der variable Quattro Antrieb der die Kraft 30:70 an Vorder- und Hinterachse verteilt und unglaublich kontrollierte Powerslides auf kurvigen Bergstraßen zulässt.
Nicht zuletzt wegen des Preises (241.680,- EUR kostet der „normale“ V10 mit 540 PS, der Preis der „plus“ wurde noch nicht veröffentlicht) werde ich den Audi R8 Spyder V10 plus wohl nie mein Eigen nennen, doch genau diese Tatsache macht solche Autos ja zu „Traum“-autos.

Roland Scharf: Keines!

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Ich habe zwei kurze Hosen, nur für den Sommer. Die hängen die meiste Zeit des Jahres im Schrank. Einfach weil es nur ein paar Wochen im Jahr heiß genug ist, um sie tragen zu können. Und dann ist es aber gleich dermaßen heiß, dass ich erst wie der Iron Man schwitze und mich am liebsten flach auf den Boden legen möchte, um ein wenig vor mich hin zu hyperventilieren. Warum sollte ich mir also noch eine kurze Hose kaufen?

Aus dem gleichen Grund, warum ich mir auch nie ein Cabrio kaufen würde. Für mehr Kohle als ein vergleichbares Coupé kostet, bekomme ich eine weichere und schwerere Karosserie, ein lauteres Dach und einen kleineren Kofferraum. Schon klar, das Verdeck lässt sich öffnen und dann habe ich eine unbegrenzte Kopffreiheit. Nur erstens brauche ich die nicht. Und zweitens reduziert sich die Phase des angenehmen Offenfahrens innerhalb der Kurze-Hosen-Phase auf wenige Tage, wo es nicht zu heiß, zu windig, zu sonnig, zu kalt, zu schirch, zu stickig oder weiß der Geier was noch ist, wo man das Verdeck lieber geschlossen hält und der einwandfreien Funktion der Klimaanlage fröhnt.

Und natürlich könnte man jetzt sagen, ja aber mit aufgestelltem Windschott, hochgefahrenen Seitenscheiben, Mütze, Schal, Sonnenbrille und Stehkragen kann man ja fast immer das Offenfahren genießen. Ganz ehrlich: Bevor ich mich zu diesen Dodeln zähle, lasse ich es lieber ganz bleiben. Dann könnte ich ja auch gleich Thermounterwäsche unter den kurzen Hosen anziehen.

Wenn also Cabrio, dann höchstens der MX-5, weil er als einziger die Idee des fehlenden Dachs als Reduktion des Gewichts versteht. Daher gibt es hier und jetzt von mir kein aktuelles Wunschcabrio. Sondern nur eines von 2003. Und auch nur deswegen, weil es dieses Auto nur offen zu kaufen gab. Der Daihatsu Copen war winzigst, nicht schnell, nicht stark, aber eine ungeheure Gaudi zu fahren. Zu zweit war es dermaßen eng, dass man sich über jeden Zentimeter Bewegungsfreiheit gefreut hat. Und wenn sie nur durch ein geöffnetes Verdeck kamen. Oder die luftigere Atmosphäre einer kurzen Hose.