Die Ausdehnung von Audis Modellpalette ins kleine Kompakt-Segment mit dem A1 war die Überraschung des Jahres 2010. Der seit dem Audi 50 von 1974 kleinste Ingolstädter kam zunächst als flotter Dreitürer, durfte vier Jahre später auch als S1 mit Allrad und 231 PS, in einer limitierten Kleinserie sogar mit 256 PS protzen. Der lieben Praxistauglichkeit wegen wuchsen ihm schließlich auch noch zwei zusätzliche Türen. Die Sympathien gehörten ihm dauerhaft – abschreckend funktionierte hingegen Audis harsche Aufpreis-Politik, die gut ausgestattete Modelle mit mittlerer Motorisierung schon Richtung 40.000 Euro hieven konnte.
A1, der zweite: Geschickt ins Design eingearbeitete Sport-Attribute ohne Anflug von Peinlichkeit, drei Innen- und drei Außendesign-Pakete frei kombinierbar, aber kein Dreitürer und wahrscheinlich auch kein imageträchtiger Power-Allradler mehr.
Der Nachfolger steht auf der aktuellen Polo/Ibiza-Plattform namens MQB-A0 und weist auch den gleichen Radstand auf wie das deutsch-spanische Brüderpaar. Dem Markenanspruch gemäß aufwändiger ausgeführt sind die akustische Dämmung und die Entkoppelung von Fahrwerks-Geräuschen.
Ebenso auffallend: Die präzise geführte Sechsgang-Schaltung und die sauber abgestimmte, direkte Lenkung mit nur etwa drei Umdrehungen von Anschlag zu Anschlag. Beachtlich auch das Fahrwerks-Angebot: Von Standard über Sport bis hin zu einer verstellbaren Variante gibt es drei Möglichkeiten. Selbst im Dynamik-Modus der variablen Version bleibt der Grundkomfort erhalten – nur die Akustik wird bei schlechter Fahrbahnoberfläche etwas herber.
Der Innenraum traut sich ein recht modernes, geometrisches Design zu, dazu sind Sitzposition und Fahrer-Ergonomie tadellos gelöst. Erstmals hat sich Audi dazu durchgerungen, die voll-digitale Instrumentierung serienmäßig anzubieten. Eine erweiterte Variante des virtuellen Cockpits mit variabler Darstellung gibt’s optional.
- Das Cockpit-Layout ist was für Geometrie-Freunde, aber auch Digitalisierungs-Fans kommen nicht zu kurz. Eine gewisse Vorliebe für Hartplastik wäre ebenfalls von Vorteil.
- Und sie bewegen sich doch: Erstmals bietet Audi Digital- Instrumente serienmäßig und nicht als teures Extra an.
- Das Stoffmuster kann auch als Sicherheits-Feature verstanden werden: Wer länger als drei Sekunden draufschaut, ist garantiert munter.
Die obere Armaturenbrett-Abdeckung ist aus hochwertigem Softmaterial ausgeführt, abseits davon hat aber nun auch Audi die Hartplastik-Welle erfasst – speziell bei Mittelkonsole und Türverkleidungen ist der Sparzwang allzu deutlich ausgefallen.
Das auffallendste Detail am neuen Außendesign ist zweifellos der schmale dreigeteilte Haubenschlitz vorne – eine Reminiszenz an den seligen Sport Quattro, wenn auch hier ohne Funktion. Auch sonst kleidet sich der A1 eher im Sportdress: Der tiefsitzende Singleframe-Grill mit stark dreidimensional strukturiertem Gitter, die kantigen Voll-LED-Scheinwerfer und angedeutet ausgestellten Kotflügel, die an der Flanke in überlappende Sicken auslaufen, sollen durchwegs jüngere, dynamik-orientierte Kundschaft ansprechen.
Die fand überraschenderweise schon bisher hauptsächlich mit der 86 PS-Basismotorisierung das Auslangen. Der Einstiegs-Dreizylinder mit einem Liter Hubraum ist nunmehr auf 95 PS erstarkt, wird aber erst Anfang 2019 nachgereicht. Selbst der sofort verfügbaren, etwas stärkeren Variante zu 116 PS fehlt es aber vor allem bergauf und beim Überholen ein wenig an Muskelschmalz. Eine solide Motorisierung dürfte der 1,5 Liter-Hightech-Motor aus dem VW-Regal zu 150 PS darstellen – er wird bereits ab Jänner verfügbar sein.
Serienmäßig LED-Technik (auch in den Heckleuchten). Weniger glücklich gewählt: die neue Audi-Nomenklatur mit Leistungs-Kategorien, die niemand etwas sagen. Vorerst müssen wir uns also mit Bezeichnungen wie 25, 30, 35 und 40 TFSI abfinden.
Schon probezufahren war der Zweiliter Benziner, dessen mit Sechsgang-Doppelkupplungs-Automatik übertragene 200 PS aber in der Praxis zu einer berüchtigten österreichischen Frage reizen: „Wo genau war die Leistung?“ Das Aggregat wirkt subjektiv zugeschnürt und kann die Dynamik-Erwartungen angesichts von Prospekt-Werten wie etwa 6,4 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h zumindest gefühlt kaum erfüllen – wohl aber weniger eine Eigenheit des A1, als das, was die Euro- 6d-Temp-Norm grundsätzlich mit Motoren in haushaltsüblicher Kubatur anstellt. Diesel sind übrigens vollständig aus dem Angebot gerutscht.
Auch wer sich Hoffnung auf ein künftiges S1-Spitzenmodell samt Allradantrieb macht, wird wahrscheinlich enttäuscht werden: Weniger die Karosserie-Beschaffenheit als die für den neuen A1 gewählte Multilenker-Hinterachse ist von ihrem Konstruktionsprinzip her praktisch nicht 4×4-kompatibel, und eine wirkliche Alternative scheint sich zumindest derzeit im Konzern-Regal nicht zu finden.
Ebenfalls gestrichen wurde die auch ohne künstlichen Individualisierungs-Schnickschnack von Natur aus sportlichere Karosserie-Variante, der Dreitürer – obwohl sich beim Vorgänger ein gutes Drittel der Käufer in Österreich dafür entschieden hat. Vielleicht trösten ja die 65 Liter mehr Kofferraum und die beachtlich verbesserte Kniefreiheit im Fond darüber hinweg.
- Der Kofferraum ist gegenüber dem Vorgänger um satte 65 auf insgesamt 335 Liter angewachsenen …
- … dazu herrscht hinten eine deutlich menschenwürdigere Kniefreiheit.
Daten & Fakten
Basispreis in € | ca. 20.000,– |
Zyl./Ventile pro Zyl. | 3/4 |
Hubraum in ccm | 999 |
PS/kW bei U/min | 95/70 bei 5500 |
Nm bei U/min | 175 bei 1450–4200 |
Getriebe | 5-Gang, man. (7-Gang-DSG) |
L/B/H, Radst. in mm | 4030/1740/1410, 2560 |
Kofferraum/Tank in l | 335–1090/40 |
Leergewicht in kg | 1165 |
0–100 km/h in sec | 10,8 |
Spitze in km/h | 191 |
Normverbrauch in l (Mix) | k A. |
CO2-Ausstoß in g/km | k A. |
(Werte in Klammer für Version mit Doppelkupplungs-Getriebe)
Basispreis in € | 22.700,– |
Zyl./Ventile pro Zyl. | 3/4 |
Hubraum in ccm | 999 |
PS/kW bei U/min | 116/85 bei 5000-5500 |
Nm bei U/min | 200 bei 2000–3500 |
Getriebe | 6-Gang, man. (7-Gang-DSG) |
L/B/H, Radst. in mm | 4030/1740/1410, 2560 |
Kofferraum/Tank in l | 335–1090/40 |
Leergewicht in kg | 1180 (1200) |
0–100 km/h in sec | 9,5 (9,4) |
Spitze in km/h | 203 (203) |
Normverbrauch in l (Mix) | 4,8 (4,8) |
CO2-Ausstoß in g/km | 108 (108) |
(Werte in Klammer für Version mit Doppelkupplungs-Getriebe)
Basispreis in € | ca. 24.500,– |
Zyl./Ventile pro Zyl. | 4/4 |
Hubraum in ccm | 1498 |
PS/kW bei U/min | 150/110 bei 5000-6000 |
Nm bei U/min | 250 bei 1500–3500 |
Getriebe | 6-Gang, man. (7-Gang-DSG) |
L/B/H, Radst. in mm | 4030/1740/1410, 2560 |
Kofferraum/Tank in l | 335–1090/40 |
Leergewicht in kg | k. A. |
0–100 km/h in sec | 7,7 (k. A.) |
Spitze in km/h | 222 (k. A.) |
Normverbrauch in l (Mix) | k. A. |
CO2-Ausstoß in g/km | k. A. |
(Werte in Klammer für Version mit Doppelkupplungs-Getriebe)
Basispreis in € | ca. 29.000,– |
Zyl./Ventile pro Zyl. | 4/4 |
Hubraum in ccm | 1984 |
PS/kW bei U/min | 200/147 bei 4400-6000 |
Nm bei U/min | 320 bei 1500–4400 |
Getriebe | 6-Gang-DSG |
L/B/H, Radst. in mm | 4030/1740/1410, 2560 |
Kofferraum/Tank in l | 335–1090/40 |
Leergewicht in kg | k. A. |
0–100 km/h in sec | 6,5 |
Spitze in km/h | 235 |
Normverbrauch in l (Mix) | k. A. |
CO2-Ausstoß in g/km | k. A. |