Großer Test: BMW X3 xDrive20d M Sport Ö-Paket

14. Februar 2018
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Tests

FAHRZEUGDATEN

Marke:BMW
Klasse:Geländewagen/SUV
Antrieb:Allrad
Treibstoff:Diesel
Leistung:190 PS
Testverbrauch:6,2 l/100km
Modelljahr:2017
Grundpreis:64.005 Euro

Notizen von Begegnungen mit eingefleischten BMW- Fahrern: „Was, der ist neu?“, oder „Wann bitte ist denn der rausgekommen? Das habe ich gar nicht mitbe­­kom­men.“ Oder noch besser: „Ach, ist das nicht das Facelift vom Facelift?“ Kein Vergleich zu den Reaktionen, als Chris Bangle in München noch den Zeichenstift geschwungen hat. Das Design des neuen X3 als wenig inspiriert zu bezeichnen, wäre wohl gemein. Doch es fällt schon auf den ersten Blick auf, dass BMW sehr vorsichtig an seinen Kompakt-SUV herangegangen ist. Und so sieht die dritte Generation eben fast so aus wie die zweite. Damit aber nicht genug der Ähnlichkeiten.

Bei den Abmessungen legte der Neue zwar sechs Zentimeter in der Länge, einen in der Breite und eineinhalb in der Höhe zu, das beschert im Innenraum aber höchstens minimale Verbesserungen: Während es sich vorne ein wenig luftiger leben lässt, verlor der Fond so­­gar ein wenig an Knie­­freiheit.

 

Die Sitzposition ist dafür deutlich höher als bisher, und auch wenn der Kofferraum exakt so groß aus­­fällt wie jener des Vorgängers, zeigt er sich deutlich besser nutzbar: Zwar verlor er ein wenig an Lade-Länge, baut dafür um acht Zentimeter breiter und fasst dank des kastenförmigen Hecks auch problemlos sperrige Gegenstände.

Nach Verbesserungen zu suchen, fällt dafür bei der Technik nicht so schwer. Und um das möglichst gut darzustellen, entschieden wir uns für die Variante „M Sport“, die zwar selbstbewusste 7800 Euro extra kostet, dafür jedoch über Features wie Sportfahrwerk mit Dämpferverstellung, 19 Zoll-Räder, variable Sportlenkung und LED-Licht verfügt. Beim Antrieb blieben wir dafür klassisch und griffen zum Zwei­liter-Diesel mit unverändert 190 PS – das beliebteste und gleichzeitig schwächste Aggregat in der Palette. Der Startpreis von über 50.000 Euro ist dennoch nicht von schlechten Eltern.

Im Innenraum profitiert der neue X3 von allem, was bei BMW derzeit en vogue ist. Man hat das Gefühl, als wolle man all das gründlich nachholen, was bis jetzt sowohl vom Anspruch als auch der Bedienung nie so ganz gepasst hat. Das geht bei den aufpreispflichtigen volldigitalen Armaturen los, beinhaltet die Ge­­sten­­steuerung für Lautstärke und Telefonannahme oder das durchdachte Bedienkonzept mit großem Touchscreen und Dreh-und-Drück-Regler in der Mittelkonsole.

In Kombination mit der gu­ten Übersicht ergibt das eine rundum harmonische Be­­dien­freude. Zu­­dem greift sich fast alles hochwertig an, man sitzt ausgezeichnet, das Lenkrad lässt sich weit genug verstellen, und die Sitze zählen zum Besten, was es derzeit am Markt gibt.

Ein gelungener Innenraum, gäbe es da nicht zwei Patzer: Zum einen brummt und vibriert es bei be­­stimmten Drehzahlen, als wäre irgendeine Verkleidung nicht angeschraubt. Und zum anderen ist das Hand­schuhfach horizontal geteilt ausgeführt, sodass nicht einmal die Bordmappe hineinpasst und damit eine der eh nicht üppig vorhandenen Ablagen blockiert.

Die Münchner haben sich aber nicht nur angestrengt, die Bedienung ihrer Cashcow deutlich zu verbessern. Auch was die Freude am Fahren betrifft, also die ureigene Domäne, haben
sie ganz tief in die technische Trick­­kiste gegriffen. Die Kunst der Abstimmung ist es nämlich, dass das Fahrwerk alles kann, sprich: komfortables Abrollen und agile Straßenlage mitei­nander vereinen muss. Und da wir vor exakt sieben Jahren, nämlich in der Dezember-Ausgabe von 2010, den letzten X3 mit Zweiliter-Diesel im Test hatten, können wir nun schön aufschlüsseln, wo es überall Verbesserungen gibt.

 

Bei der Beschleunigung änderte sich haargenau nichts, was schon mal fein ist, da der Neue über 30 Kilo Wohlstandsspeck angesetzt hat. Da sich dieser aber ausschließlich am Heck festgesetzt hat (tatsächlich ist der X3 der erste Kandidat im großen Test, der mit über 51 Prozent an den Hinterrädern deutlich hecklastig ausgelegt ist), geriet das Fahrverhalten gleich um ein gehöriges Stück dynami­scher: Jede Slalom-Wertung durcheilte der werksintern „G01“ genannte Hochbau-BMW um fünf km/h schneller, verbraucht dank des verbesserten cw-Werts und einer verfeinerten Abstimmung des serienmäßigen Achtgang-Automatikgetriebes gleich um 0,8 Liter weniger Diesel auf un­­serer Normrunde.

Die deutlichste Verbesserung gab es aber bei den Bremsen. Gut zwei Wagen­längen früher kommt der X3 bei der 100-auf-0-Wertung zum Stehen, und zwar in allen Disziplinen, also auch auf dem einseitigen Rutsch­­­belag sowie dem berüch­tigten Schachbrett, der Mi­­schung aus abwechselnd glatten und griffigen Fahrbahn­stücken.

Dass das Fahrwerk neben erhöhtem Kurvengrip auch die geschmeidige Gangart besser beherrscht, passt wunderbar zur optimierten Ge­­räusch­dämmung: 57 Dezibel bei 100 km/h – ein Spitzenwert in zehn Jahren großen Test. So wenig der X3 also optisch auf sich aufmerksam macht, so sehr kann er das mit inneren Werten.

Motor & Getriebe – Der Zweiliter-Diesel hängt spontan am Gas und bietet eine völlig ausreichende Menge an Beschleunigungsvermögen. Wenig Vibrationen, sehr gut gedämmt. Die Achtgang-Automatik hält den Vierzylinder immer im elastischen Bereich, schaltet zügig und sanft.

Fahrwerk & Traktion – Die 19 Zoll-Räder sorgen für etwas schroffen Abrollkomfort, ansonsten gelungene Mischung aus Straffheit und brauchbarem Federungsvermögen. Die adaptiven Dämpfer ändern nicht viel an der Grundeinstellung. Lenkung vermittelt viel Rückmeldung, arbeitet angenehm direkt. Bremsen stets tadellos, Top-Traktion.

Stock & Stein – Viel Bodenfreiheit, der variable Allrad sorgt für gutes Vorankommen auf losem Untergrund. Fehlanzeige: Diffsperren oder Untersetzungs-Ge­­triebe.

Cockpit & Bedienung – Die Kombination aus zentralem Touchscreen und iDrive-Controller inklusive Texteingabe in der Mittelkonsole bringt hohe Bedienfreude für die vielen Fahrzeug-Funktionen. Sehr gute Sitzposition, großzügig dimensionierte, vielfach verstellbare Sportsitze. Übersicht gut, Akustik-Einparkhilfe Serie.

Innen- & Kofferraum – Minimal mehr Platz als im Vorgänger. Vorne sitzt es sich feudal, hinten gibt es aus­reichend viel Raum. Gepäckteil: dank steilem Heck gut nutzbar, hohe Ladekante. Fondlehnen im Verhältnis 40:20:40 umklappbar, der Boden bleibt eben. Mäßige Ablagen-Anzahl, unpraktisches Handschuhfach.

Dran & Drin – Ordentlich bestückt, die Klimaautomatik und Navi sind beim Ö-Paket dabei, ebenso LED-Licht. Umfassende Extra-Liste. Materialien großteils hochwertig und hübsch anzusehen, Verarbeitung nicht bis ins letzte Detail perfekt.

Schutz & Sicherheit – Umfangreiche Basis-Sicherheit, optional kann eine Vielzahl an Assistenzsystemen sowie Matrix-LED-Licht und stärkere Bremsen dazubestellt werden. Nicht erhält­lich: Fond-Seitenairbags.

Sauber & Grün – Guter Verbrauch bereits bei normaler Fahrweise. Wer sich ein wenig bemüht, kommt sogar leicht unter die Sechs-Liter-Marke. Stopp/Start-System arbeitet ausreichend flott.

Preis & Kosten – Preislich ähnlich dem gleich starken Audi Q5, deutlich billiger als ein vergleichbarer Mercedes GLC. Nur zwei Jahre Garantie-ähnliche Gewährleistung, brauchbar dichtes Werkstatt-Netz. Gute Wiederverkaufs-Chancen.

bmw_x3_01_may

Beim Cockpit gab sich BMW richtig Mühe. Bedienung 1A, Sitzposition hoch und bequem. Die Sportsitze des M Sport-Modells sind tadellos. Was ärgert: wenig Ablagemöglichkeiten und Vibrations-Geräusche aus dem Armaturenbrett.

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Notizen von Begegnungen mit eingefleischten BMW- Fahrern: „Was, der ist neu?“, oder „Wann bitte ist denn der rausgekommen? Das habe ich gar nicht mitbe­­kom­men.“ Oder noch besser: „Ach, ist das nicht das Facelift vom Facelift?“ Kein Vergleich zu den Reaktionen, als Chris Bangle in München noch den Zeichenstift geschwungen hat. Das Design des neuen X3 als wenig inspiriert zu bezeichnen, wäre wohl gemein. Doch es fällt schon auf den ersten Blick auf, dass BMW sehr vorsichtig an seinen Kompakt-SUV herangegangen ist. Und so sieht die dritte Generation eben fast so aus wie die zweite. Damit aber nicht genug der Ähnlichkeiten. Bei den Abmessungen legte der Neue zwar sechs Zentimeter in der Länge, einen in der Breite und eineinhalb in der Höhe zu, das beschert im Innenraum aber höchstens minimale Verbesserungen: Während es sich vorne ein wenig luftiger leben lässt, verlor der Fond so­­gar ein wenig an Knie­­freiheit. [gallery size="mediaholder-medium" columns="2" ids="28115,28116" link="file"]   Die Sitzposition ist dafür deutlich höher als bisher, und auch wenn der Kofferraum exakt so groß aus­­fällt wie jener des Vorgängers, zeigt er sich deutlich besser nutzbar: Zwar verlor er ein wenig an Lade-Länge, baut dafür um acht Zentimeter breiter und fasst dank des kastenförmigen Hecks auch problemlos sperrige Gegenstände. Nach Verbesserungen zu suchen, fällt dafür bei der Technik nicht so schwer. Und um das möglichst gut darzustellen, entschieden wir uns für die Variante „M Sport“, die zwar selbstbewusste 7800 Euro extra kostet, dafür jedoch über Features wie Sportfahrwerk mit Dämpferverstellung, 19 Zoll-Räder, variable Sportlenkung und LED-Licht verfügt. Beim Antrieb blieben wir dafür klassisch und griffen zum Zwei­liter-Diesel mit unverändert 190 PS – das beliebteste und gleichzeitig schwächste Aggregat in der Palette. Der Startpreis von über 50.000 Euro ist dennoch nicht von schlechten Eltern. [gallery columns="2" size="mediaholder-medium" ids="28111,28113,28112,28110" link="file"] Im Innenraum profitiert der neue X3 von allem, was bei BMW derzeit en vogue ist. Man hat das Gefühl, als wolle man all das gründlich nachholen, was bis jetzt sowohl vom Anspruch als auch der Bedienung nie so ganz gepasst hat. Das geht bei den aufpreispflichtigen volldigitalen Armaturen los, beinhaltet die Ge­­sten­­steuerung für Lautstärke und Telefonannahme oder das durchdachte Bedienkonzept mit großem Touchscreen und Dreh-und-Drück-Regler in der Mittelkonsole. In Kombination mit der gu­ten Übersicht ergibt das eine rundum harmonische Be­­dien­freude. Zu­­dem greift sich fast alles hochwertig an, man sitzt ausgezeichnet, das Lenkrad lässt sich weit genug verstellen, und die Sitze zählen zum Besten, was es derzeit am Markt gibt. Ein gelungener Innenraum, gäbe es da nicht zwei Patzer: Zum einen brummt und vibriert es bei be­­stimmten Drehzahlen, als wäre irgendeine Verkleidung nicht angeschraubt. Und zum anderen ist das Hand­schuhfach horizontal geteilt ausgeführt, sodass nicht einmal die Bordmappe hineinpasst und damit eine der eh nicht üppig vorhandenen Ablagen blockiert. Die Münchner haben sich aber nicht nur angestrengt, die Bedienung ihrer Cashcow deutlich zu verbessern. Auch was die Freude am Fahren betrifft, also die ureigene Domäne, haben sie ganz tief in die technische Trick­­kiste gegriffen. Die Kunst der Abstimmung ist es nämlich, dass das Fahrwerk alles kann, sprich: komfortables Abrollen…

6.7

FAZIT

Man merkt, dass BMW viel Hirnschmalz in die Neuauflage des X3 investiert hat. So sportlich, sparsam und bequem fährt sich sonst kaum ein SUV.

Motor & Getriebe
Fahrwerk & Traktion
Stock & Stein
Cockit & Bedienung
Innen- & Kofferraum
Dran & Drin
Schutz & Sicherheit
Sauber & Grün
Preis & Kosten
7

Tracktest // Rundenzeit: 01:30,69

R4, 16V, Turbo, 1995 ccm, 190 PS (140 kW) bei 4000/min, max. Drehmoment 400 Nm bei 1740–2000/min, Achtgang-Automatik, Allradantrieb, Scheibenbremsen v/h (bel.), L/B/H 4708/1891/1676 mm, Radstand 2864 mm, 5 Sitze, Wendekreis 12 m, Reifendimension 245/45 v und 275/40 h, Tankinhalt/AdBlue 60 l/17 l, Reichweite 960 km, Kofferraumvolumen 5501600 l, Leergewicht 1750 kg, zul. Gesamtgewicht 2420 kg, max. Anh.-Last 2400 kg, 0–100 km/h 8,0 sec, Spitze 213 km/h, Steuer (jährl.) € 919,44, Werkstätten in Österreich 64, Service alle 30.000 km (mind. 1x/Jahr), Normverbrauch (Stadt/außerorts/Mix) 5,4/4,8/5,4 l, Testverbrauch 6,2 l Diesel, CO2 (Norm/Test) 132/163 g/km

Front- und vordere Seitenairbags, durchgehende Kopfairbag-Vorhänge, adaptive Dämpfer, Müdigkeits-Warner, Fernlicht-Assistent, 19 Zoll-Aluräder, M-Sportfahrwerk, LED-Scheinwerfer und Nebelscheinwerfer, LED-Heckleuchten, Licht- und Regen­sensor, Klimaautomatik, 6,5 Zoll-Display-Radio mit CD-Laufwerk, Bluetooth für Telefon und Audio, Navigation, Innenspiegel autom. abblendend, Gepäckraum-Trenn­netz, E-Parkbremse, Fahrerlebnis-Schalter, Tempomat, M-Lederlenkrad, Einparkhilfe v+h, 40:20:40-Um­­lege-Fondbank, Multifunktions-Sportlederlenkrad, vier E-Fensterhe­ber, FB-Zentralsperre, Bordcom­puter, Sportlenkung, Sportsitze v etc.

Abstandsregel-Tempomat € 1300,–, adaptive LED-Scheinwerfer € 377,–, Fernlicht-Assistent € 169,–, Innovations-Paket (Fernlicht-Assistent, Notbrems-Assistent, Querverkehrs-Warner, Spurverlassens-Warner, adaptive LED-Scheinwerfer, Headup-Display etc.) € 2600,–, Business-Paket Plus (digitale Armaturen, WLAN-Hotspot, Alarm, Gestensteuerung, Echtzeit-Navigation, in­­duktives Handyladen etc.) € 2535,–, Komfort-Paket (Sitzheizung v, Lordosenstütze v, schlüsselloser Zugang, E-Sitzverstellung inkl. Memory-Funktion etc.) € 2054,–, Pano­rama-Glasschiebedach € 1638,–, Sitzheizung h € 468,–, getönte Fondscheiben € 429,–, Leder-Ausstattung € 3418,–, el. schwenkbar Anhängerkupplung € 1209,–, Apple CarPlay € 332,–, adaptives Fahrwerk € 663,–, Headup-Display € 1079,–, M-Sportbremsanlage € 715,–, Einpark-Assistent € 576,–, Sport-Lenkung € 269,–, Harman Kardon-Sound € 1196,–, Metallic-Lack € 973,–, etc.