Kia Soul 1,6 CRDi DPF Active Pro

24. Juni 2009
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Tests

FAHRZEUGDATEN

Marke:Kia
Klasse:Kompaktwagen
Antrieb:Vorderrad
Treibstoff:Diesel
Leistung:115 PS
Testverbrauch:6,4 l/100km
Modelljahr:2009
Grundpreis:22.490 Euro

So frisch & frech wie der Kia Soul kam noch kein Koreaner daher – unterm Blech hingegen steckt bewährte Technik

Kia selbst bezeichnet den Soul als Crossover. Hoch und stämmig wie ein SUV, dazu kantig wie ein Van, rollt er auf der neuen kompakten Plattform der Koreaner. Und ist dabei nicht viel länger als ein Kleinwagen. Den letzten Pep verpassen dem Topmodell Active Pro” mächtige 18-Zoll-Räder hinter den bauchigen Kotflügeln. Kaum ein Passant, der sich nicht nach unserem Testwagen umdrehte.
Unter dem auffälligen Kleid sitzt bewährte Technik. Das Fahrwerk entspricht weitgehend dem des Cee´d, auch Motor und Getriebe stammen von Kias Kompaktem. Den 115 PS starken 1600er-Diesel (erhältlich ist auch eine 90 PS-Version) fuhren wir bereits beim Kompaktwagen-Vergleich in Heft 1-2/2009.
Warfen wir damals dem Selbstzünder noch vor, rau zu laufen und bei niederen Touren zu rütteln, müssen wir diese Kritik beim Soul revidieren. Offenbar anders aufgehängt, agiert der Motor hier sogar ausgesprochen ruhig. Ab 2000 Touren packt er ordentlich an, Tempo 100 ist rasch erreicht.
Darüber wird es zäher. Der Luftwiderstand des Soul ist fast 30 Prozent höher als der des Cee´d, entsprechend mehr anstrengen muss sich der Diesel. So gewinnt dieser auf der Autobahn letztlich den akustischen Wettstreit gegen den Wind, der auch nicht gerade leise um den hohen Aufbau pfeift. Darunter leidet natürlich der Spritverbrauch. Acht Liter können auf forcierten Reisen leicht einmal durchrinnen. Bordcomputer ist wohlweislich keiner an Bord.
Der Soul ist kein Auto zum Schnellfahren. Unsere Slalomtests gemahnten den Testchef und Autor, wieder mehr für seine Kondition zu tun. So angenehm sich die Lenkung im normalen Straßenverkehr anfühlt, gegen rasche Wechselkurven sträubt sie sich. Ähnliches gilt für das Fünfgang-Getriebe. Im Regelfall lassen sich die Fahrstufen geschmeidig wechseln. Zu hastig angepackt, kann die Schaltung leicht hakeln.
Dafür liegt der Soul sicher auf der Straße. Wird es einmal zu flott, bremst er sich gutmütig untersteuernd ab, wobei das ESP im Extremfall unauffällig mithilft. Gegen Lastwechsel ist der hohe Aufbau praktisch immun, die Karosserie-Neigung jagt den Insassen zu unrecht Angst ein. Auch wenn man schon glaubt, auf zwei Rädern daherzukommen – der Soul hält stets brav alle viere am Boden.
Im Innenraum unseres Testwagens dominiert freundlich heller Kunststoff, der sich erst auf den zweiten Griff als billiges Hartplastik entpuppt. Obwohl sich das Lenkrad – anders als im Cee´d – nicht längs verstellen lässt, ist eine vernünftige Sitzposition zu finden. Die Möbel sind ungewöhnlich großzügig dimensioniert. Insgesamt vermittelt das hohe Passagierabteil ein luftiges Raumgefühl. Und der Fond wird selbst groß Gewachsenen nicht eng.
Nicht ganz so üppig geriet der Kofferraum. 340 Liter bedeuten zwar so viel Volumen wie im Cee´d, allerdings zählt Kia da auch die zahlreichen Staufächer unter dem doppelten Boden mit. Oberhalb des Teppichs bleiben magere 222 Liter. Die Fondlehnen lassen sich jedoch einfach 2:1 vorklappen und geben eine ebene Ladefläche frei.
Im Gegensatz zu vielen Fernost-Autos empfängt den Fahrer im Soul beim Einsteigen kein lästiges Gepiepse. Der Gurtwarner rührt sich erst beim Losfahren. Und leuchtet beim Abstellen noch das Licht, macht es der Kia selbsttätig aus. Schade, dass uns die Koreaner nicht auch noch vier One-Touch-Fensterheber (der Cee´d hat solche) und dreimaliges Komfortblinken bescheren.
Dafür können Disco-Freaks ihrem Faible auch im Auto frönen. Das “Sound & Kamera”-Paket um glatte 1000 Euro liefert nebst Rückfahrkamera eine hochwertige Audioanlage samt Lichtorgel. Auf Knopfdreh leuchten die vorderen Türlautsprecher feuerrot, wahlweise flackern sie sogar im Beat der heißen Rhythmen.
Ansonsten ist die Aufpreisliste kurz: Elektrisches Schiebedach und Metallic-Lack – mehr Extras sind nicht zu haben. Bei den drei einfacheren Ausstattungslinien ist gar die Farbe einzige Wahlmöglichkeit. Obwohl für Europa entwickelt, kommt der Soul nicht wie der Cee´d aus Kias slowakischem Werk, sondern läuft in Korea vom Band.
Was kostet nun dieser peppige Stadt-Kompakte? In der getesteten Topversion 22.490 Euro, um 700 mehr als ein entsprechender Cee´d. Nissan Note und Citroën C3 Picasso bieten ähnliche Raumkonzepte, sind dabei etwas billiger, vom Auftritt her aber nicht zu vergleichen.
Bestseller wird der Soul vermutlich dennoch keiner werden. Vereinzelte Farbtupfen im grauen Straßenbild sollten Kia damit aber gelingen. Jedenfalls ein Lichtblick für das Image der Koreaner – und für die Seele auch der übrigen Verkehrsteilnehmer.

Freundliche Optik, tadellose Ergonomie: ein Cockpit zum Wohlfühlen

MOTOR & GETRIEBE
Der Vierzylinder-Diesel legt ab 1500 Touren mit leichter Verzögerung los, schiebt brauchbar an und dreht bis knapp über 4000. Bei wenig Gas läuft er ausgesprochen leise. Leichtgängige Schaltung, die jedoch bei raschen Gangwechseln hakeln kann.

FAHRWERK & TRAKTION
Komfortable Federung, auf kurzen Wellen etwas hoppelig, gelegentlich kann es auch poltern. Lenkung ausreichend präzise, Handling nicht übertrieben agil. Im Grenzbereich sicheres Untersteuern mit dezentem ESP-Eingriff. Mäßige Traktion. Bremsen standfest und erstklassig zu dosieren.

COCKPIT & BEDIENUNG
Tadellose Ergonomie. Lenksäule nicht in der Länge und Lehne nicht stufenlos verstellbar, dennoch vernünftige Sitzposition. Bequemes Gestühl mit wenig Seitenhalt. One-Touch-Funktion nur zum Absenken des Fahrer-Fensters. Massive C-Säulen und stark ansteigende Gürtellinie schränken die Sicht nach hinten ein.

INNEN- & KOFFERRAUM
Viel Platz für fünf Erwachsene. Relativ kleiner Grundkofferraum, jedoch via 2:1 Umlege-Lehnen einfach erweiterbar. Ebener Ladeboden, allerdings hohe Einräum-Kante. Viele Ablagen, darunter auch ein großes und geteiltes Handschuhfach.

DRAN & DRIN
Einzig eine Klimaautomatik könnte man sich bei der Topversion “Active Pro” noch wünschen, die ist aber auch gegen Aufpreis nicht zu haben. Witzig: die beleuchteten Lautsprecher. Praktisch: das Bild der Rückfahrkamera im Innenspiegel (beides im Paket gegen Aufpreis). Optisch ansprechende, teils billige Materialien. Tadellose Verarbeitung.

SICHER & GRÃœN
Klassenübliche Sicherheitsausstattung. Kia erwartet fünf Sterne im NCAP-Crash. Verbrauch im Rahmen, steigt bei hohem Tempo aber stark an.

PREIS & KOSTEN
Citroën C3 Picasso, Nissan Note und Skoda Roomster sind etwas billiger, ein VW Golf Plus kostet deutlich mehr. Einzigartige fünf bzw. sieben Jahre Garantie, Werthaltung schwer abschätzbar.

FAZIT:
Eigentlich ein Vernunftauto, das nur optisch auf cooler Rebell spielt. Kias erstes Charakterstück wird vermutlich kein Bestseller, aber sicher ein Eye-Catcher.

Nur bei deaktiviertem ESP kann das Heck ausbrechen, sonst bleibt der Soul stets brav und gutmütig

MOTOR-BAUART:
Vierzylinder Reihenmotor vorne quer liegend, Abgasturbolader mit variabler Turbinengeometrie und Ladeluftkühler. Fünffach gelagerte Kurbelwelle, zwei oben liegende Nockenwellen mit Kettenantrieb, vier Ventile pro Zylinder. Elektronische Diesel-Einspritzung nach Commonrail-Prinzip. Abgasreinigung mittels Oxidations-Katalysator und Rußpartikelfilter.

MOTOR-DATEN:
Hubraum 1582 ccm, Bohrung x Hub 77,2 x 84,5 mm, Verdichtungsverhältnis 17,3:1, Max. Leistung 85 kW (115 PS) bei 4000/min, Spez. Leistung 55,6 kW/l (75,3 PS/l), Max. Drehmoment 260 Nm bei 1900-2750/min, Ölinhalt 5,3 l, Kühlwasserinhalt 7,2 l

KRAFTÃœBERTRAGUNG:
Vorderradantrieb, Fünfgang-Getriebe.
Ãœbersetzungen: I. 3,636, II. 1,962, III. 1,189, IV. 0,844, V. 0,660, R. 3,583
Achsantrieb 3,941

FAHRWERK:
Vorne: Querlenker, McPherson-Federbeine, Stabilisator. Hinten: Mehrlenkerachse, Schraubenfedern, Teleskop-Stoßdämpfer, Stabilisator. Radstand 2550 mm, Spurweite vorne/hinten 1550/1555 mm. Zahnstangen-Lenkung mit elektrischer Servounterstützung. Hydraulische Zweikreisbremse mit Bremskraftverstärker, Scheiben vorne 280 mm (innenbelüftet), hinten 262 mm, Schwimmsättel vorne wie hinten. Feststellbremse auf die Hinterräder wirkend. Reifen & Räder: 225/45 R 18 95H M&S Pirelli Sottozero W210 auf Leichtmetall-Felge 7,0 J x 18.

KAROSSERIE:
5 Türen/5 Sitze, Luftwiderstandsbeiwert cw 0,38, Stirnfläche A 2,29 m2, Luftwiderstandsindex A x cw 0,87, Länge/Breite/Höhe 4105/1785/1610 mm, Wendekreis 10,2 m, Tankinhalt 48 l, Eigengewicht 1270 kg, max. zul. Gesamtgewicht 1780 kg, Max. zul. Dachlast 75 kg, max. zul. Anhänge-Last 1300 kg, Kofferraumvolumen (VDA-Norm) 340-1258 l

VERBRAUCH (Diesel):
Norm (Stadt/außerorts/ Mix) 6,3/4,6/5,2 l, Testverbrauch 6,4 l/100 km, CO2-Ausstoß (Norm/Test) 137/169 g/km, Reichweite (bis Tankres.) 690 km

FAHRLEISTUNGEN:
Werksangaben: 0-100 km/h 11,6 sec, Spitze 178 km/h
ALLES AUTO-Messwerte: 0-80 km/h 8,4 sec, 0-100 km/h 12,0 sec, 60-100 km/h (im 4. Gang) 9,3 sec, 80-120 km/h (im 4. Gang) 10,4 sec

WARTUNG:
Service/Ölwechsel alle 15.000 Kilometer oder jährlich

GARANTIE:
5 Jahre Fahrzeug-Garantie (maximal 150.000 Kilometer), 7 Jahre Garantie auf Motor und Getriebe (maximal 150.000 Kilometer), 5 Jahre Lack-Garantie, 10 Jahre Garantie gegen Durchrosten, 5 Jahre Mobilitätsgarantie (bei vorschriftsmäßiger Wartung)

PREIS UND AUSSTATTUNG:
Basispreis: EUR 22.490,-
Serienausstattung: Front-, vordere Seiten- und durchgehende Kopfairbags, ABS, ESP, Bremsassistent, fünf höhenverstellbare Kopfstützen (vorne aktiv), fünf Dreipunktgurte (vorne mit Gurtstraffern und -kraftbegrenzern), Isofix, Klimaanlage, MP3-fähiges CD-Radio mit 6 LS und AUX/iPod-Anschluss, Außenspiegel el. verstell-, beheiz- und klappbar, vier E-Fensterheber, Einparkhilfe h, Multifunktions-Lederlenkrad, Fahrersitz höhenverstellbar, Sitzheizung v, Nebelscheinwerfer, FB-Zentralsperre, Dachreling, Aluräder etc.
Extras: Metallic-Lack EUR 350,-, “Sound & Kamera”-Paket (höherwertige Soundanlage, “leuchtende” Lautsprecher, Rückfahrkamera, aut. abblendender Innenspiegel) EUR 1000,-, E-Schiebedach EUR 700,-,

Diesen Test finden Sie in ALLES AUTO 4/2009


Fotos: Robert May