Großer Test: Kia Stonic Gold 1,6 CRDi

3. Januar 2018
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Tests

FAHRZEUGDATEN

Marke:Kia
Klasse:Geländewagen/SUV
Antrieb:Vorderrad
Treibstoff:Diesel
Leistung:110 PS
Testverbrauch:5,1 l/100km
Modelljahr:2017
Grundpreis:23.090 Euro

Ein Blick auf das Kia-Portfolio genügt, um eines festzustellen: Der SUV-Trend ist an der Hyundai-Tochter definitiv nicht vor­beigegangen. Vier Softroader tummeln sich be­­­reits jetzt im Schauraum, und nach Sorento, Sportage, Soul und Niro ist der Stonic nun der nächste im Bunde. Die Frage sei also er­­laubt: In welche Nische zielt der Stonic eigentlich?
Der Neuling gehört in die Kategorie der kleinen Kompakt-SUV, also zu jenen Fahrzeugen, die mehr in Richtung Crossover tendieren und ähnlich wie bei Mazda CX-3, Opel Crossland X und Seat Arona eher so etwas wie einen Hochdachkompaktkombi mit Stummelheck darstellen.

Sein Konzept jedenfalls wirkt clever: Platz gibt es im In­­nen­raum genug, und bei gleicher Motorisierung ist der Stonic um 8000 Euro günstiger als der größere Sportage.
Was gleich auffällt: Das Design wirkt adrett, wenn auch etwas konservativ, Allradantrieb gibt es nicht einmal gegen Auf­­­preis (im Gegensatz zum Konzern-Kollegen Hyundai Kona, siehe Seite 28), und die An­triebs­­palette ist mit drei Benzinern (84, 100 und 120 PS) sowie einem Selbstzünder (110 PS) eindeutig auf Privatkäufer aus­ge­­richtet.

 

Wir haben uns für den Selbstzünder entschieden, das hat zwei Gründe: Erstens zeigt die drehmomentstärkste Variante immer am besten, wie gut Fahrwerk und Bremsen wirklich sind. Und zweitens ist es in der heutigen Zeit schon bemerkenswert, wenn der gute alte Diesel um gut 1000 Euro mehr kostet als das stärkste Modell mit Ottomotor und somit als Topmotorisierung fungiert.
Unser Testwagen gefiel mit der besten Ausstattung namens Gold. Die um 2400 Euro günstigere Silber-Version verzichtet im Vergleich zur Top-Ausstattung auf Navigation, Rückfahrkamera und elektro­nische Helferlein wie Fernlicht-Assistent, Spurverlassens-Warner und Tempo­mat. Alles nette Features, wenn man sie sich leisten will.

Das Interieur ist clever und wohl überlegt gestaltet, ohne jeglichen Firlefanz. Das fängt bei den schlicht gezeichneten Sitzen an, die straff sind und zugleich hohen Langstreckenkomfort bieten, und resultiert in der manuell zu öffnenden Heckklappe, die eine große Öffnung frei gibt.

Im Ladeabteil fehlen zwar Features wie ein Gepäckma­na­gement-Sys­tem oder praktische Fächer, doch dafür ist es mit 352 Litern größer als bei einigen Konkurrenten. Was ärgert, sind die hohe Ladekante und die eher eingeschränkte Variabi­lität. Ein doppelter Boden ist zwar vorhanden, senkt man ihn ab, entsteht jedoch eine gewaltige Stufe im Ladeboden. Das Hantieren an doppeltem Boden und Hutablage ist etwas fummelig.

 

Top dagegen die Ergonomie – im Stonic findet sich all das, was auch schon den neuen Kia Rio ausgezeichnet hat: gut lesbare Rund­­ins­trumente, logisch platzierte Schalter und einen zentral positionierten Touchscreen, der ganz leicht bedient werden kann. Schlauerweise sind Klima und Radio über separate Knöpfe und Schalter steuerbar.

Der Stonic mag auf den ersten Blick schlicht wirken. Er verzichtet aber nur auf jene Funktionen, die vorwiegend im Prospekt gut klingen. Ein sympathischer Zugang, der sich auf dem Testgelände im Driving Camp Pachfurth bestätigte. Der kleine Kia ist nämlich gar nicht so langsam, wie er ausschaut. Er lenkt zackig ein, untersteuert kaum und bleibt braver in der Spur als weit teurere Autos.

Dabei tauscht er ganz be­­wusst ein paar km/h und Zehntelsekunden gegen eine komfortable Federung ein. Das wirkt sich auf schlechten Straßen positiv aus, und dass die Karosserieneigung deshalb bei Slalom und Ausweichtest stärker ist als bei so manchem Mitbewerber, nimmt man gerne in Kauf. Einzig, dass die Traktion bei Kurvenfahrt sehr früh nachlässt, weil das kurveninnere Vorderrad zu wenig Haftung auf die Straße bringt, trübt ein wenig das Gesamtbild.

Und wie schlägt sich die Topmotorisierung? Das Triebwerk ist sehr sparsam, zudem überra­schend drehfreudig, leider aber auch brummig und laut. Wer also kein ausgewiesener Vielfahrer ist, für den bietet Kia mit den Turbo-Benzinern eine sehr gute Alternative an.

Motor & Getriebe – Der Vierzylinder-Diesel hängt spontan am Gas, dreht fröhlich hoch. Gute Fahr­leistungen, kaum Turboloch spürbar, auf der Autobahn aber etwas laut. Getriebe: knackig zu schalten, gute Ganganschlüsse, etwas kurz übersetzt.

Fahrwerk & Traktion – Löblich: nicht übertrieben hart abgestimmt. Angenehmer Federungskomfort, hohes Schluckvermögen, dennoch knackig-agiles Einlenken. Weitgehend neutral abge­stimmt. In (flotten) Kurven Karosserie mit deutlicher Seitenneigung und bisweilen Traktionsproblemen. Bremsen ohne Tadel.

Cockpit & Bedienung – Das Armaturenbrett gibt keine Rätsel auf, alles ist logisch positioniert und intuitiv zu bedienen, Lenkrad-Knöpfe liegen gut in der Hand. Angenehm hohe Sitzposition, kleiner Wendekreis. Flottes und leicht zu bedienendes Touchscreen-Infotainment­system. Übersicht nach hinten könnte besser sein, aber Rückfahrkamera ist in der Gold-Ausstattung Serie.

Innen- & Kofferraum – Vorne geht es geräumig zu, hinten ist es für groß Gewachsene etwas knapp. Sitze nicht besonders stark konturiert. Durchschnittlich voluminöser Kofferraum mit großer Öffnung. Weniger gut: sehr hohe Ladekante, durchgehend ebene Fläche bei umgeklappten 2:1-Fondlehnen nur dann, wenn doppelter Boden in oberer Position. Viele Ablagen.

Dran & Drin – Topversion üppig bestückt, als (einziges) Extra gibt es nur das Glasschiebedach und den schlüssellosen Zugang in einem Paket zusammengefasst. Ausschließlich mit Schalt­getriebe und Frontantrieb erhältlich. Grundsolide Verarbeitung und Materialien.

Schutz & Sicherheit – Neben der üblichen Bestückung an Airbags und E-Fahrhilfen hat der „Gold“ sogar Notbremssystem, Fernlicht-Assistent und Spurverlassens- sowie Müdigkeits-Warner an Bord. Weitere Assistenten gibt’s auch nicht gegen Aufpreis.

Sauber & Grün – Bei normaler Fahrweise sehr attraktiver Verbrauch, häufiges Schalten vorausge­setzt. Stopp/Start-System arbeitet flott, teilweise aber ziemlich ruppig.

Preis & Kosten – Ausstattungsbereinigt preislich teilweise deutlich unter den Konkurrenten von Mazda, Opel oder Seat angesiedelt. Zudem mit unschlagbaren sieben Jahren Garantie ausgestattet. Wohl kaum bessere Chancen beim Wiederverkauf als die Benzin-Brüder.

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Die Ergonomie des Stonic lässt keine Wünsche offen, alles sitzt griffbereit.

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Ein Blick auf das Kia-Portfolio genügt, um eines festzustellen: Der SUV-Trend ist an der Hyundai-Tochter definitiv nicht vor­beigegangen. Vier Softroader tummeln sich be­­­reits jetzt im Schauraum, und nach Sorento, Sportage, Soul und Niro ist der Stonic nun der nächste im Bunde. Die Frage sei also er­­laubt: In welche Nische zielt der Stonic eigentlich? Der Neuling gehört in die Kategorie der kleinen Kompakt-SUV, also zu jenen Fahrzeugen, die mehr in Richtung Crossover tendieren und ähnlich wie bei Mazda CX-3, Opel Crossland X und Seat Arona eher so etwas wie einen Hochdachkompaktkombi mit Stummelheck darstellen. Sein Konzept jedenfalls wirkt clever: Platz gibt es im In­­nen­raum genug, und bei gleicher Motorisierung ist der Stonic um 8000 Euro günstiger als der größere Sportage. Was gleich auffällt: Das Design wirkt adrett, wenn auch etwas konservativ, Allradantrieb gibt es nicht einmal gegen Auf­­­preis (im Gegensatz zum Konzern-Kollegen Hyundai Kona, siehe Seite 28), und die An­triebs­­palette ist mit drei Benzinern (84, 100 und 120 PS) sowie einem Selbstzünder (110 PS) eindeutig auf Privatkäufer aus­ge­­richtet. [gallery size="mediaholder-medium" ids="27297,27294,27293" link="file"]   Wir haben uns für den Selbstzünder entschieden, das hat zwei Gründe: Erstens zeigt die drehmomentstärkste Variante immer am besten, wie gut Fahrwerk und Bremsen wirklich sind. Und zweitens ist es in der heutigen Zeit schon bemerkenswert, wenn der gute alte Diesel um gut 1000 Euro mehr kostet als das stärkste Modell mit Ottomotor und somit als Topmotorisierung fungiert. Unser Testwagen gefiel mit der besten Ausstattung namens Gold. Die um 2400 Euro günstigere Silber-Version verzichtet im Vergleich zur Top-Ausstattung auf Navigation, Rückfahrkamera und elektro­nische Helferlein wie Fernlicht-Assistent, Spurverlassens-Warner und Tempo­mat. Alles nette Features, wenn man sie sich leisten will. Das Interieur ist clever und wohl überlegt gestaltet, ohne jeglichen Firlefanz. Das fängt bei den schlicht gezeichneten Sitzen an, die straff sind und zugleich hohen Langstreckenkomfort bieten, und resultiert in der manuell zu öffnenden Heckklappe, die eine große Öffnung frei gibt. Im Ladeabteil fehlen zwar Features wie ein Gepäckma­na­gement-Sys­tem oder praktische Fächer, doch dafür ist es mit 352 Litern größer als bei einigen Konkurrenten. Was ärgert, sind die hohe Ladekante und die eher eingeschränkte Variabi­lität. Ein doppelter Boden ist zwar vorhanden, senkt man ihn ab, entsteht jedoch eine gewaltige Stufe im Ladeboden. Das Hantieren an doppeltem Boden und Hutablage ist etwas fummelig. [gallery size="mediaholder-medium" ids="27289,27290,27291" link="file"]   Top dagegen die Ergonomie – im Stonic findet sich all das, was auch schon den neuen Kia Rio ausgezeichnet hat: gut lesbare Rund­­ins­trumente, logisch platzierte Schalter und einen zentral positionierten Touchscreen, der ganz leicht bedient werden kann. Schlauerweise sind Klima und Radio über separate Knöpfe und Schalter steuerbar. Der Stonic mag auf den ersten Blick schlicht wirken. Er verzichtet aber nur auf jene Funktionen, die vorwiegend im Prospekt gut klingen. Ein sympathischer Zugang, der sich auf dem Testgelände im Driving Camp Pachfurth bestätigte. Der kleine Kia ist nämlich gar nicht so langsam, wie er ausschaut. Er lenkt zackig ein, untersteuert kaum und bleibt braver in der Spur als weit teurere Autos. Dabei tauscht er ganz be­­wusst ein paar km/h und Zehntelsekunden gegen eine…

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FAZIT

Der Kia Stonic entpuppt sich als angenehmer Zeitgenosse, der sich selber nicht so wichtig nimmt. Er punktet mit soliden Talenten und verzichtet auf Effekt­ha­scherei. Und dank sparsamem Diesel kann er für Vielfahrer die ideale Wahl sein.

Motor & Getriebe
Fahrwerk & Traktion
Cockpit & Bedienung
Innen- & Kofferraum
Dran & Drin
Schutz & Sicherheit
Sauber & Grün
Preis & Kosten
User-Wertung : 2.86 ( 11 Stimmen)
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R4, 16V, 1582 ccm, 110 PS (81 kW) bei 4000/min, max. Drehmoment 260 Nm bei 1500-2750/min, Sechsgang-Getriebe, Vorderradantrieb, Scheibenbremsen v/h, L/B/H 4140/1760/1520 mm, Radstand 2580 mm, 5 Sitze, Wendekreis 10,4 m, Reifendimen­sion 205/55 R 17, Tankinhalt 45 l, Reichweite 880 km, Kofferraumvolumen 352–1155 l, Leergewicht 1227 kg, zul. Gesamtgewicht 1700 kg, 0–100 km/h 11,3 sec, 60–100 km/h (im 4./5. Gang) 7,1/9,4 sec, Spitze 180 km/h, Steuer (jährl.) € 424,08, Werkstätten in Österreich 111, Service alle 30.000 km (alle 2 Jahre), Normverbrauch (Stadt/außerorts/Mix) 4,9/3,8/4,2 l, Testverbrauch 5,1 l Diesel, CO2 (Norm/Test) 109/135 g/km

Front- und vordere Seitenairbags, durchgehende Kopfairbag-Vorhänge, Notbrems-Assistent, Spurverlassens-Warner, Fernlicht-Automatik, Toterwinkel-Warner, Müdi­g­­­keits-Warner, beheizb. E-Außenspiegel, FB-Zentralsperre, Multifunktions-Lederlenkrad, Lenkradheizung, Klimaautomatik, LED-Tagfahrlicht, Nebelscheinwerfer, Einparkhilfe h, Licht- und Regensensor, Innenspiegel autom. abblendend, Navigationssystem mit 7 Zoll-Touchscreen sowie USB-Slots und 6 LS, Bluetooth für Telefon & Audio, Rückfahr­kamera, LED-Rückleuchten, Tempomat, Bordcomputer, Sitzheizung v, vier E-Fenster­heber, Gepäcknetz, Mittelarmlehne v, höhenverst. Fahrersitz, getönte Fondscheiben, 17 Zoll-Aluräder

Gold-Paket (E-Schiebedach, Alu-Pe­­dale, schlüsseloser Zugang) € 1100,–, Metallic-Lack € 500,–