Die Rute ins Fenster gestellt hat dem Smart unlängst DaimlerChrysler-Vorstandschef Jürgen Schrempp: Sollte sich das zweisitzige Sorgenkind in den nächsten Monaten nicht deutlich besser verkaufen als bisher, droht dem Projekt das Aus. Absatz-Probleme kennt MCC auch hierzulande, in den ersten fünf Monaten dieses Jahres ließen sich nicht ganz 500 Stück verkaufen. Ebenso unzufrieden ist man mit dem hohen Durchschnittsalter der Kunden und dem hohen gewerblichen Anteil (rund 30 Prozent) – das zeigt nämlich, daß die witzigen Minis nicht als junges Trend-Mobil, sondern vorwiegend als Junbrunnen beziehungsweise als rollende Werbeflächen unterwegs sind.
Seit April dieses Jahres bekommen Smart-Käufer ein verbessertes Fahrzeug, gegenüber der Erst-Auflage wurden der Fahrkomfort erhöht, die Ausstattung etwas angehoben, die Preise leicht gesenkt und das Stabilitätsprogramm Trust überarbeitet. Komfortabel, üppig ausstaffiert, billig und fahr-spaßig ist der Smart zwar nach wie vor nicht, doch die Optimierungen sind beim getesteten Einstiegsmodell – dessen 45 PS in der Stadt übrigens absolut ausreichen – durchaus zu erkennen.
Und wie sehr´s bergauf gehen soll mit MCC, das zeigen die mehr oder weniger konkreten Zukunfts-Pläne zu Cabrio, Diesel und Viersitzer. So bleibt dem Smart nur zu wünschen, daß sich Interessenten nicht von den Drohungen der Konzern-Spitze abschrecken lassen – denn wenn sie so reagieren wie verunsicherte Kia-Kunden in den Zeiten der Korea-Krise, dann waren Schrempps Äußerungen keine Rute im Fenster, sondern ein Hieb mit dem Zaunpfahl.
TECHNIK
3-Zylinder-Reihe, Turbo, 599 ccm, 33 kW (45 PS) bei 5250/min, max. Drehmoment 70 Nm bei 3000/min, Sechsgang-Halbautomatik, Hinterradantrieb, vorne: Dreieckslenker, Stabilisator, Querblattfeder, Dämpferbein, hinten: DeDion-Achse m. Stablenkerführung, Scheibenbremsen v, Trommeln h, ABS, L/B/H 2500/1515/ 1529 mm, Radstand 1812 mm, Wendekreis 8,7 m, Servo, Reifendim. 135/70 R 15 (v), 175/55 R 15 (h), Tankinhalt 22 l, Reichweite (bis Tankreserve) 270 km, Kofferraumvolumen 150-260 (dachhoch) l, Leergew. 720 kg, zul. Gesamtgew. 980 kg, 0-100 km/h 18,9 sec, 60-100 km/h (im 4./5. Gang) 12,4/17,7 sec, Spitze 135 km/h (abgeregelt), CO2-Emission 115 g/km, Normverbr. (Stadt/außerorts/Mix) 5,8/4,2/4,8 l, Testverbr. 6,4 l ROZ 95
Preis: S 121.400,-
FAHREN & FÜHLEN
Der kleine Dreizylinder agiert recht kultiviert und geht nach Überwinden des Turbolochs ambitioniert zur Sache, verfügt aber nur über ein schmales nutzbares Drehzahlband. Die servolose Lenkung: eher schwergängig, sehr indirekt. Die halbautomatische Schaltung – bedient mittels Antipp-Hebel – braucht lange für den Gangwechsel, ruppig ist vor allem das Runterschalten. Bremsen: schwer dosierbar, recht kräftig, etwas fading-anfällig. Fahrwerk nach der Modellpflege spürbar weniger hart, aber keineswegs komfortabel. Gute Traktion, auf trockener Fahrbahn harmloses Untersteuern in schnellen Kurven – zu kämpfen haben Schlupfregelung und Stabilitätsprogramm jedoch bei Nässe. Sitze: recht groß, ausreichend komfortabel.
PLATZ & NUTZ
Auf den zwei Plätzen gibt´s genug Platz, die geringe Innenbreite wird durch den etwas nach hinten versetzten Beifahrer-Sitz (ohne Lehnen-Verstellung) entschärft. Kleiner, gut nutzbarer Kofferraum mit relativ hoher Ladekante und umständlichem Heckklappen-Mechanismus, Erweiterung nach vorne durch umklappbare Lehne des rechten Sessels. Plus: Mini-Wendekreis. Ärgerlich: weder Sitz- noch Lenkrad-Höhenverstellung, nur jeweils eine (unbeleuchtete) Fensterheber-Taste pro Tür, geringe Reichweite, kein Reserverad, schlechte Übersicht nach schräg hinten, Tank extra zu sperren. Laderaumabdeckung, Gepäcknetz und kluge Ablagen gegen Aufpreis.
DRAN & DRIN
Serie: E-Fensterheber, Fernbedien-Zentralsperre, Radiovorbereitung inkl. 2 LS etc. Reichhaltiges Extra- und Zubehör-Programm: Alufelgen, Radio, Alarmanlage, Leder-Volant, Uhr, Drehzahlmesser, Radkappen u. v. m. Karosserie-Farbe jederzeit einfach und günstig zu ändern. Nicht zu haben: Klimaanlage, Servolenkung, Automatik-Modus fürs Getriebe. Plus: ansprechende Materialien, witziges Design, sehr solide Verarbeitung.
SICHER & GRÜN
Klassen-unübliches Sicherheits-Paket: Fahrer- und Beifahrer-Airbag, ABS, ASR, (simples) Stabilitätsprogramm, Gurtstrammer mit Gurtkraftbegrenzern, Kopfstützen, die auch 1,90-Meter-Insassen reichen. Gegen Aufpreis: Seitenairbags, diverse Kindersitz-Systeme. Sauber abgehakter Umwelt-Check, zu hoher Sprit-Verbrauch.
PREIS & WERT
Billig ist der Smart nicht, vor allem im Vergleich zu größeren Kleinwagen mit mehr Sitzen. Pluspunkte: Top-Qualität, drei Jahre Neuwagen-Garantie (sechs Jahre Antirost-Versprechen, ein Jahr Mobilitätsgarantie). Gute Wiederverkaufs-Werte mehr als fraglich. Service alle 15.000 Kilometer beziehungsweise einmal pro Jahr, nur sechs Marken-Stützpunkte.
ALLES-AUTO-TESTURTEIL:
Witzig & zweisitzig, aber weder billig noch komfortabel noch agil.