Zurück zur alten Klassen-Gesellschaft: Nissan Tiida, ein braver Kompakter
Der Nissan Tiida ist kein Nischenmodell, nicht trendy”. Er folgt keinem Marketing-Schmäh und hat wenig von dem, was für urbane Trendsetter oder modebewusste Automobilisten reizvoll sein könnte. Kurz: ein klassischer Kompakter, konservativ gestylt und gutbürgerlich ausgestattet. Keine Überraschungen und Experimente. Und genau das könnte zum Erfolg führen.
Denn der Kompakt-SUV Qashqai soll nicht nur den Almera, sondern auch den Primera (Nissans Kompakt- und Mittelklasse-Modelle) beerben, könnte Stammkunden aber abschrecken. Der Tiida dagegen wirkt altbekannt, was er im Grunde auch ist: Erstmals lanciert 2004, kam er 2006 nach Osteuropa, um nun in unseren Breitengraden um Käufer zu werben.
So ist die Technik (eine Mischung aus dem Renault/Nissan-Baukasten) nicht mehr ganz taufrisch, was sich an kleinen Patzern bei der Bedienung zeigt. Auch der getestete Benziner mit 110 PS ist ein alter Bekannter, der zwar leise, aber nicht gerade munter arbeitet. Alles in allem ist der Tiida ein unauffälliges, allgemein verträgliches Auto. Typische Kompakt-Tugenden, die immer funktionieren. Egal, welche Trends morgen modern sein mögen.
FAHREN & FÜHLEN
Der 1600er-Benziner läuft ruhig, hat mit dem Kompaktauto aber zu kämpfen. Passable Fahrleistungen nur bei hohen Drehzahlen. Bremsen ohne Tadel, mäßig direkte Lenkung. Fahrwerk: etwas stoßig abgestimmt, sanft untersteuernd im Grenzbereich. Getriebe: langwegig und leicht zu schalten, angenehm hoch positionierter Hebel. Schwach konturierte, unbequeme Sitze.
PLATZ & NUTZ
Durchschnittliches Platzangebot vorne und hinten. Verschiebbare Rückbank sorgt im Fond entweder für üppigen Knie- oder ebensolchen Kofferraum. Nachteil: Die Konstruktion erlaubt keinen flachen Ladeboden. Ausreichend Ablagen. Eingeschränkte Übersicht nach hinten, keine optimale Sitzposition, da Lenkrad nur in Reichweite verstellbar. Umständlicher schlüsselloser Zugang, Ergonomie in Ordnung.
DRAN & DRIN
Die beste der drei Ausstattungen umfasst die wichtigsten Luxusgüter für den täglichen Gebrauch, kurze Extraliste. Solide Verarbeitungsqualität, robuste Materialien. Keine Experimente beim Design.
SICHER & GRÜN
Sechs Airbags, Stabilitätskontrolle und Isofix-Halterungen ab Werk, Reifendruckkontrolle und Bremsassistent nicht mal gegen Aufpreis. Verbrauch absolut im Rahmen.
PREIS & KOSTEN
Gleichauf mit Peugeot 308, Toyota Auris und Fiat Bravo, der VW Golf ist deutlich teurer. Dafür aber mit dem unattraktivsten Motor (Fiat und VW bieten hier sogar Turbo-Aggregate). Drei Jahre Fahrzeug-Garantie, zwölf gegen Durchrosten. Gute Werthaltung fraglich.
FAZIT: :
Konservativer Kompakter ohne Schwächen, aber auch ohne übertriebenen Charme.
Tiida-Cockpit: altbewährte Formensprache, Lenkrad leider nur höhenverstellbar
TECHNIK
R4, 16V, 1598 ccm, 81 kW (110 PS) bei 6000/min, max. Drehmoment 153 Nm bei 4400/min, Fünfgang-Getriebe, Vorderradantrieb, Scheibenbremsen v/h (v bel.), L/B/H 4302/ 1695/1533 mm, Radstand 2597 mm, 5 Sitze, Wendekreis 10,4 m, Reifendimension 195/65 R 15, Tankinhalt 52 l, Reichweite (bis Tankreserve) 640 km, Kofferraumvolumen 425 l, Leergewicht 1335 kg, zul. Gesamtgew. 1715 kg, max. Anh.-Last 1200 kg, 0-100 km/h 11,1 sec, 60-100 km/h (im 4. Gang) 10,1 sec, Spitze 186 km/h, Steuer (jährl.) EUR 376,20, Werkstätten in Österreich 116, Inspektion/ Ölwechsel alle 15.000/15.000 km, Normverbrauch (Stadt/außerorts/ Mix) 8,9/5,7/6,9 l, Testverbrauch 8,1 l ROZ 95, CO2 (Norm/Test) 165/ 189 g/km
Preis: EUR 21.490,-
Serienausstattung: Front-, vordere Seiten- und durchgehende Kopfairbags, Stabilitätskontrolle, Isofix-Halterungen, FB-Zentralsperre mit schlüssellosem Zugang, Klimaautomatik, Nebelscheinwerfer, Tempomat, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Bordcomputer, E-Glas-Schiebedach, CD-Radio mit 6 LS und 6fach CD-Wechsler, Regensensor, Bordcomputer, el. verstell-, beheiz- und klappbare Außenspiegel etc.
Extras: Navigation inkl. Spracherkennung EUR 1611,-, Topline-Paket (Teillederausstattung, Sitzheizung v, Xenon-Scheinwerfer) EUR 1511,-, Metallic-Lack EUR 453,-
Fotos: Robert May
Diesen Test finden Sie in ALLES AUTO 4/2008 “