Na, das kann ja heiter werden! Auf den Fotos sah der alte Audi noch recht fit aus. Aber so, hautnah und in voller Größe kommen einem doch leichte Zweifel. Sicher, das Typ 89 Coupé ist ein Scheunenfund, wie er im Buche steht und sich jeder Youngtimer-Fan wünscht.
Denn trotz der zentimeterdicken Staubschicht auf dem tornadoroten Lack ist er eine perfekte Basis mit netter Historie: Zeit seines Lebens in Ottakring gemeldet, war er von 1990 bis 2004 in Erstbesitz. Der Nachfolger benutzte ihn nur kurz und sperrte ihn dann für knapp zehn Jahre in einer alten Scheune weg. Natürlich hat er ein paar kleine Pecker, aber er ist unverbastelt und rostfrei. Dennoch: Trotz frischer Batterie, die man vorsichtshalber im Gepäck hat, bleibt die bange Frage: Springt der Fünfzylinder überhaupt noch an?
Um es kurz zu fassen: Nein, wirklich spontan war der erste Kontakt nicht. Und bevor der Audi auch nur einen Meter aus eigener Kraft zurücklegen konnte, mussten nicht nur die Benzinpumpe und der Verteiler getauscht werden (was es wirklich heißt, einen Scheunenfund zu Leben zu erwecken, seht Ihr HIER).
Doch jetzt, wo sich das Ring-Coupé langsam die lange Standzeit aus den Traggelenken schüttelt und sich die Leerlaufdrehzahl bei 800 Umdrehungen einpendelt, können wir uns in aller Ruhe etwas näher mit dem Auto beschäftigen, das wir in den nächsten Monaten durch eine große Umbau-Aktion begleiten werden.
ALLES AUTO präsentiert: Projekt Tornado! Von Ausgabe zu Ausgabe zeigen wir Schritt für Schritt, wie man das Coupé technisch und optisch fit macht. Erstrahlt es in neuem Glanz, wird es aber erst wirklich spannend. Denn im Herbst wird es für einen guten Zweck verlost.
Doch warum ein Audi Coupé und warum gerade dieses? 1987 lösten die Ingolstädter das kantige Modell Typ 85 durch den deutlich runder gezeichneten Typ 89 ab. Der zweitürige Ableger war mit der Limousine technisch weitgehend identisch, hatte aber größere Radläufe, größere Räder und durchwegs die stärkeren Motoren verbaut. Sicher, die alten Modelle wären kultiger, aber der Rost war ein dauerhafter Begleiter, den der vollverzinkte Typ 89 praktisch gar nicht kennt. Zudem gilt sein Fünfzylinder mit 136 PS als haltbar wie legendär zugleich. Die besten Zutaten für einen kommenden Klassiker, und auf diesen Zug wollen wir rechtzeitig aufspringen.
Unser Exemplar hatte auch noch das Glück, lange Zeit von einem älteren Herrn mehr durch die Gegend getragen denn gefahren worden zu sein: Nichts klappert oder scheppert, alles wirkt hochwertig und solide. Dass sich das kernige Brummen des 2,3 Liter-Fünfzylinders in den großen Auspufftöpfen ein wenig verirrt und das Fahrverhalten eher an ein Ruderboot erinnert, sind nur zwei Punkte, wo wir ein wenig nachbessern wollen. Denn der Audi kommt nicht nur in den Genuss eines großen Service. Auch dem Fahrwerk kann nach 26 Dienstjahren eine Rundum-Erneuerung nicht schaden, doch dazu mehr in der nächsten Ausgabe.
- Grundsätzlich kann den 2,3 Liter-Fünfzylinder mit 136 PS so leicht nichts aus der Bahn werfen.
- Die lange Standzeit setzte die Spritzufuhr aber erfolgreich außer Betrieb
- Der Innenraum hat sich erstaunlich gut gehalten, braucht aber dringend eine gründliche Reinigung.
- Heute noch schön anzusehen: die schlichten vier Rundinstrumente
- Was wir damit vorhaben? Ihn so original wie möglich neu aufbauen und ihn in Details dezent verbessern. Und ist er fertig, entscheidet das Los, wer der neue Besitzer wird
- Rauchzeichen: Bis der Audi wieder lief, vergingen mehrere Wochenenden. Vorteil der vollverzinkten Karosserie: Rost sucht man vergeblich
- Keine böse Überraschung: Vorsichtige erste Runden offenbarten zwar ein Fahrverhalten wie von einem Ruderboot, aber keine ernsthaften Mängel
- Zeichen der Zeit: Eine Zierleiste stemmt sich schon gegen die Halterungen
- Der Heckstoßfänger hat nach einem Rempler ein wenig die Haltung verloren
- Schwachstellen geballt auf einem Bild: schiefer Auspuff, zerkratzter Stoßfänger, verbeultes Blech.
- Schneller Blick in den Kofferraum: Zwar alles verschmutzt, aber vollständig vorhanden.