Der selige Graf Herberstein aus der grünen Mark nannte uns einst die „Wrecking Crew“ – er wird seine Gründe gehabt haben. „Uns“, das waren mein Studienfreund und Rallye-Beifahrer Peter Huber und ich. Der Ort der Bestätigung dieser rüden Vermutung war irgendwo im Herzen Rumäniens im Jahr 1967, als alles erlaubt schien. Es war die Donau Castrol Rallye, Startort Prag und Ziel am Schwarzen Meer – nicht in „Miami“, sondern im rumänischen und damals ost-kargen „Mamaia“.
Zur Info für rezente Fans: Die Rallyes führten damals über 1500 bis 3000 Kilometer, ohne wesentliche Pausen, sozusagen „in an duach“. Vor allem ging es immer volle Pulle durch Tag und Nacht. Und es war in einer dieser Nächte – Zitat Dr. Arnulf Pilhatsch: „In Rumänien sind die Nächte finsterer als in der Hölle“. Es muss irgendwo in der Nähe von Draculas Spielwiese gewesen sein, als wir unseren NSU 1000 TTS über eine knapp einhundert Kilometer lange Sonderprüfung fetzten. Ich erinnere mich noch an einen finsteren Wald, große Steine, Staub, rechts und links dicke und somit unnachgiebige Bäume. Die Sonderprüfung schien kein Ende zu nehmen, als das Heck unseres Autos bei Vollgas abrupt ausbrach und ich nur mit Mühe einen Abflug in den Wald vermied. Gleich darauf eine Rechtskurve – und man glaubt es nicht: Da war auch schon die Zeitkontrolle!
Peter rief: „Bleib drauf!“ So etwas brauchte man mir damals nicht zweimal sagen. Also Vollgas – und der Wagen schlitterte völlig quer auf das Tischchen der Zeitnehmer zu. Ich sehe noch heute die aufgerissenen Augen der wegspringenden Männer. Als wir irgendwo in der Wiese zum Stehen kamen und die Holztrümmer des Zeitnehmer-Tischchen vom Himmel prasselten, stieg Peter völlig gelassen aus, blickte auf seine Stoppuhr und diktierte den verblüfften Zeitnehmern „unsere“ Zeit in die Feder. Die Kerle waren so verblüfft, dass sie seine Ansage ohne Einwand ins Protokoll schrieben.
Zufällig war der Wiener Rallye-Fotograf Peter Kumpa anwesend – und lachte sich krumm. Bei der Zeitkontrolle in Brasov brachte er uns die davongeflogene Reifen-Karkasse, die ihm Zuschauer des nächtlichen Gemetzels als Souvenir überreicht hatten. Und schoss noch ein Erinnerungsfoto mit Peter Huber (rechts) und mir.
Foto: Peter Kumpa