Dodge Caliber 2,0 CRD SXT

24. Oktober 2006
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Tests

FAHRZEUGDATEN

Marke:Dodge
Klasse:Kompaktwagen
Antrieb:Vorderrad
Treibstoff:Diesel
Leistung:120 PS
Testverbrauch:6,5 l/100km
Modelljahr:2006
Grundpreis:22.665 Euro

Amerikanischer Beitrag zur Kompaktklasse: brandneuer Dodge Caliber, im Test mit Zweiliter-Diesel von VW

So wuchtig der Dodge Caliber auch aussieht, mit 4,41 Meter Länge ist er sogar acht Zentimeter kürzer als ein Mazda3. Nur in Breite und Höhe überragt der Amerikaner den Rest der Kompaktklasse, üppige 17-Zoll-Räder unter massiv ausgebauchten Kotflügeln verleihen ihm zudem einen Touch von SUV.
Zwar erhofft sich DaimlerChrysler vom Caliber in Europa zumindest einen Achtungserfolg, gebaut wird er jedoch primär für den amerikanischen Markt. Auch dort machen – relativ sogar noch viel schmerzhafter als bei uns – steigende Treibstoffpreise kompakte Autos immer beliebter. Und die hemdsärmeligen Amis werden sich auch an den kleinen Unzulänglichkeiten des Dodge weniger stoßen als perfektionistische Europäer.

FAHREN & FÜHLEN
Der von VW stammende Pumpe-Düse-Diesel läuft rau, ist akustisch aber passabel gedämmt. Zwischen 1500 und 3500 Touren beißt er giftig zu, die Beschleunigung reicht trotz des hohen Fahrzeuggewichts völlig aus. Die sechs Gänge wechselt man leicht und exakt, der Schalthebel wächst griffgünstig aus der Mittelkonsole.
Bei Gaseinsatz zerrt die Diesel-Power stark an der indirekten und speziell um die Mittellage ungenauen Lenkung. Dazu trägt auch das weiche Fahrwerk bei, das den Dodge beim Beschleunigen vorne aus den Federn steigen lässt. Kurze Schläge absorbiert der Caliber tadellos, auf langen Wellen nickt und schaukelt er.
Im Kurven-Grenzbereich liegt der Kompakt-Ami neutral, die Lastwechsel-Reaktion hat das ESP sicher im Griff. Die Bremsen greifen gut dosierbar zu, kämpfen bei forcierten Bergabfahrten aber mit dem hohen Gewicht.
Die Sitze gerieten weich und komfortabel sowie einfach zu verstellen, bieten jedoch wenig Schenkelauflage. Trotz nur in der Höhe zu justierenden Lenkrads annehmbare Sitzposition.

PLATZ & NUTZ
Innenhöhe und -breite liegen im Klassenschnitt, im Fond herrscht hingegen um sechs Zentimeter weniger Beinfreiheit als etwa in einem Golf. Das rechte Fahrer-Knie kommt der voluminösen Lenksäulen-Verkleidung oft gefährlich nahe, an der kantigen Mittelkonsole liegt es ohnehin meist an.
Der Kofferraum ist niedriger und schmäler als bei andern Kompakten, die Ladekante extrem hoch. Legt man die 2:1 geteilten Fondlehnen um (die Vordersitze dürfen dazu nicht zu weit zurückgeschoben sein), erhält man einen ebenen Boden. Zusätzlich lässt sich auch der Beifahrersitz zusammenklappen.
Ablagen gibt es einige, die Türfächer sind aber winzig. Miserable Karosserie-Übersicht nach allen Seiten, aus der niedrigen Windschutzscheibe sieht man in Pole Position zudem schlecht auf Ampeln.
Die Instrumente sind tadellos ablesbar, Hebel und Schalter liegen gut zur Hand. Teilweise ungewohnt und unpraktisch ist allerdings die Bedienung, wie etwa für die Wischer. Fein: große Außenspiegel, zugfreie manuelle Klimaanlage. Störend: häufiges unnötiges Warnklingeln, One-Touch-Funktion nur zum Absenken des fahrerseitigen Fensters.

Caliber-Cockpit: ergonomisch ok, optisch hübsch & freundlich, die Haptik lässt aber zu wünschen übrig

DRAN & DRIN
In der mittleren Ausstattungsstufe SXT” findet man unter anderem Klimaanlage, CD-Radio und vier E-Fensterheber (siehe Liste rechts). Die Aufpreisliste ist kurz, enthält aber immerhin Lederpolsterung und Navigationssystem.
Die Polsterstoffe machen einen strapazfähigen Eindruck. Der großflächig eingesetzte Kunststoff sieht freundlich aus, ist jedoch hart und mancherorts scharfkantig. Besonders billig wirken die primitive Laderaum-Auskleidung und die beim Testwagen bereits stellenweise ausgebleichte Pseudo-Dachreling.
Die wackelige Mittelkonsole, die filigrane Kofferraum-Abdeckung und die ungenau sitzenden Stoßfänger lassen nur wenig Vertrauen in amerikanische Verarbeitung aufkommen.

SICHER & GRÜN
An Bord sind alle gängigen elektronischen Fahrhilfen sowie Front- und Kopfairbags. Seitenkissen gibt es nicht, dafür Isofix und Reifendruck-Kontrolle. Den Crashtest nach amerikanischen Normen überstand der Caliber mit durchschnittlichen Noten.
Der Diesel-Verbrauch liegt, gemessen an Wagengröße und -gewicht, günstig, flotte Autobahnfahrten treiben ihn aber rasch in die Höhe. Auf einen Partikelfilter heißt es noch bis nächstes Jahr warten.

PREIS & KOSTEN
Preislich liegt der Dodge Caliber im Mittelfeld ähnlich gut motorisierter und ausgestatteter Kompakt-Konkurrenten wie etwa VW Golf oder Opel Astra, Fiat Stilo und Mazda3 sind zum Beispiel billiger zu haben.
Zwei Jahre Fahrzeug- und Mobilitätsgarantie, gegen Durchrosten sind es deren sieben. Mit 12.000 Kilometer recht kurze Service-Intervalle. Bei der Werthaltung sieht es für das Nischenprodukt wahrscheinlich trotz Diesel nicht allzu rosig aus.

FAZIT :
Auffällige, dabei vernünftig motorisierte Kompaktklasse-Alternative mit wenig Hang zum Perfektionismus.

TECHNIK
R4, 16V, Turbo, 1968 ccm, 88 kW (120 PS) bei 4000/min, max. Drehmoment 310 Nm bei 1750-2500/min, Sechsgang-Getriebe, Vorderradantrieb, Scheibenbremsen v/h (v bel.), L/B/H 4415/1800/1535 mm, Radstand 2635 mm, 5 Sitze, Wendekreis 10,8 m, Reifendimension 215/60 R 17, Tankinhalt 51 l, Reichweite (bis Tankreserve) 710 km, Kofferraumvolumen 352-1013 l, Leergewicht 1530 kg, zul. Gesamtgewicht 2015 kg, max. Anh.-Last 1200 kg, 0-100 km/h 9,3 sec, 60-100 km/h (im 4./5. Gang) 8,4/11,0 sec, Spitze 180 km/h, Steuer (jährl.) EUR 422,40, Werkstätten in Österreich 63, Inspektion/Ölwechsel alle 12.000/12.000 km, Normverbrauch (Stadt/außerorts/Mix) 7,9/5,1/6,1 l, Testverbrauch 6,5 l Diesel
Preis: EUR 22.665,-

Serienausstattung: Front- und durchgehende Kopfairbags, ABS, ESP, Bremsassistent, fünf Dreipunktgurte und Kopfstützen, Isofix, Klimaanlage, CD-Radio mit 6 LS, vier E-Fensterheber, Bordcomputer, beh. E-Außenspiegel, aut. abbl. Innenspiegel, Tempomat, Reifendruck-Kontrolle, Alarmanlage, Nebelscheinwerfer, Aluräder, FB-Zentralsperre etc.
Extras: E-Schiebedach EUR 907,-, Metallic-Lack EUR 518,-, Lederpolsterung inkl. Sitzheizung v EUR 1620,-, DVD-Navigationssystem EUR 2851,-


Fotos: Robert May

Diesen Test finden Sie in ALLES AUTO 11/2006