Ford Focus RS

2. Juli 2003
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Tests

FAHRZEUGDATEN

Marke:Ford
Klasse:Kompaktwagen
Antrieb:Vorderrad
Treibstoff:Benzin
Leistung:215 PS
Testverbrauch:11,4 l/100km
Modelljahr:2003
Grundpreis:33.457 Euro

Der derzeit wohl fahraktivste Fronttriebler: auf 4500 Stück limitierter Ford Focus RS

Die schlechte Nachricht zuerst: Der Ford Focus RS ist so gut wie ausverkauft, da von den insgesamt 4500 produzierten Stück lediglich 100 nach Österreich kommen. Ford ließ seine Heizer-Freunde aber auch lange warten, denn der Vorgänger Escort Cosworth lief bereits vor acht Jahren aus. Der Cossie” hatte 220 PS und Allradantrieb, auf letzteres muss der “nur” 215 PS starke Focus RS zwar verzichten, doch unterscheidet er sich von ähnlich starken Kompakten durch seine kompromisslose Auslegung: Alles an diesem Auto ist darauf ausgerichtet, stets das Maximum an Geschwindigkeit zu bieten – besonders in Kurven. Neben einer breiteren Spur und einem wirklich brettharten Fahrwerk ist vor allem das lastabhängige Sperrdifferenzial das Geheimnis der – für einen Fronttriebler – unglaublich guten Traktion: Sobald ein Rad durchdreht, wird die überschüssige Kraft auf das andere Antriebsrad umgeleitet. Zwar reißt es das Lenkrad bei voller Beschleunigung hin und her, doch wer mit beiden Händen zupackt, erntet immense Kurvengeschwindigkeiten.
So toll diese Kompromisslosigkeit auf ihre Weise auch ist: Alltagstauglich ist der RS nur mehr bedingt. Der oft zitierte Restkomfort ist nicht vorhanden, und schlechte Wege – wie große Abschnitte der Westautobahn – geraten zur Zerreißprobe für die Bandscheiben. Schade auch, dass Ford bei ein paar Details nachgelassen hat, rätselhaft ist etwa, warum das Instrument für die Wassertemperatur der Ladedruck-Anzeige geopfert wurde, und Hinweise für Öltemperatur sowie Öldruck gänzlich fehlen. Andererseits: So bleibt den Fans noch Spielraum für Modifikationen.

TECHNIK
4-Zylinder-Reihe, 4-Ventil-Technik, Turbo, 1988 ccm, 158 kW (215 PS) bei 5500/ min, max. Drehmoment 310 Nm bei 3500/min, Fünfgang-Getriebe, Vorderradantrieb, vorne: Dreiecksquerlenker, Stabilisator, Federbeine, hinten: Mehrlenkerachse, Schraubenfedern, Teledämpfer, Scheibenbremsen v/h (v bel.), ABS, L/B/H 4182/1998/1440 mm, Radstand 2615 mm, 5 Sitze, Wendekreis 10,9 m, Servo, Reifendimension 225/40 R 18, Tankinhalt 55 l, Reichweite (bis Tankres.) 405 km, Kofferraumvolumen 350-1205 l, Leergewicht 1305 kg, zul. Gesamtgewicht 1725 kg, 0-100 km/h 6,7 sec, 60-100 km/h (im 4. Gang) 6,3 sec, Spitze 232 km/h, Steuer (jährl.) EUR 884,-, Normverbrauch (Stadt/außerorts/Mix) 14,2/7,7/ 10,1 l, Testverbrauch 11,4 l
Preis: EUR 33.457,-

FAHREN & FÜHLEN
Der Vierzylinder-Turbo hat mit dem Focus leichtes Spiel, ab knapp unter 3000 Umdrehungen treibt er den RS brachial vorwärts. Der sportliche Auspuff-Sound stört auf der Autobahn. Die Schaltung ist gut geführt, knackig, nur fünf Fahrstufen, die sind aber gut auf die Motor-Charaketristik abgestimmt. Lenkung: extrem direkt, vermittelt viel Fahrbahn-Gefühl, starke Antriebseinflüsse, bei voller Beschleunigung ist der RS zudem spurrinnen-anfällig. Das Fahrwerk ist knüppelhart, neutral und auch im Grenzbereich leicht zu beherrschen. Die standfesten Bremsen beißen vehement zu und sind fein zu dosieren. Traktion dank mechanischem Sperrdifferenzial auf trockener Straße sehr gut. Die Sparco-Schalensitze bieten optimalen Seitenhalt, die Sitzposition ist weniger toll.

PLATZ & NUTZ
Mehr als ausreichend Kopf- und Ellbogenfreiheit, genug Platz für vier. Kofferraum recht groß, erweiterbar durch 2:1 umlegbare Fondbank. Fahrersitz in Höhe, Lenkrad auch in Reichweite verstellbar. Schalensitze ohne Easy-Entry-Funktion, sind sie nicht ganz nach hinten gerückt, lassen sich die Lehnen nicht richtig nach vorne klappen. Gute Karosserie-Übersicht, 1A-Ergonomie. Praxis-Minus: schwer erreichbare Front-Gurte, nur in den Türen große Ablagefächer, One-Touch-Fensterheber nur fahrerseitig.

DRAN & DRIN
Alle 4500 Focus RS haben die gleiche blaue Lackierung und sind ident ausgestattet, Extras werden nicht angeboten. Serie: Klimaanlage, Sport-Lederlenkrad, Alu-Schaltknauf, FB-Zentralsperre, Nebelscheinwerfer, Carbon-Mittelkonsole, CD-Radio, Alarm etc., Xenon und Klimaautomatik fehlen. Aufmotz-Zutaten von hochkarätigen Sport-Zulieferfirmen. Die Materialien wirken durchschnittlich nobel, das blaue Leder ist Geschmackssache. Verarbeitung durchwegs OK.

SICHER & GRÜN
Serie: ABS, Frontairbags (kei ne Seitenairbags!), Fond- Kopfstützen bis 1,75 m verstellbar, vorne sind sie starr und reichen auch 1,90-m-Menschen. Dreipunkt-Gurte auf allen fünf Plätzen. Keine Wasserbasis-Lacke, Verbrauchswerte für die gebotene Leistung angemessen.

PREIS & WERT
Alfa 147 GTA und der Allradler Golf R32 sind um über vier Tausender teurer, der Seat Leon Cupra R ist um 1000 Euro günstiger. Zwei Jahre Neuwagen-Garantie inkl. Mobilitäts-Schutz, zwölf Jahre Antidurchrost-Versprechen. Gute Wiederverkaufs-Chancen aufgrund der geringen Stückzahl, bei der Zuverlässigkeit sollte auch dieser Focus top sein. Werkstatt-Netz sehr dicht, Service & Ölwechsel alle 15.000 km.

ALLES-AUTO-TESTURTEIL :
Lupenreine Fahrmaschine ohne Sinn für Komfort.

Diesen Test finden Sie in ALLES AUTO 4/2003