Da die Erfüllung der EU-Flottenziele in Sachen CO2-Emission ganz oben auf der Prioritätenliste steht, soll es bis Ende nächsten Jahres ganze 18 elektrifizierte Modelle von Ford geben, was natürlich auch beim neuen Kuga Auswirkungen hat: Neben zwei Dreizylinder Benzinern mit 120 und 150 PS wird es gegen Ende 2020 einen Plug-In-Hybrid mit zweieinhalb Liter Hubraum sowie einer Systemleistung von 225 PS geben – rein elektrisch sollen laut Hersteller 56 Kilometer Reichweite drin sein. Bei den Selbstzündern gibt es zwei herkömmliche Aggregate mit 120 und 190 PS (Letzteres nur in Kombination mit Allrad und Automatik) sowie einen mildhybridisierten Zweiliter-Diesel mit 150 PS, der hier zum Test antritt.
Die Besonderheit des zart elektrifizierten Antriebs: Im Vergleich zu so manchem Konkurrenten gibt das integrierte 48 Volt-System bei niedrigen Drehzahlen spürbar Drehmoment und Leistung ab, was den Motor vom Stand weg richtig bullig wirken lässt. Zum Fahrvergnügen trägt auch das Sechsgang-Schaltgetriebe bei, mit dem es regelrecht Spaß macht, selbst Gänge zu wechseln. Weiterer netter Nebeneffekt der Hybridisierung: Der Test-Verbrauch ist mehr als in Ordnung, das Start/Stopp-System arbeitet flink und nervt so weniger als sonst.
Im Innenraum warten wenig Überraschungen, denn die Fahrer-Umgebung erinnert beinahe unverschämt stark an die Plattform-Basis Focus. Das bedeutet zwar per se nichts Schlechtes, man könnte sich angesichts der Fahrzeugklasse aber schon etwas mehr erwarten. So wirkt der Multimedia-Bildschirm schon fast etwas verloren angesichts der großzügigen Platzverhältnisse – vor allem im Fond sitzt man wie ein König, zudem sind die Rücksitze im Verhältnis 2:1 voll variabel verstellbar.
Der neue Kuga ist also nicht nur in Sachen Antrieb fein geraten, sondern auch in puncto Nutzwert verbessert worden. Da kann man ihm gerne verzeihen, dass hier und da bei den Materialien gespart wurde und er innen doch sehr an seine kleineren Geschwister erinnert.
Fahrwerk & Traktion – Gute Mischung aus Komfort und etwas Sportlichkeit, sehr angenehm auf der Autobahn. In Kurven mittelmäßig fahraktiv, dafür dank früh und sanft einsetzendem ESP sehr sicher. Viel Traktion auf trockener Piste, für „echte“ SUV-Nutzer gibt es einen eigenen Fahrmodus zum Beispiel für rutschiges Terrain und für tiefen Schnee. Ausreichend feinfühlige und direkte Lenkung, Bremsanlage ohne Schwächen.
Bedienung & Multimedia – Die hohe Sitzposition ermöglicht gute Sicht auf die Straße, die Rundumsicht ist allerdings etwas eingeschränkt (Rückfahrkamera gegen Aufpreis). Mittelmäßiges Gestühl ohne besonders viel Seitenhalt. Sehr gelungene Ergonomie. Das Multimedia-System ist schnell durchschaut und über Touchscreen, Drehregler und Knöpfe sowie Sprachsteuerung einfach zu bedienen. Etwas unübersichtliche und wenig individualisierbare Digital-Instrumente. Viele Ablagen, große Fläche für induktives Handyladen. Volle Smartphone-Anbindung.
Innen- & Kofferraum – Richtig gute Platzverhältnisse in beiden Reihen, vor allem die Kopffreiheit kann überzeugen. Brauchbarer Kofferraum mit SUV-typisch hoher Ladekante. Kuga-Plus in allen Ausstattungs-Varianten: Die Fondlehnen sind 2:1 verstell- und umlegbar (stets weitgehend ebene Ladefläche), die Sitze lassen sich im selben Verhältnis verschieben. Allerdings gibt es keine Ski-Durchreiche. Filigran wirkende Aufhängung für die Kofferraumabdeckung.
Dran & Drin – Solide Serien-Mitgift: Einparkhilfe rundum, Klimaanlage, 8 Zoll-Touchscreen, DAB-Tuner und induktives Handyladen bereits in der Basis, beim 150 PS-Diesel in der „ST-Line X“ neben sportlich-edler Optik außen (z. B. 18-Zöller, abgedunkelte Fondscheiben) auch noch Sportsitze mit Leder/Alcantara-Polsterung, Zweizonen-Klimaautomatik, Navigation, B&O-Sound und schlüsselloser Zugang. Mehr Ausstattung gibt es in sinnvoll gebündelten und fair bepreisten Paketen. Verarbeitung und Material-Wahl gehen bis auf die Verkleidung der Fond-Türen in Ordnung. Diesel, Allrad und Automatik nur in Kombination mit 190 PS (über 6000 Euro Aufpreis).
Schutz & Sicherheit – Durchschnittliches Airbag-Aufgebot, dazu ein paar Assistenzsysteme, mit dem Fahrassistenz-Paket um vernünftiges Geld aufzurüsten. LED-Scheinwerfer erst in den oberen drei Ausstattungslinien verfügbar.
Preis & Kosten – Der VW Tiguan ist de facto gleich bepreist, die größeren Seat Tarraco und Skoda Kodiaq sind teurer. Opels Grandland X ist im Vergleich billiger, aber auch etwas schwächer. Durch Händler-Rabatt und Marketing-Bonus ist der Kuga momentan um fast 8000 Euro billiger im Vergleich zum Listenpreis. Niedriger Test-Verbrauch. Sehr dichtes Werkstatt-Netz, fünf Jahre Garantie. Mit guten Wiederverkaufs-Chancen ist zu rechnen.