Pragmatisch betrachtet wuchs der Tucson gegenüber seinem Vorgänger leicht in Länge und Breite. Die Fond-Kniefreiheit legte um rund drei Zentimeter zu, das Ladeabteil wurde ebenfalls vergrößert – und man sitzt jetzt tiefer als im alten Modell.
Das Cockpit scheint wie aus einem Guss, im getesteten Top-Trimm „Prestige Line“ wirkt es richtig edel. Die laut Hyundai wie ein Wasserfall inszenierte Mittelkonsole wird von einem großen Touchscreen und eleganten Softtouch-Tasten dominiert – leider ohne haptisches Feedback, das geht genauso ab wie der eine oder andere Drehregler.
Preislich startet der neue Tucson bei 32.990 Euro, dafür gibt’s eine passable Basis-Ausstattung und als Antrieb 150 Benziner-PS samt Handschaltung und gegen 2000 Euro extra auch Allrad. Um satte 6000 Euro Aufpreis lässt sich der 1600er per Hybrid auf 230 PS pimpen.
Zum ersten Test gastierte der koreanische Kompakt-SUV als Diesel bei uns, und das in der maximalen Ausbaustufe, also mit 136 PS und als Allradler mit Automatik plus 48 V-Mildhybrid. Letzteres lässt den 1,6 Liter-Diesel bisweilen pausieren, etwa beim Dahingleiten, Stichwort Segeln, oder beim Annähern an eine Kreuzung.
Weit mehr als das tatsächliche Spar-Potenzial gefiel bei unserem Tucson der Fahreindruck: Aufhängung, Bremsen, Lenkung, Leistungsabgabe – alles höchst harmonisch abgeschmeckt. Man könnte hier locker das Prädikat „europäisch“ verleihen, kein Wunder, dieser Hyundai wurde hier am Kontinent entwickelt, und er wird zudem in Tschechien gebaut.
Eine Abrundung finden die positiven Impressionen im beeindruckenden Sicherheits-Paket, das so ziemlich alle aktuellen Assistenzsysteme beinhaltet. Und diese funktionieren in der Praxis auch wirklich gut – man muss fast sagen: besser als bei so manchem „echten“ Europäer.
Kein Wunder, dass Hyundai hierzulande Großes vorhat mit dem neuen Tucson: Wenn im Frühjahr die Plug-In-Version (die Eckdaten: 56 Kilometer E-Reichweite, 39 Gramm CO2) und die sportliche Ausstattung „N Line“ nachgereicht werden, visiert man einen Top 3-Platz im Segment an.
Fahrwerk & Traktion – Gelungener Spagat zwischen Komfort und Agilität. In flotten Kurven wenig Wankneigung und nur zarte Lastwechsel-Anfälligkeit (die hat das ESP sicher im Griff). Feinfühlige, leichtgängige und durchaus direkte Lenkung. Bremsen gut zu dosieren. 1A-Traktion. Durchaus unüblich: Mitteldifferenzial per Knopfdruck sperrbar.
Bedienung & Multimedia – Tadellose Sitzposition, guter Seitenhalt. Fein ablesbare Digital-Instrumente mit einer eigenen Farb-Hinterlegung für jeden der drei Fahr-Modi (Sport, Eco, Normal). Großer Touchscreen mit gestochen scharfem Bild (auch bei der Rundumkamera), Softtouch-Tasten darunter ohne haptisches Feedback – der eine oder andere Drehregler geht ebenfalls ab, immerhin funktioniert vieles über die gute Sprachsteuerung und echte Lenkrad-Tasten. Praxis-Helfer: Fahrersitz schiebt sich zum Ein- und Ausstieg automatisch zurück, Beifahrersitz von links verstellbar, Sonnenschutz-Rollos in den hinteren Seitenscheiben. Ärgerlich: Auto Hold-Funktion muss immer neu aktiviert werden. Genug Ablagen. Induktives Handyladen und Smartphone-Integration Serie, dazu Fahrzeug-Interaktion via App.
Innen- & Kofferraum – Genug Platz in beiden Sitzreihen, hinten gefällt die üppige Kniefreiheit. Fondlehnen neigungsverstellbar und 2:1:2 umlegbar – dabei entsteht keine Stufe. Mildhybrid-System knabbert dem Kofferraum 52 Liter weg, er bleibt aber familientauglich und bietet ein Kellerfach für Kleinzeug. Fein: sensorgesteuerte E-Heckklappe.
Dran & Drin – In der Top-Ausstattung „Prestige Line“ sehr gut bestückt – wer auf HiFi-Sound, Lederpolsterung, klimatisierbare E-Sitze und 19-Zöller sowie auf einige Assistenzsysteme verzichten kann, spart mit dem „Trend Line“ 4000 Euro – und hier gäbe es auch eine 2WD-Variante, die weitere 2000 Euro billiger ist. Solide Verarbeitung, überraschend hochwertige Materialien.
Schutz & Sicherheit – Klassenübliches Luftpolster-Aufkommen plus Center-Airbag zwischen Fahrer- und Beifahrersitz, dazu gibt es aufpreisfrei eine Menge Assistenzsysteme – das teilautonome Fahren funktioniert ganz gut. Bisweilen praktisch: Der Toterwinkel-Assistent spielt das Außenspiegel-Bild beim Blinker-Setzen in die Digital-Instrumente.
Preis & Kosten – Kein Sonderangebot, so ist etwa Konzern-Bruder Kia Sportage (auch ausstattungsbereinigt) spürbar günstiger. Selbst der stärkere VW Tiguan ist billiger, allerdings bei weitem nicht so gut bestückt. Verbrauch im Rahmen. Fein: fünf Jahre Garantie ohne Kilometer-Begrenzung, lange Service-Intervalle, durchaus dichtes Werkstatt-Netz. Vermutlich problemlos beim Wiederverkauf.