Diese Turbolader, sie sind einfach allgegenwärtig. Kleinwagen, Kombis, SUV, Diesel, Benzin, sie stecken ja wirklich überall drinnen. Heutzutage, wohl gemerkt. Vor zehn Jahren war das noch ein wenig anders: In der Kalenderwoche 19 von 2006 stand die Präsentation des neuen Porsche 911 Turbo auf dem Programm. Und das ist ja immer ein besonders Ereignis. Ein Porsche, der Turbo heißt, das steht für Speed, Beschleunigung, Grip. Für unbändigen Fahrspaß. Und dieses Erlebnis bündelte man beim Modell 997 auf eine neue Art und Weise. Lader mit verstellbarer Turbinengeometrie muteten seinerzeit bei einem Benziner noch reichlich exotisch an. Die Leistung von 480 PS allerdings galt schon damals als nicht sonderlich heftig. „Ach, das macht nichts“, konterten die souveränen Ingenieure aus Zuffenhausen sofort, „wir können problemlos die 500er-Grenze überschreiten, aber auf das ist es uns bei diesem Auto nicht angekommen.“ Sprachen sie, und zum Facelift zwei Jahre später war es dann schon soweit. Andererseits: Die 480 Pferde waren wirklich ausreichend, denn Porsche sperrte ein Stück spanische Landstraße ab, damit jeder, der sich traute, mit Walter Röhrl in seinem 911 Turbo ein Stückchen mitfahren kann.
Ob es schnell war? Es war eine andere Welt. Diese wenigen Minuten ließen viele überdenken, ob sie wirklich Autofahren können. Die kaum leserliche Mitschrift im Notizbuch stammelte etwas von vier Kilometern in 80 Sekunden. Und ungefähr etwas von „Muss mich bei 240 km/h schon sehr konzentrieren, einen geraden Satz heraus zu bekommen.“ Es geht halt nichts über Turboschub.
Ein Spruch, der jedem nur einen Tag später in den Kopf schoss. Ein hübsches Auto, dieser frisierte Skoda Octavia RS, nicht? Schaut schnell aus, mit den 19-Zoll-MTM-Alufelgen und dem Softwareoptimierten Zweiliter-Turbomotor unter der Haube. Sperrer Motorsports stellte uns vor zehn Jahren für eine Reportage diesen flotten Tschechen zur Verfügung, doch was bis heute niemand weiß: Wir fuhren damit keinen einzigen Meter! Nicht, weil uns der Schock von der Röhrl´schen Mitfahrt noch in den Knochen saß. Nein, der Grund war viel frustrierender: Nach einem letzten Software-Update wollte der Octavia einfach nicht mehr anspringen! In die Werkshalle schaffte es der RS noch aus eigener Kraft. Hinaus wollte er schon geschoben werden. Was nun? Die Geschichte war schon fix eingeplant, also setzten wir auf zwei motivierte Mitarbeiter, die mit Muskelkraft den Golf-GTI-Verwandten einfach ein paar mal auf und ab schoben. Und wir? Der Redakteur saß in seinem Auto, und der Fotograf lag hinten im Kofferraum, um mit langer Belichtungszeit, Unschärfe und allen erdenklichen Tricks möglichst viel Dynamik in dieses gar nicht so dynamische Foto zu bringen. Und der Text? Alles erstunken und erlogen? Nein nein, einen Tag später lief der getunte Octavia wieder, und wir konnten unsere finale Runde drehen.