Sant’Agata hin, Györ her, wenn schon, denn schon: Die optionale Sportauspuffanlage sollte man sich in jedem Fall noch dazu gönnen. Auch weil sie sich per Knopfdruck leise stellen lässt, womit Autobahn-Etappen bei geschlossenem Verdeck erstaunlich ruhig ablaufen. Dennoch: Aufgemacht ist natürlich der anzustrebende Aggregatzustand des R8 Spyder. Das 44 Kilo leichte Stoffverdeck öffnet in 20 Sekunden, und das auch bis zu einer Schrittgeschwindigkeit von 50 km/h. Richtig stürmisch wird’s im Cockpit eigentlich nie, zumindest bei legalem Speed. Wer allzu sehr an seinem Scheitel hängt, spielt sich mit Seitenscheiben, Heckfenster und optionalem Windschott, bis die Sache zugfrei ist.
Kein Auto, das seinen Vorgänger nicht mit nackten Fakten alt aussehen lässt. Im Vergleich zur ersten Generation des R8 Spyder von 2010 ist der neue 25 Kilo leichter, seine Karosserie 55 Prozent steifer. Ein bisserl kürzer ist er jetzt und ganze 36 Millimeter breiter – was gut ist für eine bullige Optik, kann im Alltag bisweilen zu kniffligen Situationen führen, wenn es gilt, knapp zwei Meter auf engem Raum zu manövrieren. Ökonomischer ist der neue Roadster natürlich auch geworden, zehn Prozent sparsamer soll er sein, was zum Gutteil an der Zylinder-Abschaltung liegt (bei niedriger und mittlerer Last wird einfach ein Bank stillgelegt), zum anderen am Segel-Modus der Doppelkupplung.
Für den Piloten läuft dennoch alles ziemlich stressfrei ab. Wären da nicht permanent irgendwelche Fliehkräfte, man würde sich fühlen wie in einem Videospiel. Dazu passt das irre Lenkrad, über das man nicht nur die Fahrtrichtung ändern kann: Motor anlassen, Schalten, Auspuff auf böse stellen, Fahr-Modus (Comfort, Auto, Dynamic oder Individual) anwählen etc. – alles, ohne die Hände vom Volant zu nehmen. An eine Playstation erinnert auch das „Virtual Cockpit“ dahinter, am eindrucksvollsten ist die Konfiguration des 12,3 Zoll-Monitors mit dem Google Map-Navi als Hintergrundbild – wer da richtig hineinzoomt, bekommt einen virtuellen Beifahrer, der einem direkt vor Augen führt, wie es nach der Kuppe weitergeht oder wie eng die nächste Kurve ist. Für Renn- oder Hausstrecken lassen sich aber auch Rundenzeiten einblenden bzw. Infos über Öl- und Reifentemperatur sowie Leistung und Drehmoment oder auch g-Kräfte. Letztere sind besonders beeindruckend, wenn man die 1,7 Tonnen-Fuhre ankert, egal ob mit oder ohne die optionalen Keramik-Scheiben. Und auf Knopfdruck wird der Rasse-Roadster dank dynamischer Dämpfer zum ausreichend komfortablen Gleiter, die Spreizung zum Sport-Modus ist jedenfalls ein ziemlicher Spagat.
In Summe ist der neue R8 Spyder ein mechanisches Meisterwerk, dem man nur huldigen kann, indem man ihm genügend Auslauf schenkt. Dieser Heißblüter gehört gefahren. Und er gehört gehört. Gutes Stichwort: Für den R8 Spyder gibt es ebenfalls eine B&O-Soundanlage, und die verfügt hier sogar über Lautsprecher in den Kopfstützen. Und ja, diese Option macht auch beim Open Air-Modell Sinn. Wetterbedingt könnte es ja sinnentleerte Momente geben, in denen man gezwungen ist, Dach oder Heckscheibe geschlossen zu lassen.
TECHNIK
Preis: € 238.500,–