Renault Scénic RX4 1,9 dCi Supreme

9. Juli 2001
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Tests

FAHRZEUGDATEN

Marke:Renault
Klasse:Van
Antrieb:Allrad
Treibstoff:Diesel
Leistung:105 PS
Testverbrauch:8 l/100km
Modelljahr:2000
Grundpreis:27.543 Euro

Findig, diese Franzosen: Während andere Hersteller noch an ihren Kompaktvans und Mode-Offroadern basteln, ist Renault schon wieder einen Schritt voraus. Man koppelte diese beiden Nischen und eröffnete eine eigene Auto-Abteilung: den Kompaktvan-Kraxler. Einen ungewöhnlichen Weg nimmt somit auch die Vermarktungs-Strategie: Nicht die Kunden müssen solange nach einem Produkt schreien, bis der Hersteller zögernd diesem Wunsch nachkommt, sondern der Auto-Macher präsentiert dem staunenden Konsumenten ein bisher ungekanntes Ding – den Scénic RX4 -, und hofft auf Akzeptanz. Ein Risiko, das unerhörten Erfolg (und viel Image-Gewinn) bringen, aber auch kräftig in die Hose gehen kann.
Daran, dass Letzteres nicht passiert, arbeiteten Profis. Zum Beispiel die Design-Abteilung um Patrick LeQuément und – mittlerweile von GM gekaperte – Anne Asensio, die durch gekonntes Re-Styling der Stoßfänger und durch die Beigabe von Kunststoff-Beplankungen plus Riesen-Rädern den braven Scénic zum robust-verwegenen Offroader schminkte.
Den permanenten Allradantrieb verantworten die Experten der Steyr-Fahrzeugtechnik in Graz, die Motoren-Spezialisten der steirischen AVL sorgten für die Entwicklung des ab sofort erhältlichen Common-Rail-Diesels mit 105 PS (die Benziner-Version läuft ja seit einigen Monaten im ALLES AUTO-Intensivtest, siehe Seite 72). Einen steirischen Einschlag hat der Scénic RX4 somit ganz sicher.

TECHNIK
4-Zylinder-Reihe, Turbo, 1998 ccm, 75 kW (105 PS) bei 4000/min, max. Drehmoment 200 Nm bei 1500/min, Fünfgang-Getriebe, permanenter Allradantrieb, vorne: Dreiecksquerlenker, McPherson-Federbeine, Stabilisator, hinten: Schräglenker, Stabilisator, Schraubenfedern, Teledämpfer, Scheibenbremsen v/h (v bel.), ABS, L/B/H 4444/1785/1821 mm, Radstand 2624 mm, 5 Sitze, Wendekreis 11,4 m, Servo, Reifendimension 215/65 R 16, Tankinhalt 60 l, Reichweite (bis Tankreserve) 665 km, Kofferraumvolumen 410-1800 l, Leergew. 1485 kg, zul. Ges.-Gewicht 2010 kg, 0-100 km/h 14,8 sec, 60-100 km/h (im 4. Gang) 13,5 sec, Spitze 160 km/h, CO2-Emission 197 g/ km, Normverbrauch (Stadt/außerorts/Mix) 8,9/6,6/7,4 l, Testverbrauch 8,0 l Diesel
Preis: S 377.300,-

FAHREN & FÜHLEN
Der Common-Rail-Diesel werkt leise, laufruhig und vibrationsarm, hat aber mit dem hohen RX4-Gewicht zu kämpfen. Lenkung: indirekt, um die Mittellage eckend, flach stehendes Volant. Schaltung: langwegig, nicht sehr exakt. Fahrwerk: komfortabel, gutmütig untersteuernd. Bescheidene Kraxel-Fähigkeiten (keine Differenzialsperren, keine Unterboden-Schutzbleche). Fein dosierbare, wirksame Bremsen. Bequeme, groß dimensionierte Vordersitze, erhabene Sitzposition. Leichte Seitenwind-Anfälligkeit, bei höherem Tempo störende Abroll-Geräusche.

PLATZ & NUTZ
Der Scénic-Innenraum: mehr als genug Innenbreite und Kopffreiheit, ordentlicher Beinraum. Koffer-Abteil: durchschnittlich groß, glattflächig, erträglich hohe Ladekante. Lade-Meriten: vielfach variable und ausbaubare Einzelsitze im Fond, zahlreiche Ablagen und Staufächer. Schlau: belastbare Laderaum-Abdeckung, kühlbares Fach, separat öffnende Heckscheibe, intelligente Scheibenwischer. Weniger gut: Karosserie-Übersicht mäßig, seitlich öffnende Hecktür benötigt viel Platz.

DRAN & DRIN
Die komplette Supreme”-Ausstattung: Klimaautomatik, Fernbedien-Zentralsperre, vier E-Fensterheber, beheizbare E-Rückspiegel, verschieb-, klapp- und entfernbare Fond-Einzelsitze, Vordersitze und (Leder-)Lenkrad höhenverstellbar, CD-Radio mit 4 LS, separat öffnende Heckscheibe, Nebelscheinwerfer, Dachgalerie, Alufelgen. Extra: zwei E-Glas-Schiebedächer, Leder, CD-Wechsler, Navigation, Sitzheizung, Metallic. Nicht erhältlich: Automatik. Solide Verarbeitung, freundlich-robuste Materialien.

SICHER & GRÜN
Sicherheit serienmäßig: ABS, Front- und Seitenairbags (mit Kopfschutz) vorne, Gurtstraffer und -kraftbegrenzer, fünf Kopfstützen (vorne bis 1,90 m, hinten bis 1,75 m einstellbar) und Dreipunktgurte für alle Sitze, Isofix-Kindersitz-Befestigung. Neu: Bremsassistent. Braver Verbrauch, nicht alle Lackschichten auf Wasserbasis.

PREIS & WERT
Satte 50 Tausender teurer als der Scénic-Fronttriebler, aber auch besser ausgestattet. Der Verzicht auf Klimaautomatik, Dachgalerie und ein paar Optik-Schmankerln spart 20.000 Schilling (Ausstattung “Freestyle”). Garantie: zwölf Jahre gegen Rost, ein Jahr auf Fahrzeug und Mobilität, diverse Erweiterungen gegen Aufpreis. Service-Intervall 15.000 Kilometer, dichtes Werkstatt-Netz.

ALLES-AUTO-TESTURTEIL:
Kompaktvan, Offroader und Blickfang in einem – das Frech-Fröhlich-Praktisch-Pack ist aber nicht ganz billig.”