Warum BMW gerade jetzt mit dem X7 das größte Modell seiner X-Reihe nachlegt? Weil Europa gar nicht der Kernmarkt des Riesen ist. Gebaut wird er in den USA – primär für US-Millionäre, neureiche Chinesen, russische Oligarchen und fetter Automobilware immer zugeneigte Scheichs.
Dennoch ist er auch hierzulande erhältlich, und das sogar mit einem Herz aus Österreich: Der vierfach turbogeladene Dreiliter-Diesel ist mit seinen 400 PS der derzeit stärkste Selbstzünder und kommt aus dem oberösterreichischen Steyr. Ein technisches Wunderwerk, das den Zweieinhalbtonner in nur 5,4 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt und es in unserem Test schaffte, nur knapp mehr als neun Liter zu verbrauchen. Trotz Hinterreifen im wahnwitzigen 315er-Breitformat.
Auf die Spitze getrieben wird die dekadente Angelegenheit durch die luxuriöse Sechsfach-Bestuhlung des Testwagens (Standard sind sieben Sitzplätze). Auf Wunsch ist alles elektrisch einstellbar, und die dritte Reihe lässt sich auch noch auf Knopfdruck versenken bzw. aufstellen. Gleiches gilt für die traditionell horizontal geteilte Heckklappe.
Nachteil Nummer eins: Alles surrt faszinierend vor sich hin, doch ziemlich langsam. Wer im Regen auf das Öffnen der Heckklappe oder den Einstieg in
Reihe drei warten muss, wird nass und verärgert gleichzeitig. Nachteil zwei: Die Sitzlehnen der zweiten Reihe lassen sich nicht umklappen, weshalb man das stattliche Ladevolumen von 2120 Litern nur schlecht ausnützen kann. Wer viel mitführen möchte, belässt es also besser beim Siebensitzer.
Am wohlsten fühlt sich der Gigant naturgemäß auf der Langstrecke. Man genießt das üppige Raumangebot, sieht über die meisten anderen Verkehrsteilnehmer hinweg, erfreut sich an diversen Assistenzsystemen (teils Aufpreis) und schätzt die komfortable Luftfederung (Serie). Das leise Brummeln des Motors, der dank speziellen Sound-Designs wie ein Benziner klingt, rundet die Sache gefällig ab.
Weniger schön wird es dann beim Einparken. Obwohl der X7 diese lästige Aufgabe selbst übernehmen kann – eine geeignete Parklücke für 5,15 Meter Länge muss auch die Elektronik erst einmal finden.
Fahrwerk & Traktion – Die serienmäßige Luftfederung dämpft sehr komfortabel, unterbindet Wankbewegungen trotzdem. Kaum Lastwechsel-Tendenzen, mit optionaler Hinterradlenkung erstaunlich agil, dennoch großer Wendekreis. Souveräne Allrad-Traktion.
Stock & Stein – 4×4 und die dank Luftfederung höhenverstellbare Bodenfreiheit reichen für Feldwege und Schneewehen, gegen Mehrpreis gibt es ein Offroad-Paket mit zusätzlichen Fahrprogrammen, Unterfahrschutz und mechanischer Mitteldifferenzialsperre.
Cockpit & Bedienung – Umfassende Bedien-Varianten via Touchscreen, Sprachsteuerung, Dreh-und-Drück-Regler plus Gestensteuerung, der Aufbau der Menüs ist logisch. Sehr gut: Ergonomie und Sitzposition. Sicht nach schräg hinten mäßig.
Innen- & Kofferraum – Fürstliche Platzverhältnisse in den beiden vorderen Reihen, selbst Reihe drei ist erwachsenengerecht. In Sechssitzer-Konfiguration sind Lehnen der zweiten Reihe nicht klappbar. Nach Umlegen von Reihe drei dennoch großer, ebener Kofferraum, allerdings mit hoher Ladekante. Zahlreiche Fächer und Ablagen.
Dran & Drin – Für BMW-Verhältnisse großzügige Serienausstattung inklusive LED-Scheinwerfern, Headup-Display, Navigation, Leder & Co. Gegen Aufpreis gibt es Luxus à la Massage-Sitze, beheizbare Armauflagen, Video-Entertainment im Fond etc. Tadellos: Verarbeitung und Material-Wahl.
Schutz & Sicherheit – Volle Airbag-Bestückung bis hin zu jenem für die Fahrer-Knie. Sparsamer Einsatz an Assistenzsystemen, erst gegen Aufpreis ist das volle Programm in Form des empfehlenswerten „Innovations-Pakets“ erhältlich.
Sauber & Grün – Für Größe und Gewicht braver Verbrauch – solange man dahingleitet und die Möglichkeiten der 400 PS nur wenig nützt. Schnelles Start/Stopp-System.
Preis & Kosten – Absolut gesehen sauteuer, doch das sind die Gegner Mercedes GLS (Auslaufmodell, selbst als Top-Diesel deutlich leistungsschwächer) und Range Rover (ebenfalls schwächer, dafür mit V8-Selbstzünder) auch. Plus: lange Service-Intervalle. Minus: nur zwei Jahre Garantie-ähnliche Gewährleistung, mäßig dichtes Werkstattnetz, hoher Wertverlust.
Technik
Serienausstattung
Extras
Offroad-Daten: Böschungswinkel v/h 25°/ 22,2°, Rampenwinkel 19,8°, Bodenfreiheit 221 mm, Wattiefe 500 mm