Test: Mercedes CLA 200 d Shooting Brake AMG Line

27. Februar 2020
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Tests

FAHRZEUGDATEN

Marke:Mercedes Benz
Klasse:Kombi
Antrieb:Vorderrad
Treibstoff:Diesel
Leistung:150 PS
Testverbrauch:5,4 l/100km
Modelljahr:2020
Grundpreis:45.606 Euro

Die Bezeichnung Shooting Brake holte Mercedes 2012 aus den Geschichtsbüchern, in früheren Zeiten bezeichnete man damit ­einen zweitürigen Kombi, meist auf Coupé-Basis – mit Freude erinnern wir uns etwa an Volvo P1800 ES, Lancia Beta HPE, MG B GT oder Reliant Scimitar. Als Basis für seine Interpretation nahm Daimler damals die zweite Generation des CLS, also des Viertür-Coupés auf E-Klasse-Plattform. Drei Jahre später und eine gute Schuhnummer ­kleiner dann der Zweitschlag: Von der ersten CLA-Generation wurde ebenfalls eine Shooting ­Brake- Version realisiert.

Jetzt steht dessen Nachfolger parat, und gegen die schnittige Neuauflage X118 wirkt das Design des Vorgängers X117 im direkten Vergleich fast ein bisserl patschert. Formal hat sich wenig getan: Das Grund­volumen des Kofferraums blieb gleich, das Gepäckabteil wurde jedoch deutlich breiter – das gilt auch für die Öffnung, die die elektrische Heckklappe freigibt. Allerdings stieg die Höhe der Ladekante um satte sechs Zentime­ter, sehen wir es positiv im ­Sinne der Karosserie-Steifigkeit.

Beim Passagier-Platzangebot tat sich im Grunde nichts, der CLA Shooting Brake ist also innen nach wie vor knapp geschnitten, vor allem im Fond. Man ahnt es schon beim mühsamen Einstieg über die kleinen Türen – doch das kennt man ­bereits von der Ausgangs-Basis, ­also dem „normalen“ CLA.

Der Shooting Brake-Aufschlag ist je nach gewählter Motorisierung unterschiedlich, beim getesteten mittleren Diesel beträgt er 1080 Euro. Der moderne Vollalu-Motor mit zwei Liter Hubraum und 150 PS stellt übrigens eine gute Wahl dar, er ist kultiviert sowie ausreichend bullig – und wirklich sparsam. Dazu glänzt der 200 d in Sachen Abgase als Musterschüler. 

Kann der Rucksack-CLA ein Konkurrent zum größeren Kombi-Bruder C-Klasse T-Modell sein? Attraktiver ist er jedenfalls nicht nur optisch, sondern auch preislich – die Differenz beträgt satte 3330 Euro. Doch wer öfters mit großem Gepäck oder erwachsenen Fond-Passagieren fährt, sollte sich den Lader auf A-Klasse-Basis verkneifen. 

Vielmehr ist der ­Shooting Brake ein Lifestyle-Produkt – und weil es vom aktuellen CLS ­keinen „Kombi“ mehr gibt, auch ir­­gend­wie konkurrenzlos. 

Wäre da nicht ein ähnlich ge­­­arteter Konkurrent: der Kia ProCeed. Bei Premi­um-Kunden mag diese Alternative Naserümpfen auslösen, ­dazu ist der Koreaner vom Basis-Tarif her nicht viel billiger – doch angesichts der weitaus besseren Serienausstattung und der Siebenjahres-Garantie könnte man durchaus einen Seitenblick zum Fernost-Wagen ­wagen. 

Motor & Getriebe – Der Zweiliter-Diesel agiert nach dem Kaltlauf kultiviert und ­bietet genug Punch in fast allen Lebenslagen. Das Doppelkupplungs-Getriebe schaltet flott und weich und ist um tiefe Touren bemüht, die Feinfühligkeit beim Rangieren passt ebenfalls.

Fahrwerk & Traktion – Auch mit dem bei der AMG Line obligaten Sportfahrwerk nicht unkomfortabel, dabei agil und sicher in flotten Kurven – ohne ­Tücken beim Gaswegnehmen. Die feinfühlig-exakte Lenkung könnte einen Tick direkter sein. Bremsen auf Sportwagen-Niveau, selten Traktions-Probleme. 

Cockpit & Bedienung – Gute Sitzposition auf den vielfach justierbaren Sportmöbeln, der enge Schnitt im Schulterbereich und die mühsame manuelle Verstellung stören freilich. Nach etwas Eingewöhnung klappt die Bedienung inklusive Multimediasystem gut (auch dank 1A-Sprachsteuerung). Nicht sonderlich sinnvoll sind die kleinen Touchpads am Lenkrad, am zentralen Touchpad-Controller in der ­Mittelkonsole kommt man oft unabsichtlich an. Genug Ablagen. Minus: kleiner Kraftstoff-Tank, Sicht nach hinten schlecht (Rückfahrkamera immerhin ­Serie, Rundum-Kameras als Option).

Innen- & Kofferraum – Vorne genug Platz, im Fond spürbar enger – auch gelingt der Einstieg dorthin ob schmaler Türausschnitte nicht so easy. Grund­volumen des Kofferraums durchaus OK (Maximalwert ob elegantem Dachabschluss eher nicht), dazu breite Öffnung, aber hohe Ladekante. Keine Stufe nach Umlegen der 2:1:2-Fondlehnen. Zwei interessante Extras um jeweils 194 Euro: umlegbare Beifahrersitz-Lehne sowie das Laderaum-Paket mit Netzen, Wendematte und neigungsverstellbaren Fondlehnen. 

Dran & Drin – Als AMG Line mit sportlichem Optik-Aufputz innen wie außen sowie ausreichend Komfort-Features. Massig Extras, zum Teil in sinnvollen Paketen zusammengefasst. Sehr gute Material- und Verarbeitungsqualität. Allrad gegen 3420 Euro Aufpreis. Schwarz und gelb (!) sind die einzigen aufpreisfreien Farben.

Schutz & Sicherheit – Sieben Airbags serienmäßig, als Extra gibt es sogar Seitenpolster hinten. Einige Assistenzsysteme aufpreisfrei (in der Praxis ­agieren diese bisweilen übervorsichtig bzw. unharmonisch und sind eher mühsam zu deaktivieren), die restlichen Helferlein sind über die Extraliste dazukaufbar. 

Preis & Kosten – Der einzige echte Konkurrent, der etwas schwächere Kia ProCeed, ist mit optionaler Automatik nur 1250 Euro günstiger als der CLA im Basis-Trimm ohne AMG Line, aber deutlich besser bestückt. Benz-Plus: sehr günstiger Verbrauch. Jahresservice Pflicht, vermutlich gute Werthaltung, vier Jahre Garantie.

Die digitalen Instrumente kosten extra, erst dann spielt es das imposante und mittlerweile markentypische „Widescreen“-Cockpit.

[vc_row][vc_column][vc_column_text]Die Bezeichnung Shooting Brake holte Mercedes 2012 aus den Geschichtsbüchern, in früheren Zeiten bezeichnete man damit ­einen zweitürigen Kombi, meist auf Coupé-Basis – mit Freude erinnern wir uns etwa an Volvo P1800 ES, Lancia Beta HPE, MG B GT oder Reliant Scimitar. Als Basis für seine Interpretation nahm Daimler damals die zweite Generation des CLS, also des Viertür-Coupés auf E-Klasse-Plattform. Drei Jahre später und eine gute Schuhnummer ­kleiner dann der Zweitschlag: Von der ersten CLA-Generation wurde ebenfalls eine Shooting ­Brake- Version realisiert. Jetzt steht dessen Nachfolger parat, und gegen die schnittige Neuauflage X118 wirkt das Design des Vorgängers X117 im direkten Vergleich fast ein bisserl patschert. Formal hat sich wenig getan: Das Grund­volumen des Kofferraums blieb gleich, das Gepäckabteil wurde jedoch deutlich breiter – das gilt auch für die Öffnung, die die elektrische Heckklappe freigibt. Allerdings stieg die Höhe der Ladekante um satte sechs Zentime­ter, sehen wir es positiv im ­Sinne der Karosserie-Steifigkeit. Beim Passagier-Platzangebot tat sich im Grunde nichts, der CLA Shooting Brake ist also innen nach wie vor knapp geschnitten, vor allem im Fond. Man ahnt es schon beim mühsamen Einstieg über die kleinen Türen – doch das kennt man ­bereits von der Ausgangs-Basis, ­also dem „normalen“ CLA. Der Shooting Brake-Aufschlag ist je nach gewählter Motorisierung unterschiedlich, beim getesteten mittleren Diesel beträgt er 1080 Euro. Der moderne Vollalu-Motor mit zwei Liter Hubraum und 150 PS stellt übrigens eine gute Wahl dar, er ist kultiviert sowie ausreichend bullig – und wirklich sparsam. Dazu glänzt der 200 d in Sachen Abgase als Musterschüler.  Kann der Rucksack-CLA ein Konkurrent zum größeren Kombi-Bruder C-Klasse T-Modell sein? Attraktiver ist er jedenfalls nicht nur optisch, sondern auch preislich – die Differenz beträgt satte 3330 Euro. Doch wer öfters mit großem Gepäck oder erwachsenen Fond-Passagieren fährt, sollte sich den Lader auf A-Klasse-Basis verkneifen.  Vielmehr ist der ­Shooting Brake ein Lifestyle-Produkt – und weil es vom aktuellen CLS ­keinen „Kombi“ mehr gibt, auch ir­­gend­wie konkurrenzlos.  Wäre da nicht ein ähnlich ge­­­arteter Konkurrent: der Kia ProCeed. Bei Premi­um-Kunden mag diese Alternative Naserümpfen auslösen, ­dazu ist der Koreaner vom Basis-Tarif her nicht viel billiger – doch angesichts der weitaus besseren Serienausstattung und der Siebenjahres-Garantie könnte man durchaus einen Seitenblick zum Fernost-Wagen ­wagen. [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width="1/2" css=".vc_custom_1446571503268{padding-top: 5px !important;}"][vc_column_text el_class="testkategorien"]Motor & Getriebe - Der Zweiliter-Diesel agiert nach dem Kaltlauf kultiviert und ­bietet genug Punch in fast allen Lebenslagen. Das Doppelkupplungs-Getriebe schaltet flott und weich und ist um tiefe Touren bemüht, die Feinfühligkeit beim Rangieren passt ebenfalls. Fahrwerk & Traktion - Auch mit dem bei der AMG Line obligaten Sportfahrwerk nicht unkomfortabel, dabei agil und sicher in flotten Kurven – ohne ­Tücken beim Gaswegnehmen. Die feinfühlig-exakte Lenkung könnte einen Tick direkter sein. Bremsen auf Sportwagen-Niveau, selten Traktions-Probleme.  Cockpit & Bedienung - Gute Sitzposition auf den vielfach justierbaren Sportmöbeln, der enge Schnitt im Schulterbereich und die mühsame manuelle Verstellung stören freilich. Nach etwas Eingewöhnung klappt die Bedienung inklusive Multimediasystem gut (auch dank 1A-Sprachsteuerung). Nicht sonderlich sinnvoll sind die kleinen Touchpads am Lenkrad, am zentralen Touchpad-Controller in der ­Mittelkonsole kommt man oft unabsichtlich an. Genug Ablagen. Minus:…

6.6

FAZIT

Elegante Alternative für alle Solventen, die beim Thema Kompakt-Kombi nicht primär an Familie und Transport denken.

Motor & Getriebe
Fahrwerk & Traktion
Cockpit & Bedienung
Innen- & Kofferraum
Dran & Drin
Schutz & Sicherheit
Preis & Kosten
User-Wertung : Keine Bewertungen bisher!
7

R4, 16V, Turbo, 1950 ccm, 150 PS (110 kW) bei 3400–4400/min, max. Drehmoment 320 Nm bei 1400–3200/min, Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, Vorderradantrieb, Scheibenbremsen v/h (v bel.), L/B/H 4688/1830/1442 mm, Radstand 2729 mm, 5 Sitze, Wendekreis 11,1 m, Reifendimension 225/45 R 18 (Testwagen-Bereifung Continental Winter Contact TS850P), Tankinhalt 43 l (AdBlue: 24 l), Reichweite 800 km, Kofferraumvolumen 495–1360 l, Leergewicht 1495 kg, zul. Gesamtgewicht 2120 kg, max. Anh.-Last 1600 kg, 0–100 km/h 8,4 sec, Spitze 221 km/h, Steuer (jährl.) € 649,44, Werkstätten in Österreich 92, Service alle 25.000 km (mind. 1x/Jahr), WLTP-Normverbrauch (kombiniert) 5,2 l, Testverbrauch 5,4 l Diesel, CO2 (Norm/Test) 135/142 g/km

Sieben Airbags inkl., Fahrerknie-Airbag, aktiver Spurhalte-Assistent, Verkehrszeichen-Erkennung, Licht- und Regensensor, Multifunktions-Sportlederlenkrad, Klimaautomatik, LED-Scheinwerfer, Sportfahrwerk,  Direktlenkung, Touchscreen-Radio mit USB-C-Slots, Bluetooth für Telefon und Audio, Wifi-Hotspot, Teilleder-Sportsitze, Aluräder 18 Zoll, E-Heckklappe, Rückfahrkamera etc.

Fond-Seitenairbags € 488,–, Toterwinkel-Warner € 588,–, Headup-Display € 1294,–, Fahrerassistenz-Paket (Radar-Tempomat, strecken­basierte Tempoanpassung, aktiver Ausweich-, Spur­wechsel-, und Notbremsassistent etc.) € 1969,–, Advantage-Paket (Navigation, 10,25 Zoll-Display, Park-Assistent, el. klappb. Außenspiegel, autom. abblend. Spiegel) € 2006,–, Premium-Paket (Ad­­van­tage-Paket plus digitale Instrumente, Keyless-Go, HiFi-Sound, Sitzheizung v etc.) € 4338,– Lenkrad-Heizung € 206,–, Navigation ab € 719,–, An­droid Audi & Apple CarPlay € 394,–, Matrix-LED-Scheinwerfer € 550,–, Lederausstattung € 1306,–,  Keyless-Go inkl. Sensor-Heckklappe € 975,–, adapti­ves Fahrwerk € 1294,–, Einpark-Automatik € 775,–, E-Panorama-Schiebedach € 1225,–, Fernlicht-Automatik € 238,–, digitale Instrumente € 588,–, Sitzheizung v € 375,– (inkl. Lüftung € 781,–), E-Fahrersitz mit Memory € 450,– (inkl. E-Beifahrersitz € 819,–), Multikontursitze v € 769,–, DAB-Tuner € 263,–, HiFi-Sound ab € 325,–, Metallic-Lack ab € 975,–, 19 Zoll-Aluräder ab € 781,– etc.