Das Thema Elektroauto polarisiert – immer noch geistern falsche Meinungen oder Halbwissen durch Stammtisch-Runden und Internet-Foren.
Wir klären auf, wie die Fakten dazu wirklich aussehen.
“Aus einem verunfallten Elektroauto kann die Feuerwehr niemanden befreien“
Nicht wahr. Allerdings kann es bei einem schweren Unfall dazu kommen, dass gequetschte oder freiliegende Kabel die Karosserie unter Hochspannung setzen – dann besteht für einen zu Hilfe Eilenden bei Berührung des Fahrzeugs die Gefahr eines schweren Stromschlags.
Einsatzkräfte wie etwa Feuerwehr, Rettung etc. werden geschult, um zu erkennen, ob das verunfallte E-Auto unter Strom steht. Und sie lernen auch, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Dennoch: Für ungeschulte Helfer besteht das Risiko, sich zu elektrisieren.
„Elektroautos fangen leicht Feuer oder explodieren sogar“
Nicht mehr als andere. Sowohl bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor als auch bei E-Autos können ein Unfall oder ein technischer Defekt zu einem Brand führen. Die Autohersteller ergreifen, wenn auch nicht nur aus Nächstenliebe, eine Vielzahl von Maßnahmen, um Explosions- und Feuergefahr weitestgehend zu minimieren.
„Elektroautos sind supersauber“
Sind sie eigentlich nicht. Batterie-Erzeugung und -Entsorgung, Stromherkunft, Bremsstaub und Reifenabrieb sind in der Gesamt-Ökobilanz von Elektroautos mitzuberücksichtigen. Über die tatsächlichen Verhältnisse im Vergleich zu Verbrennern sind Experten noch immer am Rechnen und Diskutieren. Tatsache ist, dass das Elektroauto lokal keine Abgase produziert, allerdings: Die Erzeugung des für den Antrieb verwendeten Stroms verursacht sehr wohl schädliche Abgasemissionen, kommt er aus nicht erneuerbaren Energieträgern. Dafür entscheidend ist der Strom-Mix, der der getankten Energie zugrunde liegt.
„Wer im Elektroauto mit Heizung oder Klima-anlage fährt, reduziert die Reichweite“
Leider wahr. Sowohl Heizung als auch Klimaanlage brauchen für den Betrieb Strom. Das Problem der energiefressenden Klimaanlage haben Verbrenner auch, Heizen mit Strom ist aber ein exklusives Elektroauto-Problem, da beim herkömmlichen Motor ohnedies Wärme als Abfallprodukt der Verbrennung anfällt.
„Ein Elektroauto braucht viel Strom“
Stimmt. Die Kosten für den hohen Strombedarf des Elektroautos sind aktuell aber immer noch weit günstiger als jene für Benzin und Diesel. Bei einem Leistungsanspruch von 15 Kilowatt (entspricht in etwa einer Konstant-Fahrt mit 100 km/h) kostet der Strom für 100 Kilometer rund drei Euro.
Sechs Liter Benzin, die man mit einem Benziner unter den gleichen Bedingungen in etwa benötigen würde, kosten dagegen aktuell an den heimischen Tankstellen sieben Euro, also mehr als das Doppelte.
Berücksichtigt man auch alle anderen Kosten rund ums Auto, also zum Beispiel Anschaffung, Service, Versicherung etc., dann ist das E-Auto je nach Fahrprofil (siehe Heft 12/ 2017) gleich kostenintensiv wie ein Verbrenner.
„Elektroautos sind gefährlich, weil sie fast lautlos fahren“
Im Prinzip ja. Jedes weitgehend lautlose Fahrzeug, etwa auch ein Fahrrad, hat ein Manko. Besonders problematisch für Menschen mit Sehbehinderung, die noch mehr auf ihr Gehör angewiesen sind. Einige Hersteller reagieren darauf bereits, indem sie die Fahrzeuge mit einer künstlichen Geräuschkulisse ausstatten, und die EU-Kommission arbeitet an einer passenden Vorschrift dazu.
Wer auf der Straße mit Kopfhörern im Ohr und den Augen auf dem Smartphone unterwegs ist, gefährdet sich aber auch ohne geräuschlose E-Autos.
„Die Batterien eines Elektroautos halten nicht lange und verlieren rasch an Leistung“
Falsch. Keine Batterie verfügt zwar über unbegrenzte Lebensdauer oder Leistungsabgabe – wie auch ein Verbrennungsmotor verschleißt und nicht ewig hält. Für die Akkus eines heutigen Elektroautos wird geschätzt, dass sie ab etwa 100.000 Kilometern nachlassen und theoretisch getauscht werden müssten.
Entscheidend ist vor allem die Anzahl der Ladezyklen. Speziell die Verwendung von Schnellladestationen setzt die Lebensdauer des Akkus stark herab. Entsprechende Garantien der Hersteller decken ein Versagen des Akkus vor Erreichen der erwarteten Lebensdauer in der Regel ab.
Wie lange Batterien von Elektroautos halten, hängt vor allem von der Anzahl der Schnell-Ladezyklen ab.
Dokumentation: Stefan Pabeschitz, Georg Koman, Günther Effenberger, Johann Spreitzer Fotos: Werk
Weuzi
( 13. März 2018 )
Zum Thema Bergung nach Unfall: hier werden nur externe Retter betrachtet. Was ist, wenn die Insassen glücklicherweise unverletzt oder nur leicht verletzt sind – die sollten sich dann, um einem Stromschlag zu entgehen, besser nicht selbst befreien? Ob man da im Schock und in der Panik nicht falsch reagiert und darauf vergisst? Oder gibt es wie bei Rennautos einen Zentralschalter zur Batterie, auf den man sich auch verlassen kann?
Mozl
( 14. März 2018 )
Abgesehen davon, dass ich die Verwendung des Begriffs “supersauber” in einer Aufstellung über Fakten etwas fragwürdig finde (gibt es auch superdreckige Verbrenner?) darf ich zum Heizthema anmerken, dass mehrere Hersteller bereits Wärmepumpen anbieten. Dadurch wird die Reichweite nicht so stark eingeschränkt wie bei rein elektrischer Beheizung. Einer davon ist BMW, der für dieses sinnvolle Extra selbstverständlich einen unverschämt hohen Aufpreis verlangt.
Hans
( 14. März 2018 )
Na bestens. Da hast einen Unfall, bist froh, dass du einigermaßen glimpflich davongekommen bist und beim Aussteigen (oder Rausklettern) aus der Kiste wirst du gegrillt. 😉
Oder du willst bei einem Unfall helfen und – bzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz…
MfGJ
Mozl
( 15. März 2018 )
Hallo Johann, mach dir bitte keine Sorgen. Elektroautos verfügen über technische Einrichtungen, die nach einem Unfall das Hochvoltsystem deaktivieren. Ebenso müssen Elektroautos, so wie alle anderen Autos auch, Crashtests absolvieren.
Hans
( 15. März 2018 )
Hallo Mozl, weiter oben liest sich das aber etwas anders. Aber Stand jetzt kommt ein Elektroauto für mich eh ned in Frage (Reichweite, Ladezeiten, ganz zu schweigen von der Tatsache, dass man bei manchen Herstellen den Tank mieten muss).
MfGJ
Der Schwedenkönig
( 21. März 2018 )
Die Aussage, daß die Akkus erst ab KM 100.000 nachlassen, verblüfft mich, weil die Erfahrung mit aufladbaren Batterien aller Art was anderes zeigt:
Handy, Laptop, Akkuschrauber, RC-Modell, Taschenlampe, etc. sind nie wieder so gut wie am ersten Tag, sondern verlieren im Lauf ihres Lebens ständig an Speicherkapazität und Leistungsvermögen.