Diesel plus Automatik, verfeinerte Ausstattung: gelifteter Chrysler Voyager
Reisen ohne Schalten
Zwei Jahre vor dem Start des ganz neuen Voyager spendierte Chrysler dem Vater aller Vans noch einmal ein Facelift. Optisch eigentlich nur an der geänderten Front erkennbar, die den dicken Familien-Lader mittels großem Lufteinlass-Maul und untenrum zart geschwungenen Scheinwerfer-Einheiten geschickt an die aktuelle Design-Linie des Hauses anpasst. Neue, nun mehr runde Nebelscheinwerfer komplettieren die sichtbaren Modifikationen.
Technisch tat sich mehr: Der 2,5-Liter-Turbodiesel wurde auf 2,8 Liter Hubraum aufgebohrt. Lohn der Mühe: sieben Mehr-PS (jetzt 150), 360 statt 320 Newtonmeter Drehmoment sowie ein wesentlich verkleinertes Turboloch. Und für Freunde des American Way of Drive gibt es nun endlich die Kombination Diesel und Automatik – obwohl es sich bei letzterer um ein etwas antiquiertes Viergang-Exemplar handelt. Kopfairbag-Vorhänge und ein Luftsack fürs Fahrerknie gehören jetzt zum Serienumfang, Navigationssystem und DVD-Anlage veredeln auf Wunsch die eine oder andere Reise.
Schade nur, dass die größte Neuerung – in den Fahrzeugboden versenkbare Sitze – US-Kunden vorbehalten bleibt. Die 64-Kilo-Fondbank muss man also immer noch durch die Gegend wuchten. Im von uns getesteten Topmodell Executive” wird einem diese Schwerarbeit wenigstens mit 511 Euro Preisabschlag versüßt. Serienmäßig reist man nämlich mit sechs Einzelsitzen.
Durchaus elegantes, aber nicht ganz übersichtliches Voyager-“Executive”-Cockpit
Fahren & Fühlen
Der leistungsgesteigerte Commonrail-Diesel brummt höchstens im Kaltlauf vernehmbar, die Vorglüh-Zeit wurde aufs Minimum gesenkt. Angenehm kleines Turboloch, satter Durchzug. Die Viergang-Automatik schaltet ruckfrei, aber einigermaßen träge. Präzise, leichtgängige Lenkung. Trotz einfacher Fahrwerks-Konstruktion guter Komfort und agiles Handling, bei flotter Fahrt deutliches Untersteuern. Gut dosierbare, wirkungsvolle Bremsen, geringe Wind- und Abroll-Geräusche, wuchtig-bequeme, einfach verstellbare Vordersitze.
Platz & Nutz
Bei serienmäßiger Sechs-Sitz-Anordnung in allen Reihen extrem großzügige Platzverhältnisse. Der glattflächige Laderaum setzt mit einem Maximal-Volumen von 4680 Liter nach wie vor Maßstäbe. Transport-Plus: weit aufschwingendes Heck-Tor (beim “Executive” elektrisch), niedrige Ladekante. Variabilität: Sitze ab Reihe zwei verstell-, vorklapp- oder entfernbar. Dank großer Schiebetüren angenehmer Zustieg auch in die dritte Reihe. Gelungen: gute Rundum- und Übersicht nach hinten, große Außenspiegel. Unpraktisch: eigenes Schloss für den Tankdeckel, gewichtige Fond-Bank (falls bestellt), Gebläse in unterster Stufe zu stark, mittlere Belüftungsdüse nicht abschaltbar, verzögert ansprechende Lichthupe, kurze Gurte in dritter Reihe.
Dran & Drin
Die “Executive”-Ausstattung: Lederpolsterung, Klimaautomatik, FB-Zentralsperre, E-Fensterheber, beheiz- und anklappbare E-Außenspiegel, el. öffnende/schließende Heckklappe und Schiebetüren, Fahrersitz el. verstellbar, Sitzheizung vorne, sechs klapp- und ausbaubare Einzelsitze, Soundsystem inkl. 10 LS, CD-Wechsler, Tempomat, Bordcomputer, Alarmanlage, verchromte Alufelgen, Nebelscheinwerfer, Dachreling, dunkel getönte Fondscheiben etc. Extra: Einparkhilfe h, DVD-System, Standheizung, Metallic-Lack. Nicht mit Schaltgetriebe erhältlich. Durchschnittliche Verarbeitung, robuste Materialien.
Sicher & Grün
Die Safety-Beigaben: adaptive Front-Airbags, Seitenairbags vorne, durchgehende Kopfairbags, Knieairbag für den Fahrer, ABS, Isofix, Dreipunktgurte (vorne mit Straffern und Gurtkraftbegrenzern) und Kopfstützen für alle Sitzplätze – vorne bis zu einer Körpergröße von 1,85 Meter, in den hinteren Reihen bis 1,80 einstellbar. Nicht erhältlich: ESP. Keine Umwelt-Patzer, erträglicher Verbrauch.
Preis & Wert
Als “Executive” teuerster Diesel-Van Österreichs, sogar Mercedes Viano 2,2 CDI und Renault Espace 3,0 dCi V6 sind günstiger – da kann selbst die Top-Ausstattung des Chrysler Voyager nicht mehr viel retten. Zwei Jahre Fahrzeug- und Mobilitäts-Garantie, sieben Jahre Anti-Rost-Garantie. Ölwechsel alle 20.000, Service alle 40.000 Kilometer. Minus: dünnes Werkstatt-Netz, unterdurchschnittliche Werthaltung.
F A Z I T
Chrysler Grand Voyager “Executive”: schiere Größe und überbordende Ausstattung – zum hohen Preis.
TECHNIK:
R4, 16V, Turbo, 2776 ccm, 110 kW (150 PS) bei 3800/min, max. Drehmoment 360 Nm bei 1800/min, Viergang-Automatik, Vorderradantrieb, vorne: McPherson-Federbeine mit Gasdruck-Stoßdämpfern, Querstabilisator, hinten: Starrachse, Blattfedern, Panhardstab, Scheibenbremsen v/h (v bel.), ABS, L/B/H 5094/1997/1803 mm, Radstand 3030 mm, 6 Sitze, Wendekreis 12,0 m, Servo, Reifendimension 215/65 R 16, Tankinhalt 75 l, Reichweite (bis Tankreserve) 680 km, Kofferraumvolumen 440-4680 l, Leergewicht 1950 kg, zul. Gesamtgewicht 2525 kg, max. Anh.-Last 1600 kg, 0-100 km/h ca. 12 sec, Spitze 182 km/h, Steuer (jährl.) EUR 567,60, Normverbrauch (Stadt/außerorts/Mix) 11,5/ 6,7/8,5 l, Testverbrauch 9,9 l Diesel
Basis-Preis: EUR 51.890,-
Fotos: Len Vincent “