Es ist ein Irrglaube, dass Schmutz ein Auto konserviert. Aber er kaschiert wunderbar kleine Fehler des Blechkleids – und auch größere. Entsprechend lang waren die Gesichter, nachdem der Audi aus der Waschstraße kam: Ein Kotflügel hatte eine unschöne Delle, die Motorhaube war großflächig verbeult. „Kein Problem“, meint Karosserie-Profi Jasmin Lonic, „das schneiden wir einfach auf.“ Wie bitte? Schneiden? Der Dellendrücker geht clever vor: Die Verstrebungen der Motorhaube sind verbogen und ziehen das Deckblech nach unten. Da beide nur mit Klebstoff verbunden sind, hüpft die Außenhaut fast von selbst wieder in Form, sobald Lonic diesen einfach aufschneidet. Die Tätigkeiten gehen jetzt erst los:
- „Im Gegenlicht erkennt man erst das wahre Ausmaß“, erzählt Lonic, während er mit einem LED-Strahler alle Unebenheiten offenlegt.
- „Es ist ein Spiel mit Schatten und viel Gefühl“ – und Letzteres beweist er gleich mehrmals. Abdrücke der Streben werden mit maximal 100 Gramm leichten Hämmern ausgeklopft.
- Und kleine fiese Dellen mit gebogenen Bügeln in unterschiedlichsten Größen ausgedrückt
- Schadhafte Stellen auf den Sicken sind aufwändiger zu beheben: „Durch die Form ist in diesen Bereichen die doppelte Spannung drin.“
- Immer wieder bearbeitet der Wiener das Blech von beiden Seiten.
- Zum Schluss müssen die Streben der Motorhaube wieder in die Urform zurückgeklopft werden.
- Knapp ein Zentimeter liegt zwischen ihnen und der ausgerichteten Außenhaut – um genau so viel war auch das Blech verbeult
- Die kleine Delle auf dem rechten Kotflügel ist nur eine Fingerübung, und zum Schluss entdeckt Lonic noch eine Delle auf dem Kotflügel
- Wie drückt man die heraus? Gar nicht! Man zieht. Hierfür klebt man einen „Klip“ auf die schadhafte Stelle und zieht sie mit einem Stempel wieder in Form.
- „Ich bin selber manchmal überrascht, was die Lacke so aushalten“, so Lonic weiter, wobei man bei Old- und Youngtimern vorsichtiger arbeiten muss. „Daher wärme ich das Blech mit einem Föhn vor.“