Die Göttin” war der Kosename des legendären DS. Citroëns neue Grand Dame heißt C5, von einem Musen-Kuss für die Designer ist hier jedoch nichts zu sehen. Ob man sonst noch was missen muss bei der frischen “Miss Frankreich”, klärt dieser Test.
Neues Citroën-Topmodell mit dem stärkeren der beiden Common-Rail-Diesel: C5 2,2 HDI
Über das verblüffend zurückhaltende, um nicht zu sagen verwechselbare Styling des neuen Citroën C5 ist schon genug geschrieben worden. Zu einer Design-Finesse darf man den Franzosen trotzdem gratulieren: Sie haben das Fünftür-Konzept optisch perfekt kaschiert, der Wagen sieht aus wie eine Stufenheck-Limousine. Wahrscheinlich hat man auch deshalb den praktischen Heckscheibenwischer in die Aufpreisliste verbannt, um ja kein verräterisches Detail zu liefern.
Aber es sind ja nicht nur die fünf Türen, derentwegen große Franzosen à la Safrane oder XM in der Vergangenheit (Flagg-) Schiffbruch erlitten haben. Auch die übertriebene Weichheit im Handling gefiel nicht allen, und über die Zuverlässigkeits-Mankos ärgerten sich selbst eingefleischte Frankophile.
Die will man bei Citroën jetzt wieder zurück gewinnen – und wenn´s geht, natürlich noch solche Kunden, die mal französisch fremd gehen wollen. Dazu soll ein Fahrverhalten verhelfen, das sowohl Kuschel- als auch Kurven-Fans befriedigt. Hydractive 3 nennt sich die wichtigste Zutat im C5, die marken-typisch hydraulische Federung arbeitet jetzt noch rascher, aber auch komplexer. Trotzdem ist sie angeblich in den ersten fünf Jahren beziehungsweise über 200.000 Kilometer absolut wartungsfrei.
Je nach Fahrstil und Straßen-Beschaffenheit wählt das System automatisch eine entsprechende Feder-Kennung und variiert die Bodenfreiheit. So registrieren etwa Sensoren am Querstabilisator, ob man auf einem Feldweg unterwegs ist – wenn ja, hebt sich die Karosserie um vier Zentimeter. Umgekehrt senkt sich der Wagen bei höherem Tempo zwecks Verbesserung von Stabilität und Windschlüpfigkeit automatisch um 15 Millimeter ab.
In der Praxis kriegt man von der vielen Technik wenig mit, außer vielleicht, dass das lästige Auf- und Abpumpen der Vorgänger-Modelle endlich passé ist. Allerdings merkt man auch dann nichts, wenn man die Sport-Taste in der Mittelkonsole drückt – obwohl das Fahrwerk da die dynamische Kennung rascher aktivieren sollte.
Trotz komfortabler Federung fühlt sich der C5 gar nicht schwammig an, und dennoch: Im Vergleich zum direkt-straffen Feeling eines Mondeo oder Passat meint man sich im Citroën doch etwas von der Fahrbahn entkoppelt. Und ob dieser Schwebe-Effekt Liebhaber deutscher Abstimmungs-Philosophie tatsächlich begeistern kann, ist fraglich.
Das Ködern von Fremd-Kunden müsste jedoch gut klappen, wenn man die Aufmerksamkeit auf die inneren C5-Werte lenkt. Neben dem kultivierten und sparsamen HDI-Diesel gefallen vor allem das feine Passagier-Platzangebot und die Vielzahl an intelligenten Details – vielleicht sogar so sehr, dass selbst standhafte Franzosen-Verächter diese unscheinbare Grande Dame zu ihrer persönlichen Miss küren.
Groß genug, optimal zu nutzen, einfach zu befüllen: C5-Kofferraum
TECHNIK
Citroën C5 2,2 HDI 16V SX
4-Zylinder-Reihe, 4-Ventil-Technik, Turbo, 2179 ccm, 98 kW (133 PS) bei 4000/min, max. Drehmoment 314 Nm bei 2000/min, Fünfgang-Getriebe, Vorderradantrieb, vorne: Dreiecksquerlenker, McPherson-Federbeine, hinten: Längslenker, vorne und hinten: Stabilisator, hydropneumat. Federung mit autom. Niveauregulierung, Scheibenbremsen v/h (v bel.), ABS, L/B/H 4618/1770/1476 mm, Radstand 2750 mm, 5 Sitze, Wendekreis 12,5 m, Servo, Reifendimension 205/65 R 15, Tankinhalt 68 l, Reichweite (bis Tankreserve) ca. 835 km, Kofferraumvolumen 456-1310 l, Leergewicht 1485 kg, zul. Gesamtgewicht 1985 kg, 0-100 km/h 10,9 sec, 60-100 km/h (im 4. Gang) 8,9 sec, Spitze 205 km/h, CO2-Emission 168 g/km, Normverbrauch (Stadt/außerorts/Mix) 8,8/4,9/6,4 l, Testverbrauch 7,3 l Diesel
Preis: S 384.900,-
Serienausstattung: Fahrer- und Beifahrer-Airbag, Seitenairbags v, Kopfairbags v/h, ASR, ABS, Bremsassistent, fünf Dreipunktgurte, fünf verstellbare Kopfstützen, autom. Scheinwerfer-Aktivierung, Isofix-Halterungen, Klimaautom., FB-Zentralsperre, vier E-Fensterheber, beheizbare E-Außenspiegel, höhen- u. längsverstellb. Volant, höhenverstellb. Vordersitze, Fondbank 2:1 vorklappbar, Ski-Durchreiche, CD-Radio mit 6 LS u. Lenkrad-FB, Telefonvorbereitung, Regensensor, Bordcomputer, Heckjalousie, Mittelarmlehne v/h, Nebelscheinwerfer, Tempomat, Alufelgen etc.
Extras: Heckscheibenwischer S 2037,-, E-Schiebedach S 12.224,-, Navigationssystem ab S 20.374,-, Reifendruck-Kontrollsyst. S 2037,-, Metallic-Lack S 6010,-, Schwarz-Lack S 3056,-, Sitzheizung v plus Scheinwerfer-Waschanlage S 5093,-, Xenon-Scheinwerfer S 11.716,-, Elektrik-Paket (elektr. verstellbare Vordersitze, Einparkhilfe, elektr. einklappbare Außenspiegel etc.) S 16.299,-, Exclusive-Paket (Xenon-Scheinwerfer, Leder-Lenkrad, Holz-Dekor, Alarmanlage, Reifendruck-Kontrollsystem, elektr. verstellb. Vordersitze mit Kreuzstütze etc.) S 25.000,-
FAHREN & FÜHLEN
Nach kurzem Vorglühen springt der Common-Rail-Diesel prompt an, nach einem Mini-Turboloch (bis 1800 Touren) zieht er kraftvoll-gleichmäßig durch und läuft stets ausgesprochen kultiviert. Reise-Plus: wenig störende Geräusche & 1A-Geradeauslauf auf der Autobahn. Die Lenkung übers großes Volant: nicht übertrieben direkt, etwas unpräzise um die Mitte, keine Antriebseinflüsse. Schaltung: leichtgängig & exakt. Die Bremsen können nur beim Dosieren (Gummiball-Gefühl) nicht ganz überzeugen, kräftig und fading-immun sind sie. Das Hydractive-3-Fahrwerk passt sich in Härte und Bodenfreiheit selbständig den Fahr(bahn)bedingungen an, lange Wellen werden perfekt, kurze Stöße passabel pariert. In der Kurve deutlich untersteuernd und nur leicht lastwechsel-anfällig, gute Traktion. Die Vordersitze: groß genug, dank rutschfestem Bezug befriedigender Seitenhalt, einfache Verstellung, die weiche Polsterung ist aber nicht sehr rücken-schonend auf Langstrecken (keine Kreuzstütze beim SX).
PLATZ & NUTZ
Bis auf die Fond-Kniefreiheit bei allen Innenmaßen Mittelklassen-Primus. Kofferraum ausreichend üppig, optimal zu nutzen, über niedrige Ladekante und große Fließheck-Klappe leicht zu befüllen sowie mit Verzurrösen und Gepäcknetz bestückt. Erweiterung über Ski-Durchreiche oder 2:1-Umlege-Sitze. Rangier-Minus: großer Wendekreis, hinteres Karosserie-Ende nur zu erahnen. Praxis-Ärgernisse: unpraktische Türöffner innen, überladene Lenkstockhebel, Tank extra mit Schlüssel zu sperren. Schlau: alle Fensterheber mit One-Touch, Lenkrad in Höhe und Reichweite verstellbar, Black-Panel-Funktion zum Wegschalten irritierender Instrumenten-Leuchten bei Nachtfahrt, kühlbares Handschuhfach, viele Ablagen, Fernbedienung steuert auch Fenster, getrennte Klima-Regelung für links/rechts, intelligenter Regensensor (schließt auch Fenster und Schiebedach), automatische Scheinwerfer.
DRAN & DRIN
Als SX schon fein ausgerüstet (siehe Liste auf Seite 57), z. B. mit Klimaautomatik, Tempomat und CD-Radio mit Lenkrad-FB. Genug Extra-Auswahl inklusive Tiptronic-Automatik, attraktiv ist das “Exklusive”-Paket um 25 Tausender. Nicht durchwegs hochwertige Materialien, Plüsch-Sitzbezüge wenig strapazfähig (Leder erst ab Exclusive möglich), Verarbeitung bis auf gelegentliches Hutablagen-Scheppern OK, braves Styling.
Plüschig-weiche Sitze, braves Styling, teilweise harte Kunststoffe: C5 innen
SICHER & GRÜN
Serie: Front- (adaptiv) und Seitenairbags vorne, Kopfairbag-Vorhang für vorne und hinten, ABS mit Bremsassistent (samt Warnblink-Aktivierung), ASR, Isofix, fünf Dreipunktgurte mit Kraftbegrenzern (vorne auch mit Strammern), fünf Kopfstützen (lassen sich vorne bis 1,90 m einstellen, hinten bis 1,75 m), Isofix-Halterungen. ESP noch nicht erhältlich, gegen Aufgeld gibt´s aber eine automatische Reifendruck-Kontrolle. Grün-Bilanz: nicht alle Lackschichten auf Wasserbasis, umwelt- und gesundheits-schonender Partikelfilter, sparsamer Verbrauch.
PREIS & WERT
Teurer als unmittelbare Konkurrenten wie Mondeo, Passat, Laguna, Vectra oder 406, jedoch zumeist besser ausgestattet und/oder etwas PS-stärker. Die einjährige Garantie inklusive Mobilität lässt sich gegen Aufpreis auf drei Jahre verlängern, das Antirost-Versprechen hält zwölf Jahre. Bei Zuverlässigkeit & Werthaltung hoffentlich besser als die Vorgänger Xantia und XM. Über hundert Marken-Stützpunkte, Service und Ölwechsel alle 20.000 km.
ALLES-AUTO-TESTURTEIL:
Eine Reise-Limousine für Genießer: leise, komfortabel, geräumig und sparsam.”