Der Duft des Eigenlobs

28. Dezember 2023
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Alles Klartext

Lesen ist vielleicht nicht Frau Ministerin Ge­­wesslers Stärke. Besonders die Lektüre der Fakten, die ihr eigenes Umweltbundesamt veröffentlicht, scheint der Grün-Politikerin nicht zu liegen. Das bewies sie schon letztes Jahr im ALLES AUTO-Interview, in dem sie serienweise Falsch­darstel­lungen anbrachte – die meisten davon ließen sich mit den Angaben besagter Institution leicht widerlegen.

Wem so ein Fauxpas nicht peinlich ist, der lernt auch nichts daraus. Kürzlich lobte sich die Herrin über das Klimaressort unverblümt für den Rückgang der Kohlendioxid-Emis­sio­nen im vergangenen Jahr: Nur dank ihren famosen Einführungen wie Klimaticket, CO2-Bepreisung und E-Mobilitäts-Förderung wäre der demnach zustandegekommen – sagt, bin ich nicht der reinste Öko-Wunderwuzzi? Eher nicht. Vielleicht hätte sie auch in diesem Fall nach der Überschrift noch weiterlesen sollen. Darunter steht in ihrem haus­eigenen Bericht nämlich, dass über 40 Prozent der Reduzierung auf die Produktio­ns­-Drosselung von OMV und VOEST fallen – des Raffinerie-Ausfalls wegen bei der einen, Wirtschaftskrisen-bedingt bei der anderen.

Für knapp 30 Prozent zeichnet der geringere Heiz-Aufwand 2022 verantwortlich, weil es wärmer war – also, wenn man so will, der Klimawandel. Den Rest haben wir dem Weg­fall des Tanktourismus zu verdanken, weil der Sprit bei uns dafür zu teuer geworden ist. Als Maßnahme gegriffen, wenn auch in die Gegenrichtung, hat hingegen die Anhebung der NoVA. Dank der werden die klimafreundlichsten Pkw – nämlich Neuwagen – immer teurer, weswe­gen mehr ältere und tendenziell spritdurstigere Autos in Betrieb bleiben. Deren Anteil und damit das Durchschnitts­alter des hei­mischen Fuhrparks steigt ständig, somit auch der Beitrag an den Gesamt-Emissionen.

Der Mangel an Geruchsinn für Eigenlob ist bei Politikern wohl genetisch bedingt. Wenn noch Realitätsverleugnung und Zynismus dazukommen, kocht die Klo­ake aber erst richtig hoch. Vielfliegerin und Tattoo-Fan Gewessler hat bei ihrer Selbst­besonnung nämlich noch eins draufgelegt: Besonders die von ihr angestoßenen Preis­aufschlä­ge bei Heizöl, Gas und Sprit hätten der Umwelt so viel geholfen – des­wegen muss dieser Weg unbedingt fortgesetzt und alles noch teurer werden! Vielleicht sind die Grünen ja deswegen für die Cannabis-Legalisierung, weil ihre Ansichten ohne immer schwieriger nach­zuvollziehen sind.

Die Tatsache, dass sich immer mehr immer weniger leisten können, weil die Preise für Lebensnotwendiges künstlich in die Höhe getrieben werden, löst bei einer Ministerin dieses Landes ernsthaft Jubel aus? Kalte Wohnungen sind demnach also toll, und es sollte noch viel mehr davon geben? Abgesagte Urlaube, weil das Geld dafür nicht mehr reicht, sind ein Segen? Verlust von Lebensqualität, weil Pendler wegen der hohen Sprit­preise für den gleichen Weg täglich Stunden mehr in der Bahn verbringen, ist ein edles Ziel?

Eventuell waren in Gewesslers Schulzeit Bäume streicheln und den eigenen Namen tanzen Hauptfächer – schade, dass Latein offenbar nicht dazu gehört hat. Ministerin ist in dieser Sprache nämlich das Wort für „Dienerin“ – im Fall einer Demokratie ist für die Be­völ­kerung arbeitend gemeint, nicht gegen sie. Wem das stinkt, der ist eventuell in einem anderen Job besser aufgehoben.

Foto: Die Grünen