Ende Juni ist bei Alles Auto immer besonderes schön. Zu dieser zeit liegt die Produktion des Sommerheftes
nämlich in den letzten Zügen, was kurzfristig noch ein wenig Action bedeutet. Dann aber folgt die große Sommerpause! Coole Sache – aber nicht, wenn es darum geht, eine Geschichte darüber zu bringen, was in der Redaktion vor genau zehn Jahren los war. Denn es passierte genau: nichts. Einen Audi A6 Allroad bekamen wir in die Redaktion, in schickem Pensionistenmetallic. Aber sonst? Tote Hose.
Und um ehrlich zu sein: Kurz, ganz ganz kurz dachte ich schon, in die private Fotoschatulle greifen zu müssen und jeden Leser mit Urlaubsfotos zu verschrecken, nur um diese Geschichte irgendwie zu bewältigen. Aber prompt versorgte uns ein treuer Leser und guter Freund des Hauses zum Glück mit ein paar Fotos, die wir gut brauchen können. Zu sehen: Unser Projekt Tornado, kurz vor der Verbannung in die Scheune, wo er die nächsten zehn Jahre bleiben sollte. Schön war der Audi, gell? Rot, glänzend, mit Pickerl und Klopfgeräuschen aus dem Armaturenbrett, die einen wahnsinnig werden lassen. Wenn man ein Monk ist.
Sicher, werden jetzt manche behaupten, irgendwelche Geräusche machen alte Autos ja immer, und das ist immer noch besser als wenn sie überhaupt keinen Laut von sich geben, weil dann sind sie meistens nämlich wirklich kaputt. Und als beste Lösung gilt vielerorts, die Musik einfach lauter zu drehen, was aber im Falle des Audi mit seinen bemitleidenswert kleinen Boxen die Sache nur verschlimmert hätte. Na jedenfalls ging es dem damaligen Besitzer gehörig auf den Senkel, also tat er das, was in dieser Verzweiflung wohl jeder von uns tun würde: Erst mal waschen fahren. Man kann Geräusche mit einer Lanzenwäsche natürlich nicht ertränken.
Aber solche Verlegenheitshandlungen sind immer eine gute Gelegenheit, den Kopf ein wenig auszulüften,
klare Gedanken zu finden, oder aber einfach diese lästige Fehlersuche zu vergessen. Und das war laut Tornadovorbesitzer die richtige Entscheidung. Auf die Außenwäsche folgte nämlich die Innenwäsche, was bei den derzeitigen Temperaturen (vor zehn Jahren war es um keinen Deut kühler, eher sogar konstanter heiß) nicht unbedingt eine empfehlenswerte Freizeitbeschäftigung darstellt, aber einfach mal sein musste. Und wie man sich so durch die Staubschichten arbeitet und immer tiefer in die Fußräume eintaucht, führt auch am Ausbau des Aschenbechers kein Weg vorbei.
Und siehe da – es offenbarte sich erstaunliches. Erstens jede Menge Wechselgeld, das man traditionell gerne in Aschenbechern zwischenlagerte. Zumindest als Nichtraucher. Und zweitens die Erklärung, warum viele Menschen nach wie vor an schwarze Löcher und Bermuda-Dreiecke glauben. Denn sogar Spielkarten (wir fragen uns heute noch, wie es dazu kam) offenbarten sich in diesem dunklen und staubigen Audischlund. Jedenfalls, erzählte der damalige Tornadobesitzer, war nach diesem Fund schlagartig Schluss mit Scheppergeräuschen. Und der Mythos der schwarzen Löcher konnte auf schlampige Spaltmaße reduziert werden.