Bei der Innenraum-Gestaltung hingegen, da lässt der neue B alle anderen in der Klasse alt aussehen, nicht nur mit seiner Sprachsteuerung à la Alexa. Vor allem wer bei gewissen Extras hingebungsvoll zulangt, generiert ein Cockpit wie ein Luxusapartment, sogar Holz-Dekor ist möglich oder eben Carbon-Look wie bei unserem „AMG Line“-Testwagen.
So praktisch wie immer? Na ja, nicht ganz. Obwohl der B in der Länge um sechs Zentimeter zulegte, schrumpfte das Grundvolumen des Kofferraums um 30 Liter. Die Option „verschiebbare Rückbank“ gibt es erst ab Sommer, dafür sind die Lehnen jetzt 2:1:2 geteilt. Mehr Platz für Passagiere gibt es auch nicht, im Gegenteil, die Kopffreiheit ist jetzt sogar etwas geringer.
Beim Fahren macht der B dafür alles wieder gut, zumal mit dem mittleren Diesel. Der neue Zweiliter-Motor ist schon Euro- 6d-fit und verfügt bereits über das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, welches das satte Drehmoment praktisch vom Leerlauf weg ausnutzt und früh hochschaltet.
Bei der „AMG Line“ ist das Fahrwerk etwas tiefergelegt, aber immer noch mit dem Attribut „Komfort“ versehen, dazu gibt es die gelungenere Direktlenkung. Allein die Traktion könnte besser sein, vor allem auf Nässe. Doch ausgerechnet den Diesel-Versionen verwehrt Mercedes die Option Allradantrieb – im Gegensatz zu Hauptkonkurrent BMW beim Pendant 2er Active Tourer.
BMW ist ein gutes Stichwort: Billig ist die B-Klasse natürlich nicht, aber das kannte man schon vom Vorgänger. Vor allem, weil viele verführerische Extras in der Aufpreisliste locken. Ärgerlich, weil unverständlich und teilweise umständlich: dass manche davon an den Kauf anderer Optionen gebunden sind. So ist etwa der durchaus sinnvollere größere Tank nur bei einer der drei Ausstattungslinien „Style“, „Progressive“ und „AMG“ mit dabei – zu der allerdings wohl jeder Kunde greifen wird, weil die Preisvorteile auf der Hand liegen.
Unser gut ausgestatteter Testwagen brachte es in Summe jedenfalls auf ziemlich genau 50.000 Euro Listenpreis, was das durchschnittliche Familienbudget doch arg strapaziert. Van schon luxuriös, dann kostet es leider auch entsprechend.
Fahrwerk & Traktion – Das optionale „Komfortfahrwerk mit Tieferlegung“ schafft einen feinen Kompromiss aus Sportlichkeit und guter Federung bei relativ wenig Wank-Neigung. Geringe Lastwechsel-Reaktionen in flotten Kurven. Traktion bisweilen kein Hit (vor allem bei Nässe), Allrad gibt es für die Diesel-Varianten unverständlicherweise nicht. Die optionale Direktlenkung macht ihre Sache gut. Top-Bremsen.
Cockpit & Bedienung – 1A-Sitzposition, Bedienung der Sekundär-Funktionen über ausgeklügelte Sprachsteuerung, Touchpad, Touchscreen oder fummelige Lenkrad-Tasten. Vordersessel serienmäßig mit verstellbarer Schenkelauflage, die optionalen Sportsitze legen noch etwas mehr Seitenhalt drauf. Navigationsystem gegen Aufpreis mit Abbiegepfeil-Einblendungen im Echtzeitbild. Viele Ablagen, serienmäßig kleiner Tank.
Innen- & Kofferraum – Genug Platz für Passagiere & Gepäck – dank doppeltem Ladeboden ebene Fläche auch nach Umlegen der (neigungsverstellbaren) 2:1:2-Fondlehnen. Spanngurt, Kleinzeugfächer und Verzurrösen Serie, Trenn-Netz gegen 192 Euro extra, Aufpreis kostet auch die (sensorgesteuerte) E-Heckklappe. Umlegbare Beifahrersitz-Lehne nur bei optionalen E-Sitzen.
Dran & Drin – Magere Serien-Mitgift, eine der drei Ausstattungs-Linien als Basis-Aufrüstung ist eigentlich Pflicht, inkludieren sie doch alle für den Wiederverkauf wichtige Extras. Generell viele Optionen zu haben. Nicht mit Schaltgetriebe lieferbar. Solide Verarbeitung, hochwertige Materialien.
Schutz & Sicherheit – Volles Airbag-Programm inklusive Kniepolster für den Fahrer. Einige elektronische Sicherheitssysteme Serie, die volle Latte spielt’s gegen Aufpreis – und in der Optionen-Liste finden sich sogar Seitenairbags hinten. Spurhalte- und Notbrems-Assistent bisweilen hypernervös und ruppig.
Sauber & Grün – Die optimistische Werksangabe ist bei weitem nicht zu erreichen, Schuld daran tragen auch die großen Räder des Testwagens. Absolut gesehen jedoch braver Verbrauch, dazu ist der Motor schon Euro 6d-zertifiziert.
Preis & Kosten – Der BMW 2er Active Tourer ist mit Automatik teurer, etwas billiger bilanziert der VW Golf Sportsvan, spürbar günstiger etwa Ford C-Max oder Renault Scénic. Fein: vier Jahre Garantie. Vermutlich gute Werthaltung. Jahres-Service Pflicht.