Bekenntnis-Frage

24. Oktober 2021
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Alles Klartext

Gibt es irgendeine Automarke, die sich noch nicht zur E-Mobilität bekannt hat? Also außer Hummer und Mahindra – aber die folgen sicher auch noch. Ja, es gibt noch eine – doch dazu später. Abgesehen davon, ob ­Stromer mit ihrer fragwürdigen CO2-Bilanz überhaupt dazu beitragen – haben die Auto-Bosse plötzlich alle ihr Öko-Gewissen entdeckt? Mitnichten, sie befriedigen mit diesen Ankündigungen nur die Märkte. Nicht die, auf denen sie Fahrzeuge ver­kaufen. Dass sie die damit verstören bis verärgern, nehmen sie in Kauf. Um die Aktienmärkte geht es. Die Schwarmdummheit von Analysten und Anlegern verlangt nun einmal den Knicks vor dem ­Meinungs-Mainstream. Und nichts würde den Vorstandsposten und die Boni-Ausschüttung rascher torpedieren als eine ­ramponierte Börsen-Bubble.

Obwohl es den Konzern-Lenkern zweifellos recht wäre, wenn die Volt- und Watt-Wende käme. Höhere ­Verkaufsfrequenz durch halbierte Lebensdauer der Autos, dazu die Hälfte der Mitarbeiter kündigen, weil Motoren- und Getriebe-Produktion wegfallen – da wird jedem Kostenrechner richtig warm ums Herz. Nicht zu vergessen die Optimierung der ­Margen: Auch wenn Batterien in der Produktion künftig günstiger werden sollten – wer glaubt, die Fahrzeugpreise würden deswegen sinken, schreibt wohl auch noch Briefe ans Christkind. Auf den ­Reibach aus dem mit der E-Umstellung aufgeputschten Preislevel wird auch künftig kein Hersteller verzichten.

Zur Sicherheit lagert man das Thema aber ­neuerdings auf dafür gegründete oder umgemo­delte Marken aus: Volvo mit Polestar, Kia mit EV, Hyundai mit Ioniq, im Volkswagen-Konzern Audi, die Stellantis-Gruppe will dafür sogar Lancia ex­­humieren. Nur schlichte Geister sehen darin ein konsequentes Erneuerungskonzept – wer etwas von Vertrieb und Marketing versteht, weiß: So isoliert man ein Ergebnis. Fällt es positiv aus, strahlt es auf die Muttermarke(n) ab. Geht es daneben, war’s halt das Stiefkind. Und der Vorstand, der seinerzeit das Verbrenner-Aus proklamiert hat, wird dann womöglich eh nicht mehr in den Chefsesseln sitzen. Grundsätzlich ist und bleibt dieser künstlich beatmete Elektro-Hype ein vornehmlich europäisches Phänomen, von dem der Rest der automo­bilen Welt mehr oder weniger verschont bleibt.

Schon jetzt haben Politik und Konzerne die Rechnung aber ohne den Wirt – in diesem Fall: den Kunden – gemacht. Angesichts der seit Jahren betriebenen massiven Förderung und der andauernden PR-Brechstange muss die Strom-Chose mit unter einem Prozent des Pkw-Bestandes als krasser Misserfolg gewertet werden. Damit es etwas weniger danach klingt, schmeißt man sie inzwischen großzügig mit den Plug-In-Hybriden in einen Statistik-Topf. Es gab schon bessere ­Etikettenschwindel.

Um die eingangs gestellte Frage noch zu beantworten: Einzig Toyota erteilte dem batterie­­elek­­trischen Auto kürzlich eine Absage. Mit Hybrid-Hosen ist natürlich auch in Sachen Strafzahlungs-Quoten leicht duften. Allerdings haben die Japaner auch diesen Technik-Trend seinerzeit richtig ein­­geschätzt. Eventuell sind ihre Bekenntnisse einfach durchdachter und schlauer als die der anderen. Oder nachhaltiger, wie es ja jetzt heißt.

Foto: Toyota