Gibt es irgendeine Automarke, die sich noch nicht zur E-Mobilität bekannt hat? Also außer Hummer und Mahindra – aber die folgen sicher auch noch. Ja, es gibt noch eine – doch dazu später. Abgesehen davon, ob ÂStromer mit ihrer fragwürdigen CO2-Bilanz überhaupt dazu beitragen – haben die Auto-Bosse plötzlich alle ihr Öko-Gewissen entdeckt? Mitnichten, sie befriedigen mit diesen Ankündigungen nur die Märkte. Nicht die, auf denen sie Fahrzeuge verÂkaufen. Dass sie die damit verstören bis verärgern, nehmen sie in Kauf. Um die Aktienmärkte geht es. Die Schwarmdummheit von Analysten und Anlegern verlangt nun einmal den Knicks vor dem ÂMeinungs-Mainstream. Und nichts würde den Vorstandsposten und die Boni-Ausschüttung rascher torpedieren als eine Âramponierte Börsen-Bubble.
Obwohl es den Konzern-Lenkern zweifellos recht wäre, wenn die Volt- und Watt-Wende käme. Höhere ÂVerkaufsfrequenz durch halbierte Lebensdauer der Autos, dazu die Hälfte der Mitarbeiter kündigen, weil Motoren- und Getriebe-Produktion wegfallen – da wird jedem Kostenrechner richtig warm ums Herz. Nicht zu vergessen die Optimierung der ÂMargen: Auch wenn Batterien in der Produktion künftig günstiger werden sollten – wer glaubt, die Fahrzeugpreise würden deswegen sinken, schreibt wohl auch noch Briefe ans Christkind. Auf den ÂReibach aus dem mit der E-Umstellung aufgeputschten Preislevel wird auch künftig kein Hersteller verzichten.
Zur Sicherheit lagert man das Thema aber Âneuerdings auf dafür gegründete oder umgemoÂdelte Marken aus: Volvo mit Polestar, Kia mit EV, Hyundai mit Ioniq, im Volkswagen-Konzern Audi, die Stellantis-Gruppe will dafür sogar Lancia exÂÂhumieren. Nur schlichte Geister sehen darin ein konsequentes Erneuerungskonzept – wer etwas von Vertrieb und Marketing versteht, weiß: So isoliert man ein Ergebnis. Fällt es positiv aus, strahlt es auf die Muttermarke(n) ab. Geht es daneben, war’s halt das Stiefkind. Und der Vorstand, der seinerzeit das Verbrenner-Aus proklamiert hat, wird dann womöglich eh nicht mehr in den Chefsesseln sitzen. Grundsätzlich ist und bleibt dieser künstlich beatmete Elektro-Hype ein vornehmlich europäisches Phänomen, von dem der Rest der automoÂbilen Welt mehr oder weniger verschont bleibt.
Schon jetzt haben Politik und Konzerne die Rechnung aber ohne den Wirt – in diesem Fall: den Kunden – gemacht. Angesichts der seit Jahren betriebenen massiven Förderung und der andauernden PR-Brechstange muss die Strom-Chose mit unter einem Prozent des Pkw-Bestandes als krasser Misserfolg gewertet werden. Damit es etwas weniger danach klingt, schmeißt man sie inzwischen großzügig mit den Plug-In-Hybriden in einen Statistik-Topf. Es gab schon bessere ÂEtikettenschwindel.
Um die eingangs gestellte Frage noch zu beantworten: Einzig Toyota erteilte dem batterieÂÂelekÂÂtrischen Auto kürzlich eine Absage. Mit Hybrid-Hosen ist natürlich auch in Sachen Strafzahlungs-Quoten leicht duften. Allerdings haben die Japaner auch diesen Technik-Trend seinerzeit richtig einÂÂgeschätzt. Eventuell sind ihre Bekenntnisse einfach durchdachter und schlauer als die der anderen. Oder nachhaltiger, wie es ja jetzt heißt.
Foto: Toyota