Wer weiß eigentlich, wie viele Tote öffentliche Verkehrmittel durch die Ansteckung von Menschen auf engstem Raum verursachen? Keiner – und bis vor kurzem hat es auch niemanden interessiert. Diese Frage haben wir lange vor dem Coronavirus einmal gestellt, damals als überzeichnetes Gegenbeispiel – um vorzuführen, wie absurd andererseits die Umrechnung von automobilem Feinstaub auf jährliche Sterbefälle ist. Nun hat uns die Realität also eingeholt.
Denn wer hätte noch vor zwei Wochen gedacht, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter ernsthaft dazu auffordern könnten, aus gesundheitlichen Gründen ausschließlich mit dem Pkw zur Arbeit zu fahren? Schon in guten Zeiten haften auf dem durchschnittlichen Haltegriff in der U-Bahn Substanzen, die selbst im Wischmop eines Swingerclubs nicht vorkommen. Auch wenn nicht alles, was ekelig ist, gleich zur Pandemie wird – mit der sauberen Heilslehre der Öffis ist es wohl für einige Zeit vorüber. Wer meint, Car-Sharing wäre ein guter Kompromiss, ist auch nur in einem etwas kleineren Risikoherd unterwegs – oder desinfizieren Sie den Mietwagen vor jedem Start?
Und falls Sie die nächsten Wochen daheim verbringen müssen, in ihrer Mobilität mehr oder weniger unfreiwillig eingeschränkt sind: Merken Sie sich gut, wie sich das anfühlt. Es ist nämlich die Welt, die Klima-Gretl & Co als goldene Zukunft auserkoren haben. Eine Welt auch, in der alle Menschen von Angebot und Verfügbarkeit öffentlicher Verkehrmittel abhängig sind – und damit gut steuer- und beherrschbar.
Wenn die Auto-Phobie in ein paar Wochen, nachdem das Coronavirus ausgestanden ist, wieder um die Themenhoheit eifert, dann sollten Sie das vielleicht nicht mehr schweigend hinnehmen. Nicht der besseren Hygiene im eigenen Pkw zuliebe – die ist dann wieder Geschmackssache. Sondern, weil die Freiheit, mit dem Verkehrsmittel Ihrer Wahl zu fahren, wo und wann immer Sie wollen, ein Grundrecht ist. Dessen kurzfristige Einschränkung aus zulässigen Gründen darf sein – eine im weltweiten Maßstab lächerlich geringe CO2-Einsparung ist kein solcher Grund.
(Kommentar)
Foto: balticmedia
Hans
( 18. März 2020 )
An sich würde ich dem Artikel vollinhaltlich zustimmen, er enthält allerdings einen gravierenden Schönheitsfehler: ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das die Pandemie in ein paar Wochen ausgestanden ist.
Ich befürchte eher, dass da noch viel, viel schlimmere Dinge auf uns zukommen…und das vorsichtig ausgedrückt.
MfG J
Weuzi
( 21. März 2020 )
Der Einsatz der Auto-Phobie hat gar keine paar Wochen gedauert. So wie schon nach 4 warmen Tagen die Krötenwanderung begonnen hat, quaken auch nach 4 Tagen staatsverordnetem Hausarrest die ersten Klimaunken, dass wir uns nach ein paar Wochen vom PKW entwöhnt haben werden und die klimafreundliche Auto- und Flugabstinenz fortsetzen sollten/müssen. Damit bei der allgegenwärtigen Coronamenschheitsausrottungsstimmung a la Ebola und Pest nicht der Klimaweltuntergang unter die Räder kommt und die geplante CO2-Abgabe inklusive Weltklimarettung “Made in Austria” in Erinnerung bleibt. Dass noch keine CO2-Verminderung messbar ist, ist unangenehm, spielt aber keine Rolle (die antreibenden Blätter der Bäume wird es freuen), schließlich geht es um Klima-Ethik und da spielen wissenschaftliche Messergebnisse und Erkenntnisse bekanntlich keine Rolle.
Der Schwedenkönig
( 30. März 2020 )
Zurück zu den Fakten:
https://www.umweltbundesamt.at/news_200325/
Weuzi
( 31. März 2020 )
Bitte den ganzen Artikel lesen und nicht nur das fett gedruckte Expose, welches in krassem Widerspruch zum darunter stehenden ist. Kurzform: der Kaltlufteinbruch hätte auch bei normalen Verkehrsverhältnissen zu einer Schadstoffreduktion geführt und die erwachende Pflanzenvegetation führt alljährlich zu einer CO2-Reduktion.
Der Schwedenkönig
( 27. März 2020 )
Falls Sie die nächsten Wochen auf der Strasse unterwegs sind, zu Fuß oder mit dem Fahrrad – merken Sie sich, wie sich das anfühlt: Freie Strassen, saubere Luft, kaum Lärm und wenig Gefahr, von einem abgelenkten Autofahrer im dichten Verkehrsgewühl übersehen und niedergeschoben zu werden.