Glaubt man so manchem Visionär, wird sich die Elektromobilität im Pkw-Bereich langfristig durchsetzen. Motor dieser Entwicklung ist … der Elektromotor. Er ist klein, leicht, leise, einfach aufgebaut (also servicefreundlich) und verfügt über gewaltiges Drehmoment schon vom Stand weg. Auch seine Peripherie gibt sich reduziert: Getriebe, Lichtmaschine, Starter, Kühler, Auspuffanlage – alles unnötig.
Vor allem aber ist der Elektromotor unheimlich effizient. Mit einem WirÂkungsÂgrad von bis zu 95 Prozent stellt er den Verbrennungsmotor (bestenfalls 40 Prozent) weit in den Schatten. Benötigt ein Dieselmotor etwa fünf Liter pro 100 Kilometer, käme ein gleich starker Elektromotor im theoretischen Energievergleich mit zwei Litern aus, aufÂgrund der fehlenden peripheren Energiefresser wären es sogar nur rund 1,5 Liter.
Dennoch ranken sich ums geniale Aggregat eine Reihe von Problemen: Etwa die noch lüÂckenÂÂhafte Lade-Infrastruktur, die derzeit Firmen und Eigenheimbesitzer mit Garage bevorzugt, Wohnungsmietern aber den Kauf eines Elektroautos vergällt. Und natürlich die Batterie, der Klotz am Bein des flotten Stromers schlechthin. Sie vereint neben ihrer energieaufwändigen Herstellung und den begrenzt vorhandenen Bestandteilen (Lithium etc.) auch zwei unÂmittelbare Nachteile: geringe ReichÂÂweite und lange Ladedauer.
Wieder ein theoretischer EnerÂÂgievergleich: Ein Liter ÂDieÂsel speichert zehn Kilowattstunden Energie. Eine Batterie mit gleicher Speicherkapazität wiegt fast 100 Kilo. Eine Batterie mit etwa 40 Kilowattstunden ist etwa 300 Kilogramm schwer. Ohnehin faszinierend, dass man damit über 250 Kilometer weit stromen kann. Denkt man sich nun eine (leistbare und nicht zu große) Batterie, die so viel Energie speichern könnte wie ein ÂÂ40 LiÂter-Tank, hätte man eine Reichweite von mehr als 2500 Kilometern.
Logisch daher, dass sich die Entwickler ganz besonders auf das Akku-Thema stürzen. Mehrere neue Konzepte werden momentan angedacht, ihre SeriÂenreife könnte innerhalb der nächsÂten zehn Jahre erfolgen.
Eines davon ist die Lithium-Luft-Batterie. Im UnÂterschied zum Lithium-Ionen-Akku bezieht diese Sauerstoff in den Lade- und EntladeÂvorÂgang zwischen den beiden Elektroden mit ein, die wie gewohnt aus Lithium und KohlenÂstoff (z. B. Graphit) bestehen. Die Energiespeicher-Fähigkeit ist um ein 10- bis 20-Faches höher, allerdings gibt es diverse Probleme. Eines davon ist Korrosion, ein anderes KristallÂbildung. Deshalb ist man von der Realisierung noch ein ganzes Stück entfernt.
Diese Entwicklungs-Ärgernisse fallen weg, wenn der Elektrolyt nicht flüssig ist, sondern aus Glas oder Keramik besteht – wie bei der Feststoff-Batterie. Der Fest-Elektrolyt bietet zwar „nur“ die doppelte Energiedichte einer Lithium-Ionen-Batterie, was bei gleicher Größe aber immer noch für die doppelte Reichweite sorgt. Dazu ist die Batterie äußerst hitzeÂbeständig und muss daher nicht gekühlt werden.
Feststoff-Batterien sind nicht brennbar, die SelbstentÂladung ist minimal. Sie erlauben eine weit höhere Anzahl an Ladezyklen und sind unempfindlich gegenüber extrem schnellen Ladevorgängen. Den sofortigen Serien-Einsatz verhindert primär ihre geringe LeistungsÂdichte. Sprich: Der Stromfluss ist für eine spontan hohe Leistungsabgabe nicht schnell genug. Ein Problem, dass die Entwickler in den nächsten Jahren in den Griff kriegen könnten, weshalb die Feststoff-Batterie wohl früher auf den Markt kommen wird als die Lithium-Luft-Variante.
Sehr hohe Batterie-Kapazitäten bringen aber das Problem von ewig langen Ladezeiten mit sich, das nur mit einer unreaÂlisÂtisch starken Infrastruktur weit über dem derzeit übliÂchen MaxiÂmum von 50 Kilowattstunden gelöst werden könnte.
Oder mittels FlussÂzellen-TechÂnologie, an der das Schweizer Unternehmen nanoFlow-Âcell forscht. Zum LaÂden dieser Mischform aus Batterie und BrennÂstoffzelle benötigt man keinen Stromfluss, denn der verÂbrauchte (flüssige) Elektrolyt wird einfach durch einen frisch geladenen erÂsetzt. Zum Auffüllen würde man wie gewohnt eine Zapfsäule ansteuern, der TankÂvorÂgang des geladenen Elektrolyts wäre nicht länger als bei einem normalen Diesel oder Benziner.
Als weitere Vorteile nennt nanoFlowcell Reichweiten von 1000 Kilometern, hohe UmweltÂfreundlichkeit, völlige Ungefährlichkeit des Elektrolyts sowie seine günstigen HerstelÂlungsÂkosten von unter 10 Cent pro Liter in Großserienproduktion. Die Elektromotoren lauÂfen mit nur 48 Volt, was die Gefahr von Stromschlägen nach einem Unfall minimiert. Der aktuelle Prototyp nennt sich „Quant 48 Volt“, verfügt über vier Elektromotoren mit je 140 kW und sprintet in nur 2,4 Sekunden auf 100 km/h.
Die Energiedichte des ElektroÂlyts liegt freilich bei nur 0,6 kWh pro Liter. Nimmt man einen braven Verbrauch von 15 Kilowatt pro 100 Kilometer an, benötigt man für die angegeÂbene Reichweite von 1000 Kilometern einen 250 Liter großen Elektrolyt-Tank. Nicht wenig, aber machbar.
Allerdings: Pro Kilometer verÂÂsprüht man dann (quasi als Abfallprodukt) einen Viertelliter fein zerstäubtes Wasser – bei entsprechender VerÂbreiÂtung dieser Autos ergäbe das im Winter eine eisige Rutschpartie. Auch hier wird also noch einiges an Entwicklungsarbeit nötig sein.