Für diesen Test haben wir die Kombi-Version namens Touring Sport ausgefasst, und zwar in der zweiten Ausstattungsstufe „Active Drive“. Diese bietet als Highlight bereits LED-Scheinwerfer, schlüssellosen Zugang sowie induktives Handyladen und ist ausschließlich mit dem 140 PS starken 1,8 Liter-Hybridantrieb verfügbar. Die stärkere, genauso sparsame Zweiliter-Variante mit 196 PS bleibt den beiden oberen Trimms vorbehalten.
Zahlreiche Tugenden
Das fällt jedoch insofern nicht ins Gewicht, da auch das schwächere Modell für ausreichend Vortrieb sorgt und generell gut zum vernünftigen Gesamtkonzept passt. Die klassischen Toyota-Tugenden kommen beim neuen Corolla auch anderswo an die Oberfläche: Alles ist an seinem Platz, im Cockpit kommen keine Fragen auf, Materialen und Verarbeitung machen einen langlebigen Eindruck. Der Kofferraum bietet (gleich wie der Fond) massig Platz, die 1700 Euro Aufpreis zum Fünftürer zahlen sich da auf jeden Fall aus.
Ist dieser Toyota also so pragmatisch orientiert, dass er gar fad wirkt? Die Antwort lautet: Jein! Das Styling wirkt wie aus einem Guss und recht pfiffig, auch fahrdynamisch hat der Kompakt-Kombi einiges zu bieten. Und dass er eben auch viele praktische Eigenschaften hat, kann man ihm nicht übel nehmen.
Wie so oft bei klassischen Hybriden mit stufenlosem Getriebe muss noch ein Wort zum Antrieb fallen: Das permanent verbesserte System von Toyota bewegt den Corolla im Alltag mühelos und vor allem in der Stadt äußerst sparsam. Im urbanen Raum sind sogar Verbrauchswerte unter vier Liter möglich – top!
Drückt man aber voll aufs Gas (etwa beim Überholen auf der Landstraße oder am Beschleunigungsstreifen der Autobahnauffahrt), ist man darüber hinaus ein wenig mit dem „Gummi-band-Effekt“konfrontiert – dieser fällt deutlich geringer aus als in der Vergangenheit, trotzdem macht sich der Benzinmotor akustisch dann recht deutlich bemerkbar und wirkt doch recht angestrengt.
Antriebs-Optionen, etwa Schaltgetriebe oder „normale“ Verbrenner, gibt es bei Toyota in den klassischen Segmenten schon länger nicht mehr. Deswegen spitzt sich die Kaufentscheidung in erster Linie auf die Frage zu: Will ich einen nicht ansteckbaren Hybrid mit stufenlosem Getriebe? Die genaue Bewertung des Test Toyota Corolla lesen Sie unten.
Dieser Test erschien übrigens mit vielen weiteren in der Ausgabe Mai 2023 von Alles Auto, hier online zu bestellen.
Motor & Getriebe
Harmonisches Zusammenspiel aus kultiviertem Saug-Benziner und E-Motor. Tadellose Stufenlos-Automatik, recht direkte Gasannahme, Gummiband-Effekt nur bei Vollgas. Eigene B-Fahrstufe für erhöhte Motorbremse. Im Alltag recht hoher E-Anteil, vor allem beim Gleiten. Effizienzsteigerung durch vorrausschauende Rekuperation.
Fahrwerk & Traktion
Guter Mittelweg aus Komfort und Sport: Auf holprigen Pisten schluckt das Fahrwerk Schläge souverän, dennoch keineswegs schwammig in schnellen Kurven. Dynamisches Einlenkverhalten, kaum Untersteuern, gefahrlos im Grenzbereich. Recht leichtgängige, feinfühlige, aber nicht allzu direkte Lenkung. Gut dosierbare Bremsen, kaum spürbarer Übergang auf Rekuperation. Keine Traktions-Probleme.
Bedienung & Multimedia
Ergonomisch 1A, alles ist in idealer Griffweite und intuitiv zu bedienen. Angenehme Sitzposition auf bequemen Stühlen mit genügend Seitenhalt. Das logisch aufgebaute Multimediasystem wird über den Touchscreen und Lautstärke-Tasten (Drehregler sowie alle weiteren Knöpfe sind entfallen). Sprachsteuerung OK. Serienmäßiges, kabelloses Android Auto und Apple CarPlay sowie induktives Handyladen. Rückfahrkamera aufpreisfrei, genügend Ablagen.
Innen- & Kofferraum
Gute Bewegungsfreiheit vorne, zudem gibt es im Kombi in der zweiten Reihe (Kopf- und Kniefreiheit) und vor allem im Kofferraum deutlich mehr Platz als im Hatchback. Gut nutzbares Ladeabteil, dazu mit großem Kellerfach. Ist der doppelte Boden auf der oberen Stellung, ensteht nach dem Umlegen der 2:1-Fondlehnen kein Stufe.
Dran & Drin
16 Zoll-Alus, Klimaautomatik, DAB-Tuner und das neue Bildschirm-Duo schon im 1600 Euro günstigeren Basis-Trimm. Als getesteter „Active Drive“ mit etwas mehr Serien-Mitgift (17 Zoll-Alus, Sitzheizung, schlüsselloser Zugang). Navi und Panoramadach gibt es als Extra, für mehr Features muss man zu den beiden höheren Varianten greifen, die allerdings nur mit 196 PS zu haben sind. Saubere Verarbeitung, Materialien eher pragmatisch als nobel anmutend.
Schutz & Sicherheit
Volle fünf Sterne im Euro NCAP-Crashtest, übliches Luftpolster-Aufkommen plus Fahrer-Knieairbag. Bis auf ein paar wenige Assistenzsysteme alles serienmäßig (Rest über teures Paket bestellbar).
Preis & Kosten
Preislich attraktiv, denn den VW Golf Variant gibt es als Automatik zurzeit nur als deutlich teureren Diesel – auch Seat Leon und Skoda Octavia kosten bei vergleichbarer Leistung und Ausstattung mehr, ebenso der Opel Astra Sports Tourer. Braver Test-Verbrauch, niedrige Kfz-Steuer. Top: Die dreijährige Garantie wird bei Service-Treue in Markenwerkstätten auf zehn Jahre erweitert.
Technik
Serienausstattung
Extras
L/B/H 4650/1790/ 1460 mm, Radstand 2700 mm, 5 Sitze, Wendekreis 10,4 m, Reifendimension 225/45 R 17, Tankinhalt 43 l, Reichweite 810 km, Kofferraumvolumen 596–1860 l, Leergewicht (EU) 1430 kg, zul. Gesamtgewicht 1885 kg, max. Anh.-Last 750 kg
0–100 km/h 9,1 sec, Spitze 180 km/h, Steuer (jährl.) € 129,60, Werkstätten in Österreich 139, Service alle 15.000 km (mind. 1x/Jahr), WLTP-Normverbrauch kombiniert 4,7 l, Testverbrauch 5,3 l ROZ 95, CO2 (Norm/Test) 106/122 g/km