Mit diesen Zutaten trifft der Japaner alles andere als den Zeitgeist – aber mitten ins Herz der Puristen. Das zeigt auch schon der Auftragseingang: Nur 15 Prozent der Kunden greifen zur optionalen Wandler-Automatik, obwohl diese nur 2000 Euro extra kostet und einen Abstandsregel-Tempomat inkludiert.
Gut so, zwei Pedale wären hier absolut eine Themenverfehlung. Die manuelle Sechsgang-Schaltung ist knackig und kurzwegig, das gekonnt koordinierte Zusammenspiel aus Hand- und Fußbewegungen drohte ja schon in Vergessenheit zu geraten. Dazu kommt ein straffes Fahrwerk und ein schwenkfreudiges Heck, das entweder von der nicht zu ernsten Stabilitätskontrolle eingefangen wird oder von geübten Piloten über die direkte und präzise Lenkung.
Wie beim Vorgänger GT86 stammt der Motor von Subaru, der aufgebohrte Boxer bietet jetzt freilich mehr Hubraum, mehr Leistung und deutlich mehr Drehmoment. Die Gasannahme ist saugertypisch fein, der Klang könnte jedoch ernsthafter sein – und das trotz Sound-Generator über die Innenraum-Lautsprecher. Doch was soll’s, in Sachen Handling und Agilität ist dieser Toyota ein Hit.
Von den Abmessungen her unterscheidet sich der GR kaum vom GT, wurde aber 50 Prozent steifer, ohne an Gewicht zuzulegen (Dach, vordere Kotflügel und Motorhaube sind schließlich aus Alu). Zulegen konnte das Kofferabteil: um 34 Liter. Dazu sitzt man sogar noch etwas tiefer als beim alten Modell, das vor genau zehn Jahren das Licht der Welt erblickte.
War der 86er damals schon einzigartig, ist er es heute umso mehr. Es gibt tatsächlich keinen echten Konkurrenten am Markt – der Versuch einer Einordnung im Kapitel „Preis & Kosten“ rechts scheiterte kläglich. Am ehesten in Sachen Fahrgefühl und Positionierung ist der neue Toyota-Sportler mit der Hardtop-Version des Mazda MX-5 vergleichbar. Es ist schon erstaunlich, dass gerade die als fade Firmen verschrienen Japan-Hersteller der (alten) Welt zeigen, wie man leistbaren Fahrspaß realisiert.
Fahrwerk & Traktion – Straffe, gerade noch erträglich komfortable Abstimmung. Sehr agiles Handling über direkt-präzise Lenkung samt kleinem Volant. Sehr hoher Kurvenspeed möglich, per Gasstoß ist das Heck jederzeit zu motivieren – die (abschaltbare) Stabilitätskontrolle ist spät, aber doch zur Stelle. Hilfreich bei der Suche nach Grip: die Gewichtsverteilung von 53:47 sowie das elektronische Sperrdifferenzial. Bremsen: gut zu dosieren und wirkungsvoll.
Bedienung & Multimedia – Sehr tiefe Sitzposition, die Sport-Möbel geben guten Seitenhalt, ohne zu sehr einzuengen oder zu ermüden. Gute Ergonomie, keine Bedien-Schwächen – das Multimediasystem ist rasch durchschaut, die Sprachsteuerung aber bestenfalls mittelmäßig. Smartphone-Anbindung und -Laden nur kabellos. Minus: keine Parksensoren, kein Regensensor. Genug Ablagemöglichkeiten, Handschuhfach und Türfächer groß genug.
Innen- & Kofferraum – Bei der Kopffreiheit vorne könnte es Großgewachsene schon zwicken, im Fond haben bestenfalls Kinder Platz. Kofferraum ausreichend groß, aber ziemlich flach, außerdem über kleine Öffnung und hohe Ladekante zu beladen. Zur Erweiterung lässt sich die Fondlehne im Ganzen nach vorne klappen.
Dran & Drin – Gute, aber keinesfalls überbordende Ausstattung, das eine oder andere Luxus-Feature (etwa Lederpolsterung, Lenkrad-Heizung oder Navigationssystem) könnte einem schon abgehen, Extras gibt es bis auf Sonderlackierungen keine. Sechsgang-Automatik für 2000 Euro extra. Basismodell (nur 17-Zöller, keine Sitzheizung und keine adaptiven Scheinwerfer) um 3300 Euro günstiger
Schutz & Sicherheit – Mittelmäßiges Airbag-Aufkommen, eher dünn bestückt mit Assistenzsystemen. Unverständlich: Adaptiv-Tempomat und Spurhalte-Assistent nur bei der Automatik-Variante verbaut.
Preis & Kosten – Vom Package her konkurrenzlos, am ehesten kommt noch das größere BMW 220i Coupé hin, das ums selbe Geld mit 184 PS auskommen muss und nur mit Automatik geliefert wird. Der ähnlich große Audi TT ist deutlich teurer und ein Fronttriebler – einen Turbo haben beide Deutsche. Überraschung: Testverbrauch unter der (freilich nicht gerade berauschenden) Werksangabe, obwohl kein Start/Stopp-System verbaut ist. Top: bei Service-Treue bis zu zehn Jahre Garantie. Minus: kurze Service-Intervalle. Gute Werthaltung zu erwarten, zumal der GR86 nur zwei Jahre lang gebaut wird und der letzte seiner Art ist.