Die aktuelle Polit-PR ist relativ eindeutig: Am mangelnden Erfolg der Elektromobilität ist der Konsument schuld. Dieser rückständige Prolet, der die Segnung der herrlichen Technik einfach nicht akzeptiert und jetzt mit der Lockung niedriger Instinkte, also Geld, dazu gebracht werden muss, sie doch zu wollen. Fakten sind politisch betrachtet natürlich ein Ärgernis – aber vier davon reichen aus, um zu erklären, warum die ablehnende Mehrheit womöglich vorerst noch recht hat:
- Nur die Betriebs-Emissionen zu bewerten ist ebenso falsch, wie die Geldwirtschaft auf den Ausgabeschlitz am Bankomaten zu reduzieren – es steckt mehr dahinter. Wegen der Batterien verursacht die Produktion eines E-Vehikels eine um so viel höhere Umwelt-Belastung als die eines durchschnittlichen Pkw mit Verbrennungsmotor, dass ein Elektroauto dieses Manko erst nach rund 150.000 emissionslos gefahrenen Kilometern ausgleicht. Ungefähr die Distanz, bei der die Akkus ausgelutscht sind und gegen neue getauscht werden müssen – also ein Hase-und-Igel-Prinzip, bei dem der Verbrenner derzeit immer noch gewinnt.
- Bis heute kann niemand genau sagen, wie – oder, noch kniffliger: wohin – die Alt-Akkus später entsorgt werden sollen. Die Lieblings-Legende: Sie können filetiert und als kleinere Einheiten in Elektrogeräten, etwa Rasenmähern, verbaut werden, für die ihre schwächere Leistung immer noch ausreicht. Wenn der Elektro-Anteil der weltweiten Pkw-Produktion bald, wie vorgesehen, zumindest 30 Prozent beträgt, würde der Output an Akku-Rasenmähern im Wiederverwertungs-Kreislauf etwa drei Milliarden Stück ergeben – pro Jahr! Mehr, als es auf diesem Planten Haushalte gibt – oder Rasen. Abgesehen davon, dass die Zwischenlagerung in Elektrogeräten keine Lösung ist.
- Die Praxis-Reichweiten sind nach wie vor lächerlich. Sie zu erhöhen, indem die Autos mit so vielen Batterien vollgepackt werden, bis deren Gewicht die Mehrleistung wieder schluckt, ist ein unsinniger Weg. Ein SUV mit zwei Tonnen wird als Straßenzerstörer angefeindet, aber ein noch schwererer Tesla als Heilsbringer verehrt? So armselig wie die Reichweiten, so abschreckend sind auch die tatsächlichen Ladezeiten. Wer Entschleunigung sucht, wünscht sich ein Wochenende auf der Almhütte, aber kein Elektroauto für den Alltag.
- Das Argument, dem sich auch die anschließen, an denen Emissions-, Entsorgungs- und Reichweiten-Problematik völlig vorbeigeht: der Spaß-Faktor. Nur schlicht gestrickte Fans halten den E-typischen Beschleunigungs-Schub neuerdings schon für tolles Fahren. Nach 135 Jahren Entwicklung des perfekten Zusammenspiels von Motor, Getriebe und Fahrwerk ist der Reiz eines rundum reduzierten Dings überschaubar. Kein Motorsound, Eco-Bereifung, Rekuperation – sie klingen nicht, sie liegen schlecht, sie bremsen nur gut.
Vielleicht macht sie gerade Letzteres für die gewohnt spaßbefreite Öko-Fraktion so begehrenswert: Es entspricht dem Grad an Unterhaltung, den diese angesichts der ohnehin immer ernsteren Lage für angemessen hält. Dieses Diktat zu unterwandern ist dann für die meisten Konsumenten wohl der endgültige Anlass, erst recht weiterhin Autos mit Verbrennungsmotoren zu fahren.
(Kommentar)
Foto: Robert May