Ein hochgeschätzter Kollege postete unlängst auf seiner Facebook-Seite ein Video, das erklärte, warum SUV mehr Sprit brauchen als „normale“ Autos. So weit, so gut. Und auch nicht falsch. Die darauffolgende Auseinandersetzung jedoch erregte die Gemüter, veranlasste offensichtlich gebildete Diskussionsteilnehmer zu polemischen, herablassenden und beleidigenden Wortspenden. Nahezu einhelliger Tenor: „SUV sind sinnlos und haben in der Stadt nichts verloren“.
Probieren wir es auch einmal mit Polemik.
Bobo Bessermensch schimpft über alle, die sich statt eines normalen Autos eine dieser „hässlichen Dreckschleudern“ kaufen. Wohnt selbst jedoch im Zweipersonen-Haushalt einer großen Altbauwohnung mit vier Metern Raumhöhe, die es im Winter zu heizen und im Sommer zu kühlen gilt. Mehrmals im Jahr gönnt er sich als weltoffener Mensch einen Wochenend-Flug in eine angesagte europäische Metropole, und bereits Anfang März hält er am Naschmarkt Ausschau nach Erdbeeren aus garantiert nicht-heimischem Anbau. Ein lässiger Lifestyle, gegen den nichts einzuwenden ist. Außer man wirft anderen vor, dass sie ihren ökologischen Fußabdruck auch eine Schuhnummer kleiner hinterlassen könnten.
Von der Polemik zur Physik: Wie viel Sinn macht ein SUV in der Stadt? Sehr viel! Allein das etwas höhere Gewicht wirkt sich hier negativ auf den Verbrauch und damit auf die Umwelt aus, die schlechtere Aerodynamik kommt ja hauptsächlich überland zum Tragen. Der Rest spricht eher für die Dreckschleuder. Auf einer kleineren Grundfläche, und das zählt ja in der Stadt besonders, bieten moderne SUV mehr Raum als konventionelle Autos. Außerdem ein höheres Sicherheitsgefühl sowie eine bessere Übersicht und einen bequemeren Einstieg – was nicht nur ältere Menschen oder Mütter mit Kleinkindern zu schätzen wissen. Und dank höherer Reifenflanken sind auch Randstein-Rempler bei der täglichen Parkplatz-Challenge kein Drama.
Was in aller Welt macht dann einen SUV zum Feindbild für selbstgerechte Weltverbesserer, die partout nicht über den Tellerrand ihres ideologischen Horizonts hinausblicken wollen? Die Andersdenkende bequem in die Schublade der Ungebildeten und Ewiggestrigen stecken. Die auf das Argument „SUV sind nicht hässlich, sonst würden sie nicht diesen Boom erleben“ mit einem „Esst Scheiße, tausende Fliegen können nicht irren“ kontern. Das ist weder witzig noch geistreich und schon gar kein passender Vergleich. Sondern eine herablassende Aussage, mit der sich der verbohrte Verfasser selbst in die verpönte Schublade entsorgt. Zu all den anderen, die ihre Informationen vorwiegend aus Medien beziehen, die etwa VCÖ-Aussendungen zum SUV-Bashing unreflektiert übernehmen.
SUV-Besitzer zahlen beim Neuwagenkauf (NoVA) und beim Tanken (Mineralölsteuer) mehr an Umwelt-Abgaben als Eigner konventioneller Autos. Dass diese Mittel nicht zweckgebunden in Grün-Projekte fließen, ist nicht die Schuld der bösen Geländewagen-Fahrer, sondern der Politik. Vielleicht könnte Bobo Bessermensch das ja einmal beim Nationalratsabgeordneten seines Vertrauens deponieren. Moment, seine Lieblings-Partei sitzt ja nicht mehr im Parlament. Womöglich auch deshalb, weil sich das realitätsfremde, oberflächliche und verächtliche Autofahrer-Bashing als politischer Irrweg entpuppt hat. Schade eigentlich, denn die an sich gute grüne Idee hätte sich einen sinnvolleren, niveauvolleren und respektvolleren Umgang verdient.
Weuzi
( 5. Januar 2019 )
Das Prinzip einer freien Gesellschaft “Leben und leben lassen” hat bei einer gewissen Gesellschaftsschicht offenbar ausgedient. Sie maßt sich an, die alleinig seligmachende Wahrheit zu kennen und fühlt sich berechtigt, diese mit allen Mitteln allen anderen Mitmenschen aufzuzwingen.
Buttersäure in Restaurants schütten, die Gänsestopfleber servieren, Ballbesucher beschimpfen und bespucken, Mastbetrieben die Tiere vertreiben, SUV´s den Lack zerkratzen, Cabrios das Dach aufschlitzen, Pelzmantelträgerinnen mit Lack besprühen, Raucherzonen in Lokalen anzeigen, Andersdenkende bei einer Demo behindern und bedrohen, durch sinnlose Kleindemos gegen eine demokratisch gewählte Regierung wöchentlich den Verkehr lahmlegen u.s.w..
Im Wilden Westen nannte man das Lynchjustiz.
Hans
( 5. Januar 2019 )
SUVs in the City?
Meine klare Meinung dazu: bis zur Größe etwa eines Skoda Karoq, Seat Ateca, Mitsu ASX und dergleichen ja, warum nicht?
Anders sehe ich das bei Monstren wie Touareg, Kuh Sieben, X5 und ähnliche. Die sind – ich möchte nochmals betonen, meine persönliche Meinung – nicht nur in der Stadt, sondern überall sinnlos. Kommen kaum in Parkgaragen hinein, brauchen 2 Parkplätze und in vielen Fällen sind die LenkerInnen 😉 heillos überfordert mit der Größe.
MfG J
Der Schwedenkönig
( 30. Januar 2019 )
Ich finde das weitverbreitete SUV-Bashing auch für überzogen.
Diesselben Leute, die einen M5 als endgeil abfeiern, erinnern sich beim X5 plötzlich an ihr Umweltgewissen.
Diesselben Leute , die einen 911 GT3 als Krone der automobilen Schöpfung anhimmeln, kritisieren den Cayenne als “sinnlos”.
Meiner Erfahrung nach handelt es sich dabei aber seltener um Bobos, sondern viel öfter um eingefleischte Car-Guys – auch in anderen Belangen eine der spiessigsten Sorten Mensch, die ich kenne.
Der Schwedenkönig
( 30. Januar 2019 )
PS: Wohltuende Ausnahmen nicht ausgeschlossen!